Ausschüttungssaison

Wie Dividenden zum Erfolgsbaustein der Anlagestrategie werden

Die Ausschüttungssaison ist in vollem Gange und jährlich werden neue Rekorde vermeldet. Warum eine Dividendenstrategie dennoch kein Selbstläufer ist und was Anleger beachten sollten.

13:04 Uhr | 26. April | 2024
Mercedes Stern

Die großen deutschen Autokonzerne Mercedes-Benz, VW und BMW lockten Anleger 2023 mit Dividenden-Renditen zwischen 5 und 8 Prozent.

| Quelle: Thomas Niedermueller / Freier Fotograf

Bereits 2023 war ein starkes Dividendenjahr: Rund 407 Milliarden Euro schütteten Unternehmen des Aktienindex MSCI Europe, wie eine aktuelle Studie von Allianz Global Investors zeigt. 2024 soll dies Experten zufolge nochmal getoppt werden. Mit 433 Milliarden Euro rechnen die Experten als Ausschüttung.

Ist die Dividendenstrategie unter Rendite-Gesichtspunkten daher ein Selbstläufer? Kevin Kronauer, Finanzberater und Geschäftsführer von Finsparent, zeigt sich kritisch: Im Vergleich mit einer marktbreiten Aktienanlage führe eine Dividendenstrategie langfristig nicht zu einer höheren Rendite oder einem geringeren Risiko. Dafür gebe es zumindest keine eindeutigen wissenschaftlichen Belege. Insbesondere für kleine und finanzschwache Unternehmen sei es riskant, wenn kontinuierlich ein größerer Teil des Gewinns an Aktionäre fließt. Denn dann bleibt weniger übrig für zukunftsweisende Reinvestitionen. Dies könne die zukünftige Kurssteigerung negativ beeinflussen, warnt der Experte. Für ihn ist klar: „Eine hohe Dividenden-Ausschüttung ist kein Indikator für eine zukünftig hohe Gesamtperformance des Aktieninvestments.“

Dividendenaktien können Portfolio stabilisieren

Ein positives Bild zeichnet dagegen die Dividendenstudie von Allianz Global Investors. Das zentrale Ergebnis: Aktien, die Dividenden auszahlen, sind weniger volatil als Aktien, die keine ausschütten. Studienautor Hans-Jörg Naumer erklärt: „Wiederholt ausschüttende Unternehmen bleiben ihrer Dividendenpolitik oft treu. Sie neigen also dazu, kontinuierlich Dividenden zu zahlen und diese eher erhöhen als zu senken. Genau das hat einen starken und positiven Signaleffekt,“ sagt Naumer. Anleger bleiben diesen Aktien eher treu, was hilft, den Kurs zu stabilisieren – ein Argument, das Berater im Hinterkopf haben sollten.

Darüber hinaus können Dividenden selbst Stabilität liefern – auch in Zeiten von politischen, wirtschaftlichen oder technologischen Veränderungen, wie Naumer deutlich macht. Zwischen 2019 und 2023 steuerten Dividenden im MSCI Europe insgesamt 2,51 Prozent der Performance bei. Damit lagen sie fast auf Augenhöhe mit den Kursgewinnen, die ein Rendite-Plus von 2,62 Prozent erzielten. In den Zeiträumen mit negativer Kursentwicklung, wie etwa zwischen 1999 bis 2008, schafften es Dividenden sogar, die Gesamtperformance in den positiven Bereich zu heben. Dennoch sollten Berater ihre Kunden darauf hinweisen, dass sie neben der Dividendenrendite, auch auf zukünftig zu erwartende Gewinne achten. Diese sollten im besten Falle wachsen, „ohne die Substanz des Unternehmens aufzuzehren“, sagt Naumer.

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Risiko liegt in geringerer Diversifizierung

„Unternehmen, die langfristig eine regelmäßige Dividende zahlen, haben oft solide Geschäftsmodelle und verlässliche Einnahmen,“ beobachtet Florian Zekert, Finanzberater und Geschäftsführer von Honorarfinanz aus Markkleeburg bei Leipzig. Genau deshalb werden deren Aktien häufig den defensiven Aktien zugeordnet, da sie weniger konjunkturabhängig sind. Die Dividendenstrategie eigne sich daher besonders für konservative Anlegertypen, die das Risiko in Krisenphasen besser kontrollieren möchten, meint Zekert.

Dennoch würde er seinen Klienten nicht empfehlen, auf die Dividendenstrategie zu setzen. „Die Annahme, dass Dividendenaktien langfristig auch eine überdurchschnittliche Marktleistung erzielen, ist spekulativ. Darüber hinaus ist die Dividendenstrategie wegen der geringeren Diversifizierung sogar riskant“, behauptet Zekert. Im Vergleich zu einer weltweit diversifizierten Aktienstrategie könne sie eine geringere Rendite bringen.

Ähnlich sieht das Finanzberater Kronauer: Zwar könnten Anleger bei einer Dividendenstrategie bestimmte Faktorprämien, etwa Value, übergewichten. Das könne die Rendite beflügeln. Aber auch er hält sich mit einer Empfehlung zurück: „Ein diversifiziertes Multifaktor-Portfolio ist die bessere Wahl“, sagt Kronauer. Während Faktor-Strategien in der Kapitalmarktforschung umstritten seien, sei hingegen unstrittig, dass es der Dividendenstrategie an Diversifizierung fehle. „Wer maximal breit gestreut innerhalb des globalen Aktienmarktes investiert, eliminiert langfristig branchen- und länderspezifische Risiken“, sagt Kronauer. Übrig bliebe nur noch das allgemeine Marktrisiko.