Interview

Pflegeimmobilien: Diese Faktoren sollten Anleger beachten

Welche Faktoren entscheiden über Sicherheit und Rendite bei der Geldanlage in Sozialimmobilien? Marc-Philipp Unger, Vorstandsvorsitzender der DI Deutschland Immobilien AG aus Hannover, gibt Antworten.

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12:01 Uhr | 10. Januar | 2025
Marc-Philipp Unger

Marc-Philipp Unger, Vorstandsvorsitzender der DI Deutschland Immobilien AG aus Hannover.

| Quelle: DI Deutschland Immobilien AG

procontra: Sie vermitteln Sozialimmobilien. Was macht den Markt für Kapitalanleger interessant? 

Marc-Philipp Unger: Unser Fokus liegt auf Pflegeimmobilien, da diese durch den demografischen Wandel stark nachgefragt sind und stabile Mieteinnahmen bieten. Kapitalanleger profitieren von sozialer Relevanz, verlässlichen Erträgen und einem Belegungsrecht für Angehörige, das eine schnelle Versorgung im Pflegefall sicherstellt.

procontra: Welche Renditen dürfen Anleger bei Pflegeimmobilien erwarten?

Unger: Die Renditen liegen oft bei 3 bis 5 Prozent, abhängig von Gebäudealter, energetischem Standard und Standort. Ein Vorteil ist, dass Instandhaltungskosten meist vom Betreiber getragen werden, was weniger Rücklagen und eine höhere Nettorendite für Anleger bedeutet. Indexierte Mietverträge sorgen zudem für automatische Inflationsanpassungen.

procontra: Und wenn der Betreiber seinen Instandhaltungspflichten nicht nachkommt?

Unger: Der Eigentümer kann den Betreiber zur Erfüllung der Pflichten auffordern. Sollte dies erfolglos sein, besteht die Möglichkeit, den Vertrag zu kündigen und einen neuen Betreiber zu wählen. Daher ist die Bonität des Betreibers wichtig; wir prüfen diese durch einen Dienstleister und fordern oft auch Patronatserklärungen oder Bürgschaften zur Absicherung.

Das Finanzierungsproblem der Pflegekassen ist eine Herausforderung, doch der Bedarf an Pflegeplätzen bleibt hoch.
Marc-Philipp Unger

procontra: Welche weiteren Risiken gibt es?

Unger: Standortrisiken bestehen, da sich die Sozialstruktur eines Gebiets ändern kann. Außerdem könnte der Betreiber ausfallen. Obwohl er das Leerstandsrisiko trägt, kann seine Insolvenz den Eigentümer betreffen. Ein solider Betreiber ist daher entscheidend. Zudem stellt der Fachkräftemangel ein Risiko dar, da er den Pflegebetrieb beeinflussen kann.

procontra: Der Markt für Pflegeimmobilien unterliegt dem Einfluss staatlicher Regulierung. Wiederholte Änderungen oder schärfere Auflagen können die Rendite belasten. Wie beurteilen Sie dieses Risiko?

Unger: Regulatorische Änderungen können zwar kurzfristig die Rendite beeinflussen, sichern aber langfristig hohe Qualitätsstandards in der Pflege. Professionelle Betreiber können sich flexibel anpassen. Der steigende Pflegebedarf und der Angebotsmangel verstärken die Nachfrage nach Pflegeimmobilien und stützen so die Marktchancen langfristig.

procontra: Die gesetzliche Pflegekasse hat ein Finanzierungsproblem. Wie beeinflusst das den Markt für Pflegeimmobilien?

Unger: Das Finanzierungsproblem der Pflegekassen ist eine Herausforderung, doch der Bedarf an Pflegeplätzen bleibt hoch. Private Vorsorge und zusätzliche Pflegeversicherungen könnten künftig wichtiger werden und den Markt dadurch attraktiv halten.