Kfz-Versicherung

Beitragssteigerungen: Silberstreif am Kfz-Himmel

Der Jahreswechsel war für zahlreiche Versicherte mit deutlichen Prämienanpassungen ihrer Kfz-Versicherung verbunden. Nun melden erste Versicherer sich zu Wort, dass eine Trendwende erreicht wurde bzw. möglich ist.

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14:01 Uhr | 09. Januar | 2025
Ein Cabrio fährt durch eine Prärie in den USA

Zarter Silberstreif am Himmel: Erste Kfz-Versicherer meldeten, dass sie ihre Combined-Ratios zuletzt merklich verbessern konnten.

| Quelle: John M Lund Photography Inc

Das vergangene Jahr war aus Sicht der meisten Kfz-Versicherer eines zum Vergessen: Die Unternehmen mussten für Schäden wesentlich mehr ausgeben, als sie über die Beiträge ihrer Kunden einnahmen. Der Versichererverband GDV schätzt, dass die Kfz-Versicherer 2024 ein Minus von rund zwei Milliarden Euro erwirtschaftet haben dürften. 

Als Folge – und auch aufgrund von Druck durch die Finanzaufsicht – schraubten die Versicherer ihre Beiträge deutlich nach oben. Laut einer Auswertung des Portals „Finanztip“ lagen die Preise für Neuverträge Ende November 2024 um bis zu 26 Prozent über denen des Vorjahres. 

Huk-Coburg kann Combined-Ratio verbessern

Doch mittlerweile zeigen sich erste Versicherer optimistisch, die Verlustzone bald verlassen zu können. Im Interview mit der „Börsen-Zeitung“ erklärte Klaus-Jürgen Heitmann, Chef des Branchenprimus Huk-Coburg, dass es dem fränkischen Versicherer im vergangenen Jahr gelungen sei, die Combined Ratio deutlich zu verbessern. „Die Combined Ratio ist für 2024 um mindestens 10 Prozentpunkte besser ausgefallen als im Vorjahr“, so Heitmann.

Für 2025 schätzt Heitmann mit einer weiteren Verbesserung der Lage – insbesondere vor dem Hintergrund der deutlich angepassten Versicherungsprämien. „Die Huk-Coburg wird auf jeden Fall einen Gewinn erzielen“, erklärte Heitmann. Auch für die Branche insgesamt hält der Huk-Coburg-Chef eine Rückkehr in die Profitabilität für möglich.

Allerdings sieht Heitmann eine Zweiteilung des Marktes zwischen großen und kleinen Versicherern. „Autoversicherung wird sehr viel stärker als früher ein Skalenspiel“, erklärte der Versicherungsmanager und verwies auf neue Tarifierungssysteme, die sich in erster Linie die großen Marktteilnehmer leisten könnten. Anbieter, die solche Investitionen nicht stemmen können, spürten das auch bei ihrer Schaden-Kosten-Quote.

Itzehoer peilt schwarze Null an

Doch auch bei der deutlich kleineren Itzehoer Versicherung sieht man in der Kfz-Versicherung den sprichwörtlichen Silberstreif am Firmament. „Wir sind Ende 2024 bereits auf halbem Wege, im Kfz-Sektor wieder schwarze Zahlen schreiben zu können, und werden 2025 wieder die schwarze Null erreichen“, äußerte sich dessen Vorstandsvorsitzender Uwe Ludka in einer aktuellen Pressemitteilung. So habe man im vergangenen Jahr im Kfz-Bereich die Brutto-Schaden-Kostenquote von 110 auf immerhin 106 Prozent senken können. Man sei jedoch gezwungen gewesen, die Beiträge auch für 2025 anzupassen, so dass die roten Zahlen womöglich in diesem Jahr wieder verlassen werden können.

Insgesamt konnte der norddeutsche Versicherer die Zahl der versicherten Fahrzeuge 2024 nach eigenen Angaben um rund 200.000 erhöhen. Damit war das Kfz-Geschäft erneut „stärkster Wachstumsmotor“ für die Itzehoer.

Ob die Versicherer mit dem Kfz-Geschäft 2025 wieder Profite erwirtschaften können, bleibt abzuwarten. Entscheidend hierfür dürfte unter anderem auch die Zahl und das Ausmaß von Extremwetterereignissen sein. So hatte Extremwetter im vergangenen Jahr bei den Kfz-Versicherern für Schäden in Höhe von einer Milliarde Euro gesorgt – im Durchschnitt liegen die Schäden hier bei 1,2 bis 1,3 Milliarden Euro.

Allianz-Chef Oliver Bäte hatte in einem weit beachten Handelsblatt-Interview die Diskussion angestoßen, über den Leistungsumfang von Versicherungen nachzudenken. So könnte in der Kfz-Versicherung die freie Werkstattwahl für die Versicherten wegfallen, damit die Policen auch künftig bezahlbar blieben. Die ersten Prognosen aus der Branche lassen jedoch die Hoffnung aufkommen, dass enorme Beitragssprünge und/ oder Leistungskürzungen zumindest in der nahen Zukunft nicht drohen.