Die meisten Aktionäre verdienen weniger als 3.000 Euro
Die Deutschen bleiben weiterhin interessiert an Aktien, Fonds und ETF: Das legen neue Zahlen vor, die das Deutsche Aktieninstitut nun vorlegte. Diesen zufolge gab es im vergangenen Jahr 12,135 Millionen Aktionäre in Deutschland – das entspricht 17,2 Prozent der Bevölkerung.
Zwar sank die Zahl der Aktionäre im Vergleich zum Vorjahr (12,318 Millionäre) leicht, doch aus Sicht des Aktieninstituts ist dieser Rückgang kein Indiz dafür, dass das seit der Corona-Pandemie gestiegene Interesse der Deutschen an Aktien-Investments wieder zurückgeht.
„Die fast gleichbleibende Zahl von Anlegerinnen und Anlegern am Aktienmarkt zeigt, dass inzwischen das Verständnis über die Bedeutung von Aktien, Aktienfonds und ETFs für die Altersvorsorge und den Vermögensaufbau in Deutschland zugenommen hat“, bewertete Henriette Peucker, Geschäftsführende Vorständin des Deutschen Aktieninstituts, die aktuellen Zahlen. „Dies ist angesichts von Inflation und dem damit einhergehenden Kaufkraftverlust für breite Bevölkerungsschichten erfreulich.“ Als mögliche Ursachen für die leicht gestiegene Zurückhaltung gelten neben der herausfordernden wirtschaftlichen Lage auch mögliche Gewinnmitnahmen sowie das höhere Zinsniveau, die alternative Anlagen wieder attraktiver machten.
Meisten Anleger haben mittleres Einkommen
Interessant an den neuen Zahlen ist angesichts des Vorschlags von Wirtschaftsminister Robert Habeck, der Sozialabgaben auch auf Kapitalerträge erheben möchte, auch die Einkommensstruktur der Aktionäre.
Diese offenbart, dass die größte Zahl der Aktionäre über ein Nettoeinkommen zwischen 2.000 und 3.000 Euro im Monat verfügt. Knapp vier Millionen Aktionäre stammen aus dieser Einkommensgruppe. Zudem wuchs die Zahl der Aktionäre in dieser Gruppe am stärksten – gegenüber dem Vorjahr ist hier ein Zuwachs von 250.000 Anlegern zu verzeichnen. Damit liegt der Zuwachs hier deutlich höher als in den anderen Einkommensgruppen.
Die nach absoluten Zahlen zweitgrößte Gruppe an Aktionären (2,7 Millionen) verfügt über ein monatliches Nettoeinkommen zwischen 1.000 und 2.000 Euro. Hierzu dürften auch zahlreiche Rentner zählen.
Sollten tatsächlich Sozialabgaben auf Kapitalerträge eingeführt werden, wären in erster Linie Anleger mit mittlerem Einkommen betroffen. Grünen-Parteichef Felix Banaszak erklärte jedoch, dass die Pläne der Grünen „großzügige Freibeträge“ vorsehen. Kleinsparer sollten nicht zusätzlich belastet werden, vielmehr soll es um Menschen mit großen Kapitalerträgen gehen.
Insgesamt betrachtet bleibt der Aktienbesitz jedoch stark vom Einkommen abhängig. So ist prozentual betrachtet fast jeder zweite (49 Prozent) mit einem Nettoeinkommen von über 4.000 Euro am Aktienmarkt investiert. Bei Menschen mit einem Einkommen von unter 2.000 Euro liegt der Aktionärsanteil indes nur bei 10 Prozent.
Zahl jüngerer Aktionäre steigt
Die Zahlen des Aktieninstituts offenbaren auch, dass vor allem jüngere Menschen immer mehr die Scheu vor einem Investment in ETF, Fonds und Aktien verlieren. Die Zahl der Aktionäre zwischen 14 und 19 Jahren stieg gegen den Trend von 261.000 auf 358.000. Auch in der Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen war gegenüber dem Vorjahr ein Anstieg zu verzeichnen (von 1,886 auf 1,980 Millionen), in allen anderen Altersgruppen entwickelte sich die Aktionärszahl indes rückläufig.
Jüngere Anleger (bis 40 Jahre) sind dabei besonders stark in ETF investiert. Fast jeder zweite (45 Prozent) der 3,5 Millionen ETF-Sparer ist unter 40 Jahren. Traditionelle Fonds sind derweil besonders bei älteren Anlegern nachgefragt – knapp ein Drittel (31 Prozent) der 7,9 Millionen Anleger ist über 60 Jahre, der Anteil der Unter-40-Jährigen liegt hier bei 25 Prozent.
Mehrheit setzt auf ETF und Fonds
Insgesamt gesehen bleiben Fonds und ETF jedoch „das Rückgrat des Aktiensparens“, wie es im Bericht des Aktieninstituts heißt. Von den 12,1 Millionen Aktionären setzt die überwiegende Mehrheit (8 Millionen) ausschließlich auf Fonds und ETF. Auf Einzelaktien allein setzen derweil 1,7 Millionen der Aktionäre. Weitere 2,5 Millionen kombinieren beide Anlageformen.
Zahl der Aktienanleger
Jahr | Aktienanleger (insgesamt, in Tausend) | Anleger nur in Fonds/ETF (in Tausend) |
2005 | 10.796 | 6.052 |
2010 | 8.385 | 4.731 |
2015 | 9.007 | 4.598 |
2020 | 12.350 | 7.012 |
2021 | 12.066 | 6.899 |
2022 | 12.892 | 7.639 |
2023 | 12.318 | 7.650 |
2024 | 12.135 | 7.951 |
Die zuletzt stagnierenden Aktionärszahlen sind für Aktieninstituts-Vorständin Peucker jedoch auch Anlass, Forderungen an die Politik zu formulieren. Es gelte, die Rahmenbedingungen in der Altersvorsorge deutlich zu verbessern. „Dazu gehört die Einführung eines staatlich geförderten Altersvorsorgedepots in der privaten Altersvorsorge ebenso wie die Nutzung der höheren Erträge am Aktienmarkt in der Gesetzlichen Rentenversicherung. Das ist eine wichtige Aufgabe in der kommenden Legislaturperiode“, bekräftige Peukert.