Geschäftsbericht 2023

Signal Iduna kämpft weiter um die Gunst der Kunden

Die Signal Iduna Gruppe arbeitet daran, dass sich die Kundenzufriedenheit künftig so gut entwickelt wie das Beitragswachstum 2023. Wie KI dabei helfen soll, wie der Versicherer mit der Signa-Pleite umgeht und warum der Vorstandsvorsitzende den Ruf nach einer Elementarpflichtversicherung kritisiert.

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13:06 Uhr | 04. Juni | 2024
Der gesamte Vorstand der Signal Iduna Gruppe

Der gesamte Vorstand der Signal Iduna Gruppe von links: Daniela Rode (PKV), Johannes Rath (Service und Transformation), Torsten Uhlig (Vertrieb), Ulrich Leitermann (Vorstandsvorsitz), Martin Berger (Finanzen), ​Stefan Kutz (Komposit), Clemens Vatter (Aktuariat), Stefan Lemke (IT).

| Quelle: Signal Iduna

Der Vorstandsvorsitzende der Signal Iduna Gruppe Ulrich Leitermann ist zufrieden mit der Entwicklung des Versicherers im vergangenen Jahr. Die gebuchten Bruttobeiträge der Signal Iduna Gruppe stiegen im Jahr 2023 um 2,8 Prozent auf 6,65 Milliarden Euro (Vorjahr: 6,47 Milliarden Euro). Das Gesamtergebnis stieg im Geschäftsjahr 2023 um 41,7 Prozent auf 823,6 Millionen Euro.

Trotzdem war das Jahr kein Spaziergang für die Dortmunder. Seit Ende 2023 häuften sich Beschwerden von Kunden über die Erreichbarkeit und Schadenbearbeitung - insbesondere in der privaten Krankenversicherung. Ein Problem, das allerdings die gesamte Branche betraf und zum Teil immer noch betrifft. Je nach Versicherer stieg die Menge der Arztrechnungen laut Leitermann um 20 bis 40 Prozent. Zu 100 Prozent seien die Ursachen dafür noch nicht geklärt und die Analysen liefen noch, aber es habe im vergangenen Winter beispielsweise sieben Grippewellen anstatt wie gewohnt nur zwei gegeben.

Dunkelverarbeitung erhöht

Johannes Rath, Vorstand der Signal Iduna für den Bereich "Kunde, Service und Transformation", will den Versicherer unter die Top 5 in Sachen Kundenzufriedenheit bringen, wovon Signal Iduna heute allerdings noch weit entfernt ist. Dabei geht es laut Rath zum einen darum, die telefonische Erreichbarkeit sicherzustellen und zudem die digitale Nutzungsquote der Kunden zu erhöhen. Der Versicherer habe die Dunkelverarbeitung im KV-Bereich bereits auf 50 Prozent erhöht, was einer Anzahl von 2 Millionen Vorgängen entspreche - vor 3 Jahren habe die Quote noch bei 25 Prozent gelegen. Bei den Lebensversicherungen würden inzwischen sogar schon 75 Prozent der Vorgänge dunkel verarbeitet.

Zudem gehe es darum, neue Mitarbeiter zu finden und ältere womöglich etwas länger zu halten. So sei die Versicherung auf Mitarbeiter, die kurz vor der Rente stehen oder bereits in Rente sind, zugegangen, um über eine Verlängerung der Arbeitsbeziehung zu sprechen, beispielsweise in Teilzeit.

KI soll helfen nicht ersetzen

Zudem verspricht sich Signal Iduna viel von den Vorzügen der künstlichen Intelligenz, gerade wenn es darum geht, Dokumente noch besser zu erkennen. Hier sei inzwischen auch eine Einigung mit dem Betriebsrat erfolgt. Die Angst der Mitarbeiter, durch KI ersetzt zu werden, hält Leitermann für unbegründet, im Gegenteil, die KI könne die Mitarbeiter unterstützen. Ein Chat-Bot wurde bereits live geschaltet und das Unternehmen ist eine strategische Partnerschaft mit Google Clouds eingegangen.

Elementarschadenversicherung

Mit einem erhöhten Schadenaufkommen ist auch angesichts der aktuellen Hochwasserlage in Bayern und Baden-Württemberg zu rechnen. Noch herrsche Ruhe vor dem Sturm, wie hoch die Schäden dann wirklich sind, zeigt sich laut Vorstand Stefan Kutz erst, wenn das Hochwasser vorüber sei. Inzwischen seien 55 Prozent der privaten und 70 Prozent der gewerblichen Kunden bei der Signal Iduna mit einer Elementarschadenversicherung versorgt. Die Dortmunder arbeiten mit dem vom GDV empfohlenen Opt-out-System - das heißt, zunächst wird jedem Kunden eine Elementarschadenversicherung mit angeboten. Vorstandsvorsitzender Ulrich Leitermann reagiert etwas ungehalten auf die reflexhaften Rufe nach einer Elementarschadenpflichtversicherung und hält Prävention für das Gebot der Stunde. Zu oft würden neue Häuser in Risikogebieten gebaut und die Kommunen würden zu wenig auf Prävention setzen. In den Medien gehe es zu oft alleine um die Pflichtversicherung, die schon aus verfassungsrechtlicher Sicht bedenklich sei.

Signa-Pleite abgeschrieben

Die Bilanz 2023 enthält bereits Abschreibungen bezüglich der Signa-Insolvenz. Der Wert eines Genussscheins in Höhe von 50 Millionen Euro wurde dabei bereits auf Null gesetzt, da laut Vorstand Martin Berger eine Rückzahlung nicht mehr zu erwarten ist. Bezüglich dreier erstrangiger Hypotheken geht Berger allerdings davon aus, das Geld noch zurückzuerhalten. Insgesamt wirke sich die Krise bei Projektentwicklern weniger auf die Signal Iduna aus, da sie in der Anlagestrategie hauptsächlich auf Bestandsimmobilien setze - Signa sei hier die Ausnahme gewesen. Bei 108 Millionen Euro in erstrangigen Anleihen und 70 Millionen Euro in Einzelprojekten sei noch unklar, ob die Gruppe das Geld zurückerhält.

Weitere Kennzahlen

Das gute Gesamtergebnis ist auch auf die stark gestiegenen Nettoerträge aus Kapitalanlagen zurückzuführen. Mit einer Steigerung von 17,8 Prozent auf 1,51 Milliarden (+227,9 Millionen Euro) Euro lagen die Nettoerträge auf einem sehr hohen Niveau. Der Zinseffekt zeigt sich auch beim Anstieg der verwalteten Vermögensanlagen um über zwei Milliarden Euro auf 102,74 Milliarden Euro (Vorjahr: 100,73 Milliarden Euro).

Der Schadenaufwand stieg um 4,5 Prozent auf 5,67 Milliarden Euro (Vorjahr: 5,43 Milliarden Euro). Grund für den Anstieg sind höhere Schadenkosten in Folge der Inflation und insgesamt höhere Aufwendungen in der privaten Krankenversicherung.