Schonungslos haben die Märkte die Defizite einiger Anlagestrategien im Bereich ESG offengelegt. Zu eng und zu fokussiert, meinen mehr als 1.100 professionelle Investoren aus der ganzen Welt, die von der Capital Group im Rahmen ihrer diesjährigen „ESG Global Study“ befragt wurden. Eine Umschichtung von Kapital weg von Aktien, die aufgrund ihres Wachstumspotenzials bewertet werden hin zu Aktien mit zuverlässigen Erträgen, habe insbesondere ESG-Fonds mit Wachstumsausrichtung oder Fokus auf einzelne Themen beeinträchtigt. Tatsächlich haben etliche ESG-Fonds – ESG steht bekanntlich für Environment, Social und Governance – in diesem Jahr deutlich an Wert verloren, während Fonds, die auf Rohstoffe wie Öl und Gas gesetzt haben, zum Teil sogar deutlich zugelegt haben.
Lücke zwischen Nachfrage und Angebot
Vor diesem Hintergrund bestehe bei Investoren ein großes Interesse an Fonds, die ein Engagement in mehrere ESG-Themenbereiche ermöglichen. Allerdings klaffe zwischen der Anlegernachfrage und der Verfügbarkeit entsprechender Angebote derzeit noch eine Lücke, heißt es in der Pressemitteilung der Capital Group anlässlich der Veröffentlichung der Studie. Viele Fonds seien zu stark auf Umweltthemen konzentriert. Auch gebe es aus Sicht der Befragten zu wenig Produktauswahl. ESG-Fonds mit enger Ausrichtung könnten anfällig für Volatilität sein, da sich ihre Positionen auf eine relativ kleine Gruppe von Unternehmen konzentrierten, heißt es in der Studie. Siehe dazu die folgende Grafik:
Anleger fordern mehr Produkte, die auf mehrere SDGs* abzielen
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* SDGs = Sustainable Development Goals; UN-Nachhaltigkeitsziele
Quelle: „ESG Global Study“ von der Capital Group
Mehr Schaden als Nutzen durch nur „ESG-Leaders“
Laut Capital Group zeigt die Studie auch, dass sich die Ansichten der Anlegergemeinschaft weiterentwickeln. Es werde zunehmend akzeptiert, dass eine nachhaltige Zukunft nicht allein dadurch erreicht werden könne, dass man Unternehmen unterstützt, die als ESG-Leader gelten. Gut ein Drittel (34 Prozent) der Befragten stimmten der Aussage zu, dass Vermögensverwalter, die ausschließlich in „ESG-Leader“ und nicht in „ESG-Transitioners“ investieren, mehr Schaden als Nutzen anrichteten.
Mehr Investitionen in ESG-Übergangsunternehmen gewünscht
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Quelle: „ESG Global Study“ von der Capital Group
Stärkere Risikostreuung angestrebt
„Viele Anleger“, heißt es in der Pressemitteilung zur Studie weiter, „erkennen an, dass in Sachen Klimawandel ein mehrgleisiger Ansatz angezeigt ist, und richten ihre Portfolios entsprechen aus.“ Mehr als 80 Prozent der Befragten weltweit hätten angegeben, dass sie zumindest ein gewisses Engagement in ESG-Übergangsunternehmen in ihren Portfolios aufnehmen würden. Portfolios bestehend sowohl aus Unternehmen, die in Sachen ESG führend sind, als auch aus Unternehmen, die auf dem Weg dazu sind, profitierten von einer stärkeren Risikostreuung, da sie Unternehmen in verschiedenen Branchen und Wachstumsphasen hielten.Dermaßen diversifizierte Portfolios „auf der Grundlage eines glaubwürdigen Rahmens“, so der Pressetext, könnten Anleger, die sich bisher zurückgehalten hätten, dazu ermutigen, in den ESG-Bereich einzusteigen und den Umstieg zu fördern. Ein besserer Zugang zu Fonds, die auf mehrere Nachhaltigkeitsthemen abzielten, könne die ESG-Akzeptanz beschleunigen. Entscheidend sei allerdings die Glaubwürdigkeit. Zu den größten Herausforderungen, die die Anleger daran hinderten, ihren ESG-Schwerpunkt zu erhöhen, gehörten die Transparenz und Konsistenz der ESG-Fondsberichterstattung.
Produktinnovationen für höhere ESG-Akzeptanz
(Auf die Grafik klicken, um zu vergrößern.)Quelle: „ESG Global Study“ von der Capital Group