„Trust Barometer“ analysiert Daten aus 28 Ländern

So groß ist das Misstrauen in die deutsche Finanzbranche

Finanzberatung, Versicherer, Banken: Die Bundesbürger hegen eine ausgeprägte Skepsis gegenüber dem Finanzsektor. Damit schneidet die deutsche Branche im globalen Vergleich in puncto Finanzvertrauen schlecht ab.

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13:07 Uhr | 14. Juli | 2023
In Stücke geschnittener Kuchen

Nach welchen Kriterien treffen Makler die Entscheidung einer Poolanbindung? Die Punkte Tools, Software und Produktportfolio sind für viele ausschlaggebend.

| Quelle: Andriy Onufriyenko

Um das Vertrauen in die deutsche Finanzbranche ist es schlecht bestellt. Das geht aus dem aktuellen „Trust Barometer 2023“ der Kommunikationsberatung Edelman hervor, für das 32.000 Menschen aus 28 Ländern befragt wurden. Nur 40 Prozent der deutschen Teilnehmer gaben darin an, Vertrauen in Unternehmen aus dem Financial-Service-Sektor zu haben. Im globalen Durchschnitt liegt dieser Wert dagegen bei 59 Prozent. Von 17 ausgewählten Branchen schenken die Deutschen dem Finanzsektor damit am zweitwenigsten Vertrauen. Größeres Misstrauen bringen sie nur Unternehmen aus dem Segment der sozialen Netzwerke entgegen.

Großes Misstrauen in Bitcoin & Co.

Bei näherer Betrachtung der einzelnen Finanzbereiche schneiden digitale Vermögenswerte wie Bitcoin besonders schlecht ab. Sie erreichen in der Umfrage eine Vertrauensquote von lediglich 18 Prozent. Ebenfalls wenig Vertrauen haben die Bundesbürger zudem in die Themen Finanzanlage (34 Prozent), Finanzberatung (33 Prozent) und Fintech-Unternehmen (31 Prozent). Mehr Vertrauen bringen sie dagegen Sachversicherern (53 Prozent), Personenversicherern (51 Prozent) und Banken (54 Prozent) entgegen. Diese Segmente befinden sich oberhalb des von 1 bis 49 Prozent reichenden „Misstrauensbereichs“.

An Vertrauen zulegen konnte der deutsche Bankensektor: Im Vergleich zum Vorjahr erhöhte sich der Trust Score hier um 16 Prozentpunkte. Diese deutsche Entwicklung hebe sich laut Edelman vom Rest der befragten Länder ab: Dort vergrößerte sich das Vertrauen in Banken im Schnitt um zwei Prozentpunkte. Mit 63 Prozent sprechen die global Befragten dem Bankensektor allerdings ohnehin ein höheres Vertrauen aus als die im Bundesgebiet Befragten.    

Dienen die Finanzdienstleistungsunternehmen den Interessen aller gleichermaßen und gerecht? Auch diese Frage stellte die Kommunikationsagentur den Befragten; dabei zeigte sich ein klares Bild: Nur 27 Prozent der Deutschen antworteten hier mit „Ja“. Ebenso bejahen lediglich 32 Prozent die Frage, ob die Finanzdienstleister „eine glaubwürdige Vision für die Zukunft“ böten.  

Weiterer Vertrauensrückgang für die Zukunft erwartet

Holger Nacken, Managing Director Financial Services bei Edelman Smithfield, erklärt dazu: „Insgesamt legen die Ergebnisse ein fundamentales Vertrauensdefizit in einen wichtigen Bereich unserer Volkswirtschaft offen." Er erwarte in Zukunft einen weiteren Vertrauensrückgang und verwies dabei auf Ereignisse wie die Pleite der amerikanischen Kryptobörse FTX sowie die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS, die eine Krise bei den US-Regionalbanken auslöste. Dadurch stehe der gesamte Sektor im Fokus der öffentlichen Diskussion.

Von der Mitarbeiterwarte betrachtet, fällt die Vertrauensfrage hingegen anders aus: Mitarbeiter des Finanzsektors haben mit 83 Prozent von allen 17 untersuchten Branchen das größte Vertrauen in ihren Arbeitgeber.