Grundsumme ausgeschöpft

Versicherungen wollen nicht mehr für Wirecard-Manager zahlen

Viele ehemalige Wirecard-Manager stehen offenbar vor dem finanziellen Ruin. Ihre Versicherungen mauern, wollen für Anwaltskosten und Schadenersatzforderungen nicht mehr aufkommen. Alle Hintergründe.

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12:08 Uhr | 15. August | 2024
Ex-Wirecard-Chef Markus Braun

Ex-Wirecard-Chef Markus Braun musste sich auch vor einem Bundestagsausschuss verantworten. Derzeit steht er in München vor Gericht.

| Quelle: Pool / Pool

Immense Anwaltsgebühren und drohende Schadenersatzforderungen: Der Wirecard-Bilanzskandal verschlingt Unsummen an Geld. Nun müssen sich nach Handelsblatt-Informationen insgesamt 17 ehemalige Führungskräfte des Finanzdienstleisters darauf einstellen, die seit Frühjahr anfallenden Kosten aus ihrem Privatvermögen zahlen zu müssen. Der Grund: Ihre Managerhaftpflichtversicherungen verweigern die Zahlung.

15 Millionen Euro sind bereits weg

Der einstige Wirecard-Chef Markus Braun soll davon bereits betroffen sein. Der langjährige Vorstandschef, der sich seit Ende Februar zusammen mit anderen Ex-Führungskräften wegen Bilanzfälschung vor dem Landgericht München verantworten muss, profitierte zunächst noch von einer Police des Grundversicherers Chubb. Doch die Deckungssumme von 15 Millionen Euro ist laut Handelsblatt aufgebraucht.

Insgesamt soll Wirecard eine D&O-Versicherung für seine Manager mit einer Deckungssumme von 150 Millionen Euro abgeschlossen haben. Getragen wird sie von einem Konsortium aus mehreren Versicherern. Weil der Schaden nun die mit dem Grundversicherer vereinbarte Summe überschritten hat, müssten jetzt eigentlich die anderen beteiligten Versicherer zahlen. Doch die sehen sich offenbar nicht in der Pflicht dazu, nehmen sogar – wie die Swiss Re – Klagen in Kauf (wir berichteten).

Wirecard-Versicherer sind laut Handelsblatt neben Chubb die Swiss Re Corporate Solutions, R+V und AGCS, der Industrieversicherer der Allianz. Beteiligt seien außerdem ANV, Dual, AIG, Liberty, HCC und QBE.

Hohe Schadenersatzforderungen

Neben Markus Braun sollen noch 16 Ex-Wirecard-Manager von dem Zahlungsstopp betroffen sein, darunter der einstige Chefbuchhalter Stephan von Erffa sowie der frühere Finanzvorstand Alexander von Knoop.

Sie müssen nun womöglich die Kosten für ihre Anwälte selbst aufbringen – und das bei Stundensätzen von 350 bis 600 Euro. Noch weit bedrohlicher sind allerdings die Schadenersatzklagen, mit denen sich einige von ihnen konfrontiert sehen. Immerhin haben Investoren durch den Bilanzskandal Milliarden verloren. Auch Insolvenzverwalter Michael Jaffé will einige Topmanager verklagen. Setzen sich die Versicherer mit ihrer Blockadehaltung durch, müssen die Ex-Manager womöglich mit ihrem Privatvermögen haften.

Wirecard gilt als größter Betrugsfall der deutschen Nachkriegsgeschichte. Laut Anklage sollen Banken und andere Anleger durch Bilanzfälschungen um 3,1 Milliarden Euro geschädigt worden sein. Am 5. September will das Gericht eine erste Entscheidung verkünden.