bAV: Wie Versorgungswerke dem Niedrigzins trotzen

In einem Versorgungswerk bündeln mehrere Firmen die betriebliche Altersversorgung. Das wirkt sich positiv auf die Gesamtverzinsung aus. Wie die Bilanz von Metallrente und Klinikrente für 2020 ausfällt und welche Folgen gekürzte Rentenfaktoren haben.

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07:02 Uhr | 18. Februar | 2021
Die Mindestrente bleibt in der bAV weiter in der zugesagten Höhe garantiert, sagt Metallrente-Konsortialmanagerin Laura Leithold. Bild: Metallrente

Die Mindestrente bleibt in der bAV weiter in der zu Vertragsbeginn zugesagten Höhe garantiert, weiß Metallrente-Konsortialmanagerin Laura Leithold. Bild: Metallrente

Im Einkauf liegt bekanntlich der Gewinn. Das gilt auch für betriebliche Versorgungswerke, in denen viele Firmen die Altersvorsorge ihrer Mitarbeiter organisieren. Dies lässt sich unter dem Dach eines Tarifvertrags leicht bewerkstelligen. Entgeltumwandlung fördert der Staat seit 2002. Zu dieser Zeit entstanden auch die heute großen Versorgungswerke wie Metallrente für alle Beschäftigten der Metall- und Elektronikindustrie und die Klinikrente für Mitarbeiter von Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen.

Die größte Einkaufsmacht hat die Metallrente, bei der die Gewerkschaft IG Metall und der Arbeitgeberverband Gesamtmetall gleichberechtigte Alleingesellschafter sind, und dem sich inzwischen auch die Stahlindustrie sowie die Branchen Textil und Bekleidung, IT sowie Holz und Kunststoff angeschlossen haben.

Metallrente bleibt größtes Branchenversorgungswerk

Heute organisieren knapp 48.000 Firmenkunden (+ 1.900 gegenüber dem Vorjahr) mit mehr als 823.000 Verträgen (+ 54.000), die 2020 trotz Corona-Krise 64 Millionen Euro jährlichen Neubeitrag beigesteuert haben (- 36 Millionen), ihre bAV über die Metallrente GmbH. Der Bestand der Verträge zur kapitalgedeckten Altersversorgung (neben bAV wird noch Riester geboten) sei 2020 um knapp 5 Prozent auf einen neuen Rekord von besagten 823.000 Verträgen angestiegen. Hinzu kommen noch knapp 130.000 Policen privater Absicherung der Arbeitskraft (BU, Erwerbsminderung, Grundfähigkeit), für den Pflegefall und Hinterbliebenenabsicherung. Somit ist die Metallrente mit gut 950.000 Versicherten „weiterhin das größte Branchenversorgungswerk Deutschlands“, betont Geschäftsführer Heribert Karch.

Damit die Risiken eines so großen Kollektivs auf mehrere Schultern verteilt werden, arbeitet das Versorgungswerk mit einem Konsortium an Versicherern zusammen. Die Bestände werden von Allianz, R+V, Swiss Life, Ergo und Versicherungskammer Bayern (VKB) gemäß ihrer jeweiligen Beteiligung gemeinschaftlich getragen (VKB ist bislang nur für die Arbeitskraftabsicherung dabei, nicht für bAV und Riester). In der Regel gehen bei bAV/Riester 60 Prozent der Verträge an die Allianz, dann folgen R+V, Ergo und Swiss Life.

Vertrieb und Kapitalanlage weitgehend in Regie der Konsorten

Auch den Vertrieb (Makler bekommen die im Kollektivgeschäft üblichen Vergütungen) und den überwiegenden Teil der Kapitalanlage übernehmen die Konsorten. Innerhalb der Kapitalanlage gibt es aber auch ein exklusiv für Metallrente von Allianz Global Investors aufgelegtes und verwaltetes Metallrente-Fondsportfolio. „Über die strategische Kapitalanlage wird zweimal jährlich in unserem Kapitalanlageausschuss, dem auch Vertreter von IG Metall und Gesamtmetall angehören, entschieden“, betont Laura Leithold, Leiterin Konsortialmanagement bei der Metallrente. Alle Entscheidungen, die den Pensionsfonds und das Fondsportfolio betreffen, „liegen vollständig bei uns und unseren Sozialpartnern“, so Leithold weiter.

Beim sicherheitsorientierten Direktversicherungstarif („Profil“) geht die Kapitalanlage zu 100 Prozent in das Sicherungsvermögen der Versicherungspartner von Metallrente ein. Für 2021 gilt eine Gesamtverzinsung von 2,75 Prozent - samt Beteiligung an den Bewertungsreserven und nicht garantierter Schlussüberschüsse am Ende der Laufzeit (2020: 3,15 Prozent).

Beim kapitalmarktnahen Direktversicherungstarif („Chance“) fließt die Kapitalanlage ins Sicherungsvermögen der Versicherungspartner und bis zu 50 Prozent in Aktien und Anleihen (Metallrente-Fondsportfolio). Hier beträgt die Gesamtverzinsung 2021 mindestens 2,65 Prozent (2020: 3,05 Prozent), hinzu kommen Renditechancen aus dem Metallrente-Fondsportfolio. „Obwohl sich kein Akteur vom Zinstief abkoppeln kann, können sich Arbeitgeber und Beschäftigte bei uns weiter auf sehr gute Betriebsrenten verlassen“, ist Karch überzeugt.

