Zweifel an Beschäftigungsgarantie

Gewerkschaft befürchtet Stellenabbau bei Barmenia-Gothaer-Fusion

Die Neue Assekuranz Gewerkschaft befürchtet, dass die Barmenia-Gothaer-Fusion trotz dreijähriger Beschäftigungsgarantie zum Stellenabbau führen könnte. Die Gegenseite hält das für „vollkommen unbegründet“.

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11:07 Uhr | 30. Juli | 2024
Eine gekündigte Frau trägt einen Karton mit Akten.

Die Neue Assekuranz Gewerkschaft (NAG) befürchtet, dass nach der Fusion von Barmenia und Gothaer viele Arbeitnehmer ihre Sachen werden packen müssen (Symbolfoto).

| Quelle: Anchalee Phanmaha

"Schutzzusagen sind nicht ausreichend"

Die Neue Assekuranz Gewerkschaft (NAG) nimmt die bevorstehende Fusion zwischen den Unternehmensgruppen der Barmenia und Gothaer zum Anlass, die Vorstände der Gesellschaften zu einer besseren Absicherung der Beschäftigten aufzufordern. Die Gothaer hat aktuell rund 5.000 Mitarbeitende, die Barmenia 2.600.

"Die bisher von den Arbeitgebern angebotenen Schutzzusagen sind bei weitem nicht ausreichend", findet Gaby Mücke, die Vorsitzende der Gewerkschaft. "Der angebotene Kündigungsverzicht von drei Jahren reicht weder zeitlich noch inhaltlich, um den Beschäftigten einen wirklichen Schutz zu bieten."

Die Mitarbeiter brauchen laut Mücke nicht nur Schutz vor Beendigungskündigungen, sondern auch vor ortsändernden Änderungskündigungen. Denn wenn man ungewollte Ortsänderungen nicht mitmachen könne oder wolle, verwandelten sich solche Änderungskündigungen in Beendigungskündigungen. Darüber hinaus müsse sich eine Standortgarantie unbedingt auf alle Vertriebs- und Verwaltungsstandorte und nicht nur auf die Firmensitze in Wuppertal und Köln erstrecken.

"Aus eins und eins wird niemals zwei"

Bei einer Fusion, so lehrten es alle Erfahrungswerte mit vorangegangenen Beispielen, werde aus eins und eins niemals zwei, sondern es entfielen immer Arbeitsplätze, heißt es in einer Mitteilung der NAG. Und weiter: „Naheliegenderweise wird nicht jede Doppeltätigkeit, etwa in Stabsstellen, der IT, dem Vertrieb oder vielen anderen Bereichen, aufrechterhalten. Dabei ist es oft so, dass sich die Synergieeffekte erst einige Jahre nach der Fusion ergeben und gehoben werden sollen.“ Deshalb sei eine dreijährige Beschäftigungsgarantie viel zu kurz.

„Um die Beschäftigten mitzunehmen und sie wirklich mit Zuversicht auf die neue Unternehmenswelt blicken zu lassen, müssen die Vorstände den Betriebsräten deutlich verbesserte Angebote unterbreiten“, fordert die NAG-Vorsitzende Mücke.

So reagiert die Gegenseite

Bei den kritisierten Gesellschaften hält man die Angst der Gewerkschaft vor einem Stellenabbau für „vollkommen unbegründet“ und verweist noch einmal auf die dreijährige Beschäftigungsgarantie, die für alle Mitarbeitenden ab dem ersten Tag der Fusion gelten werde.

Darüber hinaus sei auch immer klar kommuniziert worden, dass beide der aktuellen Hauptsitze in Köln und Wuppertal erhalten blieben und niemand umziehen müsse, unterstreicht Martina Faßbender, Pressesprecherin der Gothaer, gegenüber procontra.

„Der Zusammenschluss zwischen Barmenia und Gothaer ist auf gemeinsames Wachstum ausgerichtet. Dafür brauchen wir alle Menschen in beiden Unternehmen. Wir haben schon heute Schwierigkeiten, alle offenen Stellen zu besetzen“, so Faßbender wörtlich.

Fusion auf der Zielgraden

Die größte Fusion im deutschen Versicherungssektor seit über zwei Jahrzehnten befindet sich aktuell auf der Zielgeraden. Sowohl die Mitgliedervertreter als auch die Aufsichtsräte und Vorstände beider Unternehmen haben dem Zusammenschluss bereits zugestimmt. Jetzt fehlt nur noch die Genehmigung der Fusion durch die BaFin. Diese wird für August erwartet. Das Closing, also der Vollzug des Zusammenschlusses, könnte dann im September erfolgen, weniger als ein Jahr nach der Ankündigung der Pläne.

Mit der Fusion wird das neue gemeinsame Unternehmen nach eigener Auskunft unter die Top10 der deutschen Versicherer aufrücken. Zugleich werde eine der größten Vertriebsorganisationen im Markt mit mehr als 4.500 Vermittlern entstehen.