Altersvorsorge

Instagram-Video des Bundeskanzlers sorgt für Kritik von Tenhagen

Das Thema Rente verunsichert viele Menschen. Bundeskanzler Friedrich Merz nahm zu dieser Frage auf Instagram kurz Stellung und rief zur privaten Altersvorsorge auf. Doch nicht jedem gefallen die hier gemachten Aussagen.

Author_image
12:08 Uhr | 15. August | 2025
Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz

Friedrich Merz hat sich auf Instagram zum Thema Rente/Altersvorsorge geäußert. Nicht jedem gefallen die dort getroffenen Aussagen.

| Quelle: picture alliance / dts-Agentur

Bundeskanzler Friedrich Merz muss derzeit viel Kritik aushalten. Nun reiht sich auch Finanztip-Chefredakteur Hermann-Josef Tenhagen in die Reihe der Kritiker ein. Anlass ist ein Instagram-Video, das Merz in dieser Woche veröffentlichte. In diesem stellte sich der Kanzler den Fragen einzelner Bürger. Eine dieser Fragen drehte sich dabei um das Thema Rente. Konkret wollte der Instagram-User wissen, ob er sich bereits jetzt Sorgen um seine Rente machen solle.

Nein, versichert ihm der Kanzler, schiebt dann aber gleich ein „vorausgesetzt“ hinterher: „Vorausgesetzt Du tust in jungen Jahren genug für Deine Altersversicherung. Verlass dich nicht nur auf die gesetzliche Rentenversicherung.“ Ein Standpunkt, an dem es wenig zu rütteln geben dürfte. Entscheidend sind vielmehr die nun folgenden Sätze:

„Ein ganz klein bisschen zu sparen im Monat, 10 Euro, 20 Euro, 50 Euro und das über eine lange Zeit, einfach festlegen, sichert ein sicheres Alterseinkommen. Damit kann man gar nicht früh genug anfangen“, legt der Kanzler nach. Dass Merz und die CDU Menschen möglichst früh zum Sparen animieren wollen, führt Merz aus.

An dieser Aussage stört sich nun Tenhagen. Zwar sei es richtig, dass der Kanzler die Menschen darauf hinweise, selbst bei der Altersvorsorge aktiv zu werden. Problematisch sind aus Sicht von Tenhagen aber die Beträge, die von Merz an dieser Stelle genannt werden. „Die Botschaft von Friedrich Merz, schon 10 oder 20 Euro im Monat reichten für ein sicheres Alterseinkommen, ist irreführend und bagatellisiert das große Problem der Altersvorsorge. Mit solchen Beträgen kommt man nicht weit – und das sollte die Regierung der jungen Generation ehrlich sagen“, so Tenhagen.

So komme ein 20-Jähriger, der monatlich zehn Euro in einen globalen Aktien-ETF mit einer durchschnittlichen Jahresrendite von sechs Prozent steckt, mit Erreichen des 67. Lebensjahres auf eine angesparte Summe in Höhe von 30.000 Euro – vor Steuern wohlgemerkt. Soll dieses Geld dann bis zum Lebensende reichen, sollten hiervon im Jahr maximal drei Prozent entnommen werden, so Tenhagen. Somit komme man auf eine zusätzliche Rente in Höhe von weniger als 80 Euro im Monat. Rechnet man dann noch eine jährliche Inflationsquote von zwei Prozent hinzu, entsprechen die 80 Euro nur noch der heutigen Kaufkraft von 30 Euro.

Stattdessen rät Tenhagen dazu, dass ein Zwanzigjähriger mit einem Bruttogehalt von 30.000 Euro im Jahr heute mindestens 10 Prozent seines Nettoeinkommens in einen weltweit streuenden ETF anlegen sollten – also gut 190 Euro im Monat. Wer erst mit 30 Jahren beginnt, für seine Altersvorsorge zu sparen, muss entsprechend mehr investieren – in diesem Fall 15 Prozent.

„Junge Menschen brauchen klare Fakten, keine Nebelkerzen. Nur so können sie fundierte Entscheidungen zu Altersvorsorge treffen – und der Staat sollte schnell mit Reformen die nötigen Rahmenbedingungen schaffen, die das ermöglichen”, so Tenhagen.

Dass zehn Euro im Monat für die Altersvorsorge reichen, wird wahrscheinlich auch nicht Friedrich Merz glauben. Vielmehr dürfte es darum gehen, junge Menschen überhaupt zum Sparen zu motivieren. So verweist auch Finanztip auf eine Studie, wonach 27 Prozent der Deutschen überhaupt nicht privat vorsorgen und sich allein auf die gesetzliche Rente verlassen.

Auch die Kommentare auf das Instagram-Video lassen eher darauf schließen, dass die Menschen sich vorrangig auf die gesetzliche Rente verlassen. Folglich ist es möglich, dass Merz hier erst einmal ein Umdenken einfordert, ohne die Zielgruppe mit allzu hohen Beträgen gleich abzuschrecken. Dass diese Beträge irgendwann angepasst werden müssen, dürfte spätestens in einer fundierten Beratung zum Thema werden.