Schadenfall der Woche

Betrug mit der Dürre: Es regnet Versicherungsgelder

Zwei Landwirte aus Süd-Colorado stehen im Verdacht, das System der Ernteversicherung manipuliert zu haben, um umfangreiche staatliche Hilfen zu erschleichen.

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11:09 Uhr | 19. September | 2024
Schadenfall der Woche

Zwei Jahre dauerte das Verfahren um den insolventen Goldhändler PIM, 200 Zeugen wurden währenddessen vernommen.

| Quelle: procontra

Der Fall, der von der Zeitung Colorado Sun veröffentlicht wurde, zeigt den kriminellen Einfallsreichtum von zwei Landwirten und wirft ein Licht auf ein weitreichendes Betrugssystem, das sogar ein Todesopfer forderte.

In den USA sind Wetterstationen über das ganze Land verteilt und liefern wichtige Daten für die Wettermeldungen. Auch Regensammler gehören zu diesen Stationen: Kleine Behälter, die den Niederschlag messen und an den National Weather Service melden. Fehlt ein Signal, bedeutet dies Trockenheit. Doch schon 2017 häuften sich Berichte über manipulierte Regenmesser: Durchtrennte Drähte, aufgesetzte Metall-Schirmchen und gebohrte Löcher sorgten für falsche Trockenheitsmeldungen, insbesondere in Kansas und Colorado. Die Ermittlungen des Landwirtschaftsministeriums führten schließlich zu zwei Landwirten, die in der Nähe von Springfield Rinder züchteten und Futter anbauten. Die beiden hatten die Messer manipuliert, um Zahlungen aus Ernteversicherungen zu erhalten.

Erpresser endete als mumifizierte Leiche

Ein ehemaliger Landarbeiter, der die Regenmesser manipulierte und anschließend versuchte, die Landwirte zu erpressen, wurde nach seiner Entlassung vom FBI gejagt. Seine mumifizierte Leiche wurde später in einem verlassenen Farmhaus gefunden. Die Landwirte hatten durch ihren Betrug erhebliche zusätzliche Einnahmen generiert und wurden zu 6,6 Millionen Dollar Schadensersatz verurteilt. Zudem verbrachten sie die ersten Monate des Jahres 2024 in einem Bundesgefängnis.

Milliarden-Unterstützung für Landwirte

In den USA stehen jährlich über 30 Milliarden Dollar an Agrarsubventionen zur Verfügung, finanziert durch Steuerzahler. Die Environmental Working Group berichtet, dass zu den 19 Milliarden Dollar an subventionierten Ernteversicherungsprämien weitere 15 Milliarden Dollar an direkten Erntezahlungen hinzukommen. Weidefutterversicherungen basieren dabei ausschließlich auf den gemessenen Niederschlägen einer bestimmten Wachstumsperiode, was sie besonders anfällig für Manipulationen macht.

Betrüger lassen sich einiges einfallen

Der Betrug in der Agrarversicherung ist kein Einzelfall. Bereits in der Vergangenheit gab es ähnliche Fälle in den USA und auch in der EU. In North Carolina leitete ein Versicherungsagent eine Verschwörung unter Tabakbauern, die ihre Ernten versteckten, um Versicherungsgelder zu kassieren, was dem Agenten 30 Jahre Gefängnis einbrachte. Ebenso inszenierten Gemüsebauern Hagelschäden mit Eiswürfeln. Nie endende Kreativität und ein System, das immer wieder Schlupflöcher bietet – die Methoden des Betrugs sind vielfältig, aber die Konsequenzen unnachgiebig.

Mit dieser Geschichte wird einmal mehr deutlich, wie verwundbar Systeme zur Subventionsvergabe sein können und welche Maßnahmen erforderlich sind, um einen fairen und gerechten Umgang mit Ressourcen sicherzustellen.