Kolumne

Bundestagswahl 2025 – Was sie für unsere Finanzen bedeutet

Schuldenbremse, Steuern, Rentenreform und Subventionen – auch diese Themen werden die neue Bundesregierung beschäftigen. Worum es dabei konkret geht, schaut sich der Hamburger Versicherungsmakler Gorden Isler an.

09:02 Uhr | 11. Februar | 2025
Gorden Isler, Gründer und Geschäftsführer Fairvendo Hamburg

Gorden Isler ist Gründer und Geschäftsführer des nachhaltigen Maklerbüros Fairvendo in Hamburg.

| Quelle: Fairvendo

Am 23. Februar 2025 wählt Deutschland eine neue Bundesregierung. Diese Wahl wird nicht nur die politische Richtung des Landes bestimmen, sondern auch weitreichende Folgen für die Finanz- und Wirtschaftspolitik haben. Besonders in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten, steigender Staatsverschuldung und wachsender sozialer Spannungen wird die Finanzpolitik der neuen Regierung maßgeblich beeinflussen, wie Deutschland in den kommenden Jahren wirtschaftlich aufgestellt sein wird. 

Schuldenbremse

Ein zentrales Thema wird die Zukunft der Schuldenbremse sein. Eine Diskussion um die Reform der Schuldenbremse wird deshalb schon mit den Koalitionsverhandlungen möglicher Koalitionspartner starten. Seit ihrer Einführung 2009 ist die Schuldenbremse immer wieder in der Kritik, da sie Investitionen in Infrastruktur, Klimaschutz und Digitalisierung einschränkt. Die aktuelle Bundesregierung war gespalten: Während die FDP scheinbar kompromisslos an der Einhaltung festhielt, forderten SPD und Grüne mehr Flexibilität. Die kommende Regierung wird schnell entscheiden müssen, ob sie an der Schuldenbremse festhält oder andere Wege der Finanzierung für dringend notwendige, öffentliche Investitionen findet.

Steuerpolitik

Die Frage der Steuerpolitik dürfte für viele Wählerinnen und Wähler sehr wichtig sein. In den vergangenen Jahren wurden sowohl Steuererhöhungen als auch gezielte Entlastungen diskutiert. Während konservative Parteien in der Regel auf Entlastungen für Unternehmen und Besserverdiener setzen, fordern progressive Parteien höhere Steuern für Spitzenverdiener und Konzerne. Eine neue Regierung könnte auch eine Reform der Unternehmensbesteuerung, eine Abkehr von der kalten Progression oder die Abschaffung der Abgeltungssteuer in Angriff nehmen. Würde man die Abgeltungssteuer streichen und Kleinsparerinnen und Kleinsparern größere Freibeträge auf Kapitalerträge gewähren, dann könnte man sich einen Großteil der Diskussionen um eine Vermögenssteuer ersparen. Schließlich ist die aktuelle Regelung, dass Einkünfte aus Kapitalvermögen pauschal versteuert werden dürfen, schlicht ungerecht und nicht mehr zeitgemäß. 

Rente

Die Rentenfrage bleibt eine der drängendsten finanzpolitischen Herausforderungen. Die sogenannte "Lindner-Rente" wurde nicht umgