Branchenprognose 2023
Erstmals hat der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) eine detaillierte Branchenprognose für dieses Jahr vorgelegt. Und die hat es in sich: Demnach werden die Beiträge für die Wohngebäudeversicherungen um über ein Viertel (16 Prozent) steigen. Der Grund liegt auf der Hand: Die Baupreise steigen auch in diesem Jahr kontinuierlich weiter.
Weil sich die Bau- und Lohnkosten ebenfalls weiter erhöhen, trifft das auch für den Anpassungsfaktor zu, der 2023 im Vergleich zum Vorjahr um knapp 15 Prozent zulegt. Damit steige laut GDV neben der Prämie auch die Versicherungssumme. „Der Anstieg in diesem Bereich sowie Nachholeffekte wegen zuvor nicht realisierter Bauprojekte dürften zu spürbaren Beitragserhöhungen führen. Die Teuerungsrate im Bausektor liegt deutlich über dem Niveau der allgemeinen Verbraucherpreisinflation“, erklärt der Branchenverband.
Doch nicht nur die Wohngebäudeversicherung ist von der Preissteigerung betroffen. Gleiches gelte für die Hausratversicherung. Hier geht der GDV um ein Beitragsplus von sechs Prozent aus. Schließlich steigt mit der Inflation auch der Wert des eigenen Hausrats, die Versicherer korrigieren die Versicherungssummen nach oben, wodurch die Prämien wiederum steigen. Dazu kommt, dass die Versicherer nur mit einem moderaten Neugeschäft in der Hausratversicherung rechnen würden.
Auch in der Kfz-Sparte sieht es wenig rosig aus: Während die Anbieter nur von einem geringeren Wachstum von drei Prozent ausgehen, verteuern sich die Schäden weiter stark, auch weil Ersatzteile kostspielig bleiben. „Das werden die nur leicht steigenden Beitragseinnahmen wohl nicht kompensieren können“, erklärt GDV-Chef Jörg Asmussen.
In der Schaden- und Unfallversicherung schätzen die Versicherer das Beitragswachstum auf 5,7 Prozent, in der PKV könnte das Plus bei 3,5 Prozent liegen. Für die Lebensversicherer, Pensionskassen und Pensionsfonds hingegen wird ein Beitragsrückgang von 5,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erwartet. Spartenübergreifend rechnet der GDV mit einem Beitragsplus von 0,4 Prozent für das laufende Jahr.
Auch in der Industrie- und Gewerbeversicherung müssen sich Kunden auf einen Anstieg der Prämien einstellen: Vor dem Hintergrund der Inflation fordern Versicherer pauschale Prämienerhöhungen, erklärt der Industrieversicherungsmakler Südvers in einem aktuellen Marktreport. Weil bei den Rückversicherern die Kosten steigen, passen die Erstversicherer ihre Prämien ebenfalls nach oben an. Im laufenden Jahr stiegen bereits die Beiträge in der Sach- und Ertragsausfallversicherung. Auch im Montage- und Bauleistungsschutz könnten die Prämien um bis zu 20 Prozent nach oben gehen. Für die Anbieter ist das Geschäft mit den Projektversicherungen zu einem Nullsummengeschäft geworden, die Combined Ratio liegt demnach bei rund 100 Prozent.