Feuerkatastrophe in Kalifornien: Warum das Versicherungssystem versagt
Die aktuellen Waldbrände in Kalifornien könnten die teuerste Brandkatastrophe in der Geschichte der USA werden. Die Gesamtschäden werden laut Medienberichten auf bis zu 275 Milliarden US-Dollar geschätzt. Davon entfallen bis zu 30 Milliarden auf versicherte Schäden. Mindestens 25 Menschen kamen durch die Brände ums Leben, mehr als 12.000 Häuser wurden zerstört.
Viele Hausbesitzer stehen vor dem Nichts
Viele der betroffenen Immobilienbesitzer stehen nun buchstäblich vor den Trümmern ihrer Existenz, weil sie entweder gar nicht oder nur unzureichend gegen Feuer versichert waren. Das hängt vor allem damit zusammen, dass sich private Versicherer wie Allstate oder Chubb in den vergangenen Jahren massiv aus Kalifornien zurückgezogen haben.
Laut CNN wurden fast drei Millionen Verträge nicht mehr verlängert und neue kaum noch angeboten. Den Gesellschaften ist schlicht das Risiko zu hoch geworden, außerdem durften sie wegen einer gesetzlichen Vorgabe die Prämien nicht entsprechend anpassen und steigende Rückversicherungskosten an ihre Kunden weitergeben.
Als Alternative blieb und bleibt vielen Hausbesitzern damit nur noch die staatliche Versicherung „California Fair Plan“, die im Gegensatz zu privaten Gesellschaften die Versicherung von Häusern in Risikogebieten nicht ablehnen darf. Allerdings sind dafür auch die Deckungen schlechter und geringer.
Außerdem scheint das System allmählich an seine finanziellen Grenzen zu geraten. Wie die New York Times berichtet, standen Fair Plan letzte Woche nur noch 377 Millionen Dollar zur Verfügung, um Schäden in Milliardenhöhe zu begleichen. Pleite gehen kann die Versicherung allerdings nicht: Reicht das Geld nicht aus, müssen laut Gesetz private Anbieter einen Teil der Last schultern.
Prämien könnten sich vervierfachen
Wie es nach der Katastrophe und bei einem Wiederaufbau mit dem Versicherungsschutz weitergehen wird, ist noch nicht absehbar. Glenn Kelman, CEO des Immobiliendienstleisters Redfin, geht von einer „Verdoppelung, einer Verdreifachung oder sogar Vervierfachung" der Prämien aus, sollten sich überhaupt noch private Anbieter für die Absicherung privater Häuser gegen Feuergefahren finden lassen. Der Wert einer Immobilie werde damit auch immer stärker von dem Versicherungsschutz beeinflusst, sagte Kelman in einem CNBC-Interview.
Inwieweit auch deutsche Versicherer, vor allem Rückversicherer wie die Hannover Rück oder die Munich Re, durch die kalifornischen Waldbrände betroffen sein werden, lässt sich noch nicht abschätzen. „Für eine Einschätzung der Gesamtauswirkungen und der resultierenden Verluste ist es noch zu früh“, so Uta Apel, Sprecherin der Munich Re, gegenüber procontra. „Wir sind aber weiterhin bestrebt, auf allen Märkten Kapazitäten für Naturkatastrophen bereitzustellen, solange wir Preise erzielen können, die das Risiko angemessen widerspiegeln.“