Unfallversicherung: Lediglich ein Tarif fällt bei Prüfern komplett durch
Die Unfallversicherung ist aus Sicht vieler Versicherer höchst interessant, sorgt sie als „Cash Cow“ mit einer Combined Ratio von unter 80 für klingelnde Kassen bei den Unternehmen. Gleichzeitig wird der Wert der Unfallversicherung in Frage gestellt: Im Jahr 2020 bezeichnete das Wirtschaftsmagazin „Capital“ die Policen als „meist überflüssig“, weil sie zu selten greifen.
Ob die Kritik an der Unfallversicherung sich bei den Kunden niederschlägt, ist unklar. Fest steht jedoch, dass der Vertragsbestand rückläufig ist. 2024 sank dieser um rund 300.000 auf jedoch immerhin noch 24,8 Millionen Stück.
Tarifwechsel in Betracht ziehen
Im Kampf um Kunden feilen die Versicherer an ihren Tarifbedingungen und erweitern den Schutz. Für die Kunden ergibt sich dadurch mittlerweile ein sehr breiter, sehr differenzierter Markt. Dieser ist mittlerweile so differenziert, dass aus Sicht des Ratinghauses Morgen & Morgen das Beratungspotenzial steigt. „In einem dynamischen Marktumfeld sollte gerade bei Sachversicherungen auch ein Tarifwechsel in Betracht gezogen werden“, schreibt Torsten Saal, Prokurist und Bereichsleiter Mathematik und Rating bei Morgen & Morgen, anlässlich der Veröffentlichung des aktuellen Marktüberblicks zur Unfallversicherung.
Knapp die Hälfte der Tarife ist exzellent
Kunden steht dabei ein breites und qualitativ gutes Angebot an Unfallversicherungstarifen zur Auswahl. Knapp die Hälfte (142) der 293 untersuchten Tarife wurde mit der Höchstnote „ausgezeichnet“ bewertet – das waren sieben mehr als noch im vergangenen Jahr. Weitere 61 (2024: 65) Tarife erhielten die Note „sehr gut“. Lediglich ein Tarif wurde als „sehr schwach“ bewertet. Mit „Unfall Trias“ erwischt es wie im Vorjahr einen Tarif des Assekuradeurs Askuma, ein Einsteigertarif. Häufig fehlen hier Leistungen bei Ertrinken, Ersticken, Erfrieren, Schäden durch Insektenstiche, Nahrungsmittelvergiftungen oder Impfungen oder seien nicht vollständig erfüllt, erklärte eine Sprecherin des Analysehauses im vergangenen Jahr auf procontra-Nachfrage.
Mit „Premium Plus Internet“ hat Askuma jedoch einen mit „ausgezeichnet“ bewerteten Tarif im Angebot.
Note | Zahl der Tarife 2025 | Zahl der Tarife 2024 |
ausgezeichnet (*****) | 142 | 135 |
sehr gut (****) | 61 | 65 |
durchschnittlich (***) | 41 | 40 |
schwach (**) | 48 | 48 |
sehr schwach (*) | 1 | 2 |
So funktioniert die Bewertung
Zur Bewertung zog Morgen & Morgen insgesamt 50 Leistungskritierien heran, die unterschiedlich schwer gewichtet werden. Die Leistungsfragen können entweder voll, teilweise (50 Prozent der Punkte) sowie nicht erfüllt werden. Während Tarife, die weniger als 40 Punkte erhalten, in die schlechteste Kategorie eingruppiert werden, braucht es 120 Punkte für die Höchstnote.
Um diese oder auch die zweithöchste Note zu erhalten, müssen die Tarife zudem bestimmte Mindestkritierien erfüllen. Dazu gehören beispielsweise:
Gesundheitsschäden durch erhöhte Kraftanstrengung oder Eigenbewegung sind versichert
Infektionskrankheiten sind versichert
Bewusstseinsstörungen durch ärztlich verschriebene Medikamente sind versichert
Bergungskosten sind versichert
Für den Eintritt der Invalidität gilt eine längere Frist als 12 Monate
Die gesamte Ratingdokumentation kann hier nachgelesen werden.
Auch wenn sich die Leistungen zwischen den einzelnen Tarifen stark unterscheiden, sieht Morgen & Morgen jedoch auch marktweite Trends. So stellt das Analysehaus – wie bereits im letzten Jahr – eine je nach Tarif flexiblere Ausgestaltung der Gliedertaxe fest. Zudem gibt es seit 2021 immer mehr Versicherer die die Absicherung gesundheitlicher Schäden im Zusammenhang mit einer Corona-Schutzimpfung aufnehmen. „Dieser Trend setzt sich fort“, schreibt Morgen & Morgen. Viele Tarife beinhalten nun eine explizite Absicherung für gesundheitliche Schäden, sofern die Impfung mit einem in der Europäischen Union zugelassenen Impfstoff erfolgt ist.
Sämtliche Ratingergebnisse finden Sie hier.