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Metall-Pensionsfonds jetzt auch über Klinikrente verfügbar

Gerade der Metall-Pensionsfonds überzeuge dank moderner Kapitalanlage und guter Verzinsung. Unter dem Namen „Klinikrente im Metall-Pensionsfonds“ können ab sofort auch Beschäftigte im Gesundheitswesen mit dem Metall-Pensionsfonds vorsorgen, bestätigt Karch. Die Klinikrente hat dies bestätigt. Seit seinem Start 2003 hat der Pensionsfonds eine durchschnittliche Rendite von 5,4 Prozent pro Jahr erzielt und wuchs 2020 um 11.200 Verträge (2019: +14.400).

Basis ist die Beitragszusage mit Mindestleistung (BZML). Dadurch müssen zu Rentenbeginn mindestens die eingezahlten Beiträge abzüglich der Beiträge für Risikobausteine zur Verfügung stehen. Die Rentenhöhe wird zum Zeitpunkt des Rentenbeginns ermittelt und dann garantiert. Die Anlage erfolgt im „Metallrente-Fondsportfolio“, in Rentenpapieren und im Sicherungsprodukt der Allianz Leben. Im Schnitt sparen Arbeitnehmer über die Metallrente, die keinen Geschäftsbericht publiziert, 1.201 Euro pro Jahr für bAV bzw. Riester an (2019: 1.192 Euro).

BZML weiter mit 100 Prozent Garantie

Dennoch ist eine Experten-Diskussion im Gange, ob eine rentierliche bAV in einer langfristigen Niedrigzinsphase weiterhin mit 100 Prozent Beitragsgarantie darstellbar ist oder das Garantieniveau bei der BZML nicht abgesenkt werden sollte. Der Gesetzgeber wartet ab, doch Marktführer Allianz nahm kürzlich bei mehreren kapitalmarktnahen Tarifen die Rentenfaktoren zurück, auch in der bAV. Davon sind bei der Metallrente rund 50.000 Verträge im Chance-Tarif betroffen. „Die Mindestrente bleibt weiter garantiert und entspricht genau der Höhe, die zu Vertragsbeginn zugesagt wurde“, betont Leithold.

Die BZML müsse weiterhin 100 Prozent Beitragserhalt nach Kosten leisten. „Während manche Anbieter sich aus der BZML zurückziehen, fokussieren wir uns seit 1. Januar 2021 bis auf Weiteres vollständig auf diese Zusageart“, so Leithold weiter. „Jeder Berater weiß, dass diese Art der Zusage im heutigen Vergleich für Arbeitnehmer äußerst attraktiv ist und die aktuelle Benchmark darstellt“, ergänzt Karch.

Doch müssen Arbeitgeber nicht doch vor Gericht damit rechnen, Geld nachzuschießen? „Nein, er hat in keiner Fallkonstellation etwas zu befürchten, solange er seinen Beschäftigten nicht mehr versprochen hat, als im Versicherungsvertrag vereinbart worden ist“, sagt Leithold.

Klinikrente setzt auf ähnliche Konsorten

Auch das Versorgungswerk Klinikrente verzeichnete 2020 einen Zuwachs. Rund 14.300 Menschen aus der Gesundheitsbranche kamen neu hinzu (2019: + 16.600), berichtet Geschäftsführer Hubertus Mund. Heute gilt die Einrichtung als Branchenstandard für Betriebsrenten im Gesundheitswesen. Im vergangenen Jahr kamen 360 Unternehmen neu hinzu (2019: +480), sodass inzwischen rund 4.700 Krankenhäuser, Reha- und Pflegeeinrichtungen Mitglied im Versorgungswerk sind (2019: 4.400).

Auch hier agiert ein ähnlich zusammengesetztes Konsortium im Hintergrund bei Kapitalanlage und Vertrieb. Risikoträger sind Allianz, Condor, Deutsche Ärzteversicherung, R+V und Swiss Life. Niedrigzinsen wartet Klinikrente in den Durchführungswegen klassischer Direktversicherung und U-Kasse mit vergleichsweise guter Gesamtverzinsung „von bis zu 3,0 Prozent“ auch 2021 auf (2020: bis 3,15 Prozent). „Daher ist neben zukunftsfähigen Produkten insbesondere auch die Finanzstärke der beteiligten Konsorten wichtig“, betont Mund.

Weniger Garantien nur in privater Altersvorsorge erlaubt

Geboten werden nach dem Vorbild der Allianz Leben auch modernere Anlagekonzepte: „Perspektive“ (neue Klassik) und „Komfort Dynamik“. Anders als in der privaten Altersvorsorge, wo die Allianz das Garantieniveau auf 60, 80 oder 90 Prozent heruntergeschraubt hat, sind bei der BZML weiterhin 100 Prozent Garantie vorgeschrieben. Laut Klinikrente liegt die Gesamtverzinsung für „Perspektive“ in der Direktversicherung 2021 bei 2,95 Prozent (2020: 3,15 Prozent) und in der U-Kasse bei 3,0 Prozent (2020: 3,2 Prozent).

Per 31. Dezember 2020 verzeichnete die Klinikrente einen Bestand von 102.900 versicherten Personen, davon 76.000 in der bAV. Einen eigenen Geschäftsbericht muss die Klinikrente nicht vorlegen; Zahlen gehen in die Bilanzen der Konsortialmitglieder ein.

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