Rentenlücke

In Westdeutschland bekommen Männer 66 Prozent mehr Rente als Frauen

Der GDV hat mit Prognos die Rentenzahlbeträge aller deutscher Landkreise für das Jahr 2023 berechnet. Die Ergebnisse zeigen große Unterschiede in der Rentenversorgung von Männern und Frauen. Besonders groß ist die Lücke in den westdeutschen Bundesländern.

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12:07 Uhr | 18. Juli | 2025
Eine alte Frau zählt Münzen

Die deutliche Differenz zwischen den Geschlechtern ist das Resultat struktureller Unterschiede in den Erwerbsverläufen. Frauen leisten nach wie vor den Großteil unbezahlter Sorgearbeit und reduzieren deshalb ihre Erwerbstätigkeit – etwa durch Teilzeitarbeit oder längere Erwerbsunterbrechungen.

| Quelle: kasto80

Männer erhalten im Schnitt rund 50 Prozent mehr gesetzliche Rente als Frauen – das zeigt eine aktuelle Analyse des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) gemeinsam mit dem Wirtschaftsforschungsinstitut Prognos. Besonders eklatant ist der Unterschied in den westdeutschen Bundesländern: „In Westdeutschland beziehen Männer im Durchschnitt sogar 66 Prozent mehr gesetzliche Rente als Frauen“, betont Moritz Schumann, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des GDV. „Von echter Gleichstellung kann also keine Rede sein.“

Erwerbsbiografien mit Systemunterschieden

Basis der Berechnung sind die sogenannten Rentenzahlbeträge – also die monatlichen Rentenbeträge nach Abzug von Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträgen, die auf eigenen Rentenansprüchen beruhen. Die deutliche Differenz zwischen den Geschlechtern ist das Resultat struktureller Unterschiede in den Erwerbsverläufen. Frauen leisten nach wie vor den Großteil unbezahlter Sorgearbeit und reduzieren deshalb ihre Erwerbstätigkeit – etwa durch Teilzeitarbeit oder längere Erwerbsunterbrechungen. Zudem sind sie häufiger in schlechter entlohnten Branchen tätig und verdienen bei gleicher Tätigkeit vielfach weniger als Männer.

„All das führt dazu, dass Frauen im Erwerbsleben weniger in die Rentenkassen einzahlen und später deutlich geringere Rentenansprüche aufbauen. Diese strukturelle Benachteiligung wirkt bis ins Alter nach“, so Schumann weiter.

Osten besser aufgestellt – aber noch nicht am Ziel

Ein deutlich geringerer Unterschied zeigt sich in Ostdeutschland: Dort liegt die Rentenlücke bei lediglich 16 Prozent. Der Hauptgrund dafür ist die traditionell höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen, die in der DDR systematisch gefördert wurde – ein Effekt, der bis heute nachwirkt.

Positiv zu werten ist der bundesweite Trend zu einer steigenden Erwerbsquote von Frauen. Dies könnte die Gender Pension Gap langfristig reduzieren und zu höheren Rentenansprüchen führen.

Ohne private Vorsorge bleibt Altersarmut weiblich

Aktuell liegt der durchschnittliche Rentenzahlbetrag aller gesetzlichen Renten in Deutschland bei 1.149 Euro. Ein Betrag, der laut GDV kaum ausreicht, um im Alter den Lebensstandard zu sichern. „Schon heute ist diese Rente in vielen Fällen nicht ausreichend – in Zukunft wird sich das Problem durch den demografischen Wandel noch verschärfen“, warnt Schumann. Er plädiert deshalb für ein starkes, lebenslang aufgebautes Zusatzvorsorgesystem: „Nur so lässt sich eine sichere finanzielle Basis im Alter schaffen – besonders für Frauen, die vom gesetzlichen System strukturell benachteiligt sind.“