Dass Wohngebäudeversicherungen immer teurer werden, hat nichts mit der Willkür oder dem Profitstreben der Versicherer zu tun, sondern hängt mit einem bewährten Mechanismus zusammen. Danach werden die Beiträge jedes Jahr an die Baupreis- und Lohnkostenentwicklungen angepasst. Steigen diese, steigen auch die Prämien. 2023 betrug der Anpassungsfaktor 14,7 Prozent, 2024 immerhin noch 7,5 Prozent. Grundlage der Berechnung sind der Baupreisindex für Wohngebäude und der Tariflohnindex für das Baugewerbe des Statistischen Bundesamts.
Schutz vor Unterversicherung
Die jährlichen Anpassungen sind notwendig, damit ein Haus jederzeit ausreichend versichert ist, heißt es hierzu beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Wäre ein Wohngebäude zu einem fixen Betrag versichert, würde dieser aufgrund der Inflation schon nach kurzer Zeit nicht mehr ausreichen, um einen Totalschaden abzudecken. Daher seien die meisten Gebäude in Deutschland zum gleitenden Neuwert versichert, das heißt, ohne feste Versicherungssumme. „Unsere Versicherungsnehmer können sich darauf verlassen, dass die gleitende Neuwertversicherung jederzeit auch existenzbedrohende Schäden vollständig abdeckt. Niemand muss in Zeiten hoher Inflation eine Unterversicherung fürchten“, sagt Käfer-Rohrbach, die stellvertretende GDV-Hauptgeschäftsführerin.
Versicherte haben durch eine solche Beitragsanpassung übrigens kein außerordentliches Kündigungsrecht. Denn mit der Anpassung des Beitrages sind auch höhere Leistungen im Schadenfall verbunden. Allerdings können Kunden laut GDV der Beitragsanpassung widersprechen. Das Gebäude wäre dann jedoch nicht mehr zum gleitenden Neuwert versichert und somit möglichweise schnell unterversichert.
Sanierungsstau führt zu vielen Wasserschäden
Neben den gestiegenen Kosten leidet das Geschäft mit Gebäudeversicherungen auch unter der Zunahme „extremer Wetterereignisse“. 2021 etwa betrug der Schadenaufwand in der Wohngebäudeversicherung unter anderem wegen der Sturzflut „Bernd“ erstmals über 10 Milliarden Euro.
Noch stärker zur finanziell schwierigen Lage der Sparte tragen aber Leitungswasserschäden bei. Auf sie entfällt mittlerweile knapp die Hälfte des gesamten Schadenaufwands. Das hängt zum einen mit Installations- und Montagefehlern zusammen, zum anderen aber auch mit einem Sanierungsstau alter Leitungssysteme. Viele Versicherer setzen deshalb verstärkt auf das Thema Schadenprävention und gewähren zum Beispiel Preisnachlässe, wenn ein Kunde seine Wasser- und Heizungsinstallation saniert.