Erlebt die formelle Kleidung in der Versicherungsbranche eine Renaissance?
In den letzten Jahren hat sich der Dresscode in vielen Branchen, einschließlich der Versicherungsbranche, erheblich verändert. Hoodies und Sneaker haben zunehmend die traditionellen Anzüge und Krawatten verdrängt. Doch nun scheint es, als würde die formelle Kleidung ein Comeback erleben. Zwei Branchenvertreter nehmen dazu Stellung.
pro: "Wenn wir uns formell kleiden, setzen wir uns selbst höhere Ansprüche"
Slobodan Pantelic, Area Lead bei HDI und Vorstand des Vereins Free Insurance Data
Es gibt zahlreiche Studien, die belegen, dass formelle Kleidung einen positiven Einfluss auf unsere Leistungsfähigkeit hat. Wenn wir uns formell kleiden, setzen wir uns selbst höhere Ansprüche. Wir treten nicht nur professioneller auf, sondern fühlen uns auch leistungsfähiger. Die Krawatte ist dabei nicht nur ein symbolisches Accessoire, sondern ein Stück Stoff, das uns daran erinnert, unser Bestes zu geben.
Ein Mitarbeiter, der täglich in Anzug und Krawatte ins Büro kommt oder bei Business-Events trägt, signalisiert damit nicht nur seinen Kollegen und Geschäftspartnern, sondern auch sich selbst, dass er bereit ist, Höchstleistungen zu erbringen. Diese psychologische Wirkung sollte nicht unterschätzt werden. Die formelle Kleidung kann somit ein Antrieb sein, der uns zu High Performance motiviert.
Die Krawatte ist ein elegantes Accessoire, das eine lange Geschichte hat. Ursprünglich stammt sie von den kroatischen Söldnern des 17. Jahrhunderts, deren "Hrvat" (Krawatte) sich schnell in ganz Europa verbreitete. Die Franzosen machten sie populär, und im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich die Krawatte zu dem modischen Statement, das wir heute kennen.
Eine gut gewählte Krawatte kann nicht nur den Anzug aufwerten, sondern auch Persönlichkeit und Stil des Trägers unterstreichen. Sie ist ein Zeichen von Raffinesse und Geschmack und kann ein einfaches Outfit in etwas Besonderes verwandeln.
Was hat uns der Switch zu Hoodie und Sneaker gebracht?
Als die Versicherungsbranche begann, sich von der Krawatte abzuwenden und hin zu Hoodies und Sneakern zu bewegen, gab es sicherlich positive Entwicklungen. Die Branche wurde „cooler“ und das „Du“ etablierte sich zunehmend. Diese Lockerung des Dresscodes hat dazu beigetragen, Hierarchien abzubauen und ein entspannteres Arbeitsumfeld zu schaffen.
Aber hat dieser Wandel tatsächlich unsere Performance verbessert? Vielleicht hat er dazu beigetragen, dass sich Mitarbeiter wohler fühlen und kreativer sind. Doch in einer Branche, die auf Vertrauen und Professionalität basiert, könnte die Rückkehr zur formellen Kleidung den entscheidenden Unterschied machen – insbesondere in der heutigen Zeit.
Formelle Kleidung bedeutet nicht spießig
Ist die Krawatte automatisch ein Symbol für Spießigkeit und Old School? Eher nein. Es geht darum, den richtigen Mix zu finden. Die Krawatte kann durchaus modern und stilvoll sein, wenn sie richtig kombiniert wird. Es ist möglich, professionell und dennoch zeitgemäß aufzutreten.
Die Renaissance der formellen Kleidung in der Versicherungsbranche ist nicht nur eine Frage der Mode, sondern auch eine Frage der Einstellung. Sie kann ein Zeichen dafür sein, dass wir bereit sind, uns wieder höheren Ansprüchen zu stellen und in einer zunehmend informellen Welt einen Hauch von Eleganz und Professionalität zurückzubringen. In diesem Sinne: Hoodie und Sneaker sind out, es lebe die Krawatte!
contra: "Jeder sollte die freie Wahl haben, welche Kleidung er im Arbeitskontext tragen möchte"
Simon Moser, CEO des Insurtechs muffintech
Wer mich kennt, der weiß, welcher Fraktion ich angehöre – in Sneakern, Hoodie beziehungsweise T-Shirt und Basecap fühle ich mich auf jeden Fall am wohlsten. Doch welche Rolle spielt Kleidung, vor allem im Berufsleben?
Sie kann Gruppenzugehörigkeit symbolisieren, wie bei Handwerkern oder auch vielen Bankern, und damit auch zu einem Gefühl von Gruppenzugehörigkeit beitragen. Sie kann Teil einer Personal Brand sein – in der Versicherungsbranche fallen mir hier spontan Slobodan Pantelic oder Mansoer Weigert ein. Oder sie kann einfach nur etwas sein, mit dem wir uns gut fühlen.
Warum ich kein Anzug-Typ bin
Für mich selbst ist es eine Mischung aus allen dreien. Als Startup-Gründer sind Sneaker und Hoodie fast schon üblich. Meine Basecaps, die ich egal zu welcher Veranstaltung trage, haben einen großen Wiedererkennungsfaktor und in legeren Klamotten fühle ich mich selbst meist am wohlsten.
Obwohl ich nun selbst nicht der Anzug-Typ bin, kann ich den Reiz eines Anzugs mit Krawatte gut verstehen. Meinen ersten Job hatte ich bei einer Unternehmensberatung. Da meine Kunden vor allem aus den Bereichen Banken und Versicherungen stammten, musste ich immer in Anzug und Krawatte aufschlagen. Und ich muss gestehen: Das wirkte sich durchaus positiv auf mein Selbstbewusstsein und folglich auf mein Auftreten aus.
Ich persönlich denke, dass jede und jeder die freie Wahl haben sollte, welche Kleidung er oder sie im Arbeitskontext tragen möchte. Denn ich bin der festen Überzeugung, dass man dann am besten performt, wenn man sich wohl fühlt - und darauf haben Klamotten sicher einen großen Einfluss. Das versuchen meine Mitgründer und ich bei muffintech auch vorzuleben, was zu einer bunten Mischung aus Kleidungsstilen führt, die ich als sehr bereichernd empfinde.