Assekurata: Überschüsse sinken weiter

Die Ratingagentur präsentierte aktuelle Zahlen zu Überschussbeteiligungen und Garantien deutscher Lebensversicherer. Die Neue Klassik ist zwar auf dem Vormarsch, doch auch hier dürften vor allem konservative Kunden mitunter enttäuscht werden.

15:02 Uhr | 09. Februar | 2021

Die traditionelle Klassik in der Lebensversicherung ist ein Auslaufmodell. Zu diesem Schluss kommt die Kölner Rating-Agentur Assekurata, die am Dienstagvormittag via Videokonferenz ihre jährliche Untersuchung zu Überschussbeteiligungen und Garantien deutscher Lebensversicherer präsentiert hat. Doch die oft gepriesene Neue Klassik weist nur unwesentlich höhere Renditen auf.

An der Marktstudie zur Lebensversicherung nahmen in diesem Jahr insgesamt 47 Unternehmen teil, die nach Prämieneinnahmen einen Marktanteil von 69 Prozent (Vorjahr: 79 Prozent) widerspiegeln. Während große Anbieter wie die R+V, Bayern-Versicherung und Cosmos – zur Überraschung von Assekurata – sich diesmal nicht an der Studie beteiligen wollten, waren neue Gesellschaften, unter anderem Run-Off-Anbieter wie Credit Life neu dabei.

Überschüsse sinken weiter

2021 sank die laufende Verzinsung für Klassik-Produkte der privaten Rentenversicherung von durchschnittlich 2,29 Prozent 2020 auf nun 2,14 Prozent. Der langfristige Trend sinkender Deklarationen setzt sich damit weiter fort, innerhalb der Branche gibt es kaum noch Ausreißer. Hinzu kommt, dass immer weniger Anbieter überhaupt noch Klassik-Tarife anbieten. Von den 25 Unternehmen mit Klassik-Tarif im Portfolio haben 18 die laufende Verzinsung abgesenkt. Bei einem Vertrag, der über die nächsten 25 Jahre läuft, prognostiziert Assekurata bei gleichbleibendem Zinsniveau eine illustrierte Beitragsrendite von durchschnittlich 1,88 Prozent.

„Auf dem Vormarsch“ ist Assekurata-Geschäftsführer Dr. Reiner Will zufolge indessen die Neue Klassik, deren Entwicklung das Analysehaus seit 2015 untersucht. Deren laufende Verzinsung bewegt sich in der Spanne zwischen 1,25 und 3,0 Prozent. Im Durchschnitt der Anbieter fiel aber auch hier die laufende Verzinsung im Vergleich zum Vorjahr von 2,28 Prozent auf 2,13 Prozent. Während 14 Unternehmen ihre Deklaration abgesenkt haben, hob sie mit der HDI nur ein einziger Anbieter an.

Abschied von den 100-Prozent-Garantien

Nach und nach nehmen zudem mehr Anbieter Abstand von 100-Prozent-Garantien. In diesem Jahr sind jene Versicherer, die volle Beitragsgarantien bieten, in der Studie erstmals in der Minderheit. Zudem fallen die Garantien, die geboten werden, immer geringer aus. 

Die Allianz hatte bereits im Herbst verkündet, im Neugeschäft künftig bis auf wenige Ausnahmen keine hundertprozentige Beitragsgarantie mehr zu bieten, zahlreiche Gesellschaften folgten dem Vorbild des Marktführers. Von den 26 Unternehmen, die mit einem neuen klassischen Tarif an der Studie teilgenommen haben, bieten fünf eine anteilige und neun keine Beitragsgarantie mehr an.

Wer aus der Garantie-Absenkung nun eine im Vergleich zur Klassik höhere Überschussbeteiligung folgert, liegt jedoch falsch, wie die Assekurata-Daten zeigen. Im Mittel liegen die laufende Verzinsung bei Klassik und Neuer Klassik nämlich mit 2,13 Prozent gleichauf. Bei Versicherern, die beides anbieten, liegt das Niveau der Klassik-Überschüsse allerdings unter dem der Neuen Klassik.

Jeweils arithmetische Mittelwerte bez. auf die in der Studie verwendeten Musterverträge; *besierend auf Gesamtverzinsung bei BWR=0; sonstige Gewinnanteile speisen sich aus Kosten-und Risikogewinnen (c) Assekurata

Die monatliche Mindestrente, die Anbieter mit Neuabschluss eines Neue-Klassik-Tarifs garantieren, sinkt. Bei 35 Jahren Laufzeit beträgt der Marktdurchschnitt aktuell nur noch knapp 106 Euro, 2019 waren es durchschnittlich 214 Euro Monatsrente. Geringere Garantien, niedrigere Überschüsse: schlechte Zeiten für konservative Kunden. Die müssen laut Assekurata-Chef Will künftig umdenken, auf mehr Risiko und damit höhere Renditen setzen.

Über alle analysierten Produktarten und Tarifgenerationen sinkt die laufende Verzinsung 2021 im Marktdurchschnitt von 2,74 Prozent auf nunmehr 2,65 Prozent. Bei den neueren Tarifgenerationen fällt der Rückgang teils stark aus, die Überschussbeteiligung bei den älteren Tarifen hält sich derweil weitgehend stabil.