Kolumne

Grünes Licht für das Generationenkapital

Anfang März schaltete die Berliner Ampel auf Grün für die Aktienrente. Wer sich wundert, dass darüber nicht gesprochen wird. Doch wurde es. „Generationenkapital“ heißt die Aktienrente jetzt. Eine Kolumne von Martin Stenger, Director Sales, Business Development Insurance & Retirement Solutions – Germany bei Franklin Templeton.

10:04 Uhr | 03. April | 2024
Martin Stenger

Martin Stenger, Director Sales, Business Development Insurance & Retirement Solutions – Germany bei Franklin Templeton.

| Quelle: Franklin

Koalitionsregierungen sind immer Kompromissregierungen. Anfang März schaltete die Berliner Ampel auf Grün für die Aktienrente. Wer sich wundert, dass darüber nicht gesprochen wird, dem sei versichert, dass das lediglich am Sprachduktus liegt, den die Sozialdemokraten und Grünen dafür eingebracht haben: „Generationenkapital“ heißt die Aktienrente jetzt. Die Ersetzung des bösen Wortes „Aktie“, das im Geburtsland von Karl Marx immer noch gern mit dem Zigarre-rauchenden Kapitalisten assoziiert wird, durch den zeitgeistigeren Begriff „Generation“, dürfte noch zu den kleineren Kröten gehören, die Finanzminister Lindner schlucken musste.

Mit einer Anfangsfinanzierung von 12 Milliarden Euro ist das Generationenkapital zunächst eher ein Fliegengewicht. Jährlich sollen weitere Mittel hinzufließen, so dass man bis Mitte der 2030er Jahre einen Kapitalstock von 200 Milliarden Euro aufgebaut haben will. Zum Vergleich: Der 2006 gegründete norwegische Pensionsfonds verwaltet inzwischen über einen Billion Euro – für eine Bevölkerung, die gerade mal ein Sechzehntel der deutschen Bevölkerung ausmacht. Deutschland hat zu lange am Paradigma Norbert Blüms festgehalten, dessen legendäres „Die-Rente-ist-sicher“-Zitat aus dem Jahr 1986 stammt. Dass man so lange braucht, um eine aktienbasierte Rente auch in Deutschland zu etablieren, zeigt wie groß die „German Aktienangst“ ist, die nun mit vereinten Ampel-Kräften endlich überwunden werden konnte. 

Dass in der Ampel auch gegenläufige Kräfte walteten, beweist nicht nur die Wortakrobatik und die lange Vorbereitungszeit, sondern auch in der schwachen Dimensionierung und der doppelten Haltelinien Beitragssatz und Rentenniveau, die in den Ohren der „Generation Kapital“ gut klingen mögen, in erster Linie jedoch teuer sind und zu Lasten der Rendite gehen.