Beitrag, Leistung, Deckungszusage

Wie sich die Bonität der Kunden auf die Kfz-Versicherung auswirkt

Welche saisonalen Unterschiede es bei der Zahlungsmoral von Kfz-Kunden gibt, wurde auf der DAV-Jahrestagung deutlich. Aber erhalten Kunden mit schlechter Bonität keine Kfz-Versicherung?

Author_image
15:04 Uhr | 29. April | 2025
Mann sitzt in Auto

Welche saisonalen Unterschiede es bei der Zahlungsmoral von Kfz-Kunden gibt, wurde auf der DAV-Jahrestagung deutlich. Aber erhalten Kunden mit schlechter Bonität keine Kfz-Versicherung?

| Quelle: Nikola Stojadinovic

Die zurückliegende Kfz-Wechselsaison war eine intensive. Um rund 12 Prozent habe diese über der Intensität des Vorjahres gelegen. Das teilten Marcella Cutrona und Markus Jabs von der Auskunftei Experian an diesem Dienstag auf der Jahrestagung der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) mit.

Berechnet haben sie diesen Wert nicht anhand der tatsächlich gewechselten Kunden oder Fahrzeuge, sondern anhand der bei ihnen eingegangenen Bonitätsanfragen für die Kfz-Versicherung. „Wir sind fast wieder auf Vor-Corona-Niveau angekommen“, sagte Cutrona. Bekanntlich hatte es in der Hochphase der Corona-Pandemie deutlich weniger Verkehr und Versicherungsschäden gegeben, bedingt unter anderem durch Lockdowns und Reiseverbote.

Zahlungsschwache Kunden kommen unterjährig

Die Versicherer prüfen bei Anträgen meistens auch die Bonität ihrer Neukunden. Die Analyse, die die beiden Experian-Mitarbeiter den Aktuaren vorstellten, zeigt: Beim unterjährigen Kfz-Geschäft, also in den Monaten Januar bis einschließlich September, ist die Trefferquote für Kunden mit schlechter Bonität regelmäßig höher als während der intensiven Kfz-Wechselsaison von Oktober bis einschließlich Dezember.

Jabs betonte zudem, dass eine negative Bonität evident mit einem erhöhten Schadenrisiko in Verbindung stehe. Dies hängt anscheinend unter anderem damit zusammen, dass Menschen mit schlechterer Bonität häufiger ältere Autos fahren, die zum Beispiel aufgrund von schlechterer technischer Ausstattung ein erhöhtes Unfallrisiko innehaben.

Was darf der Versicherer?

Aber wird einem faktisch das Autofahren verboten, wenn man vor Jahren einmal bei den Raten für die Waschmaschine säumig war? Diese Frage ist nicht komplett aus der Luft gegriffen. Schließlich prüfen die Kfz-Versicherer die Bonität ihre Antragsteller, um einschätzen zu können, wie wahrscheinlich diese ihre Beiträge bezahlen werden. Mit Blick auf die Kfz-Haftpflichtversicherung, die man zwingend zur Verkehrsteilnahme benötigt, überwiegt der Kontrahierungszwang. Das heißt, der Versicherer muss den Kunden auch bei schlechter Bonität annehmen und ihm mindestens die gesetzlichen Mindestversicherungssummen anbieten.

Ablehnen kann er ihn nur, wenn der Kunde privatinsolvent ist, einen Offenbarungseid geleistet hat oder schon einmal bei diesem Unternehmen versichert war und aufgrund nicht geleisteter Beiträge gekündigt wurde. Anders sieht es in der Kasko-Versicherung aus. Hier kann der Versicherer die Deckungszusage verweigern oder aufgrund der schlechten Bonität einen höheren Beitrag verlangen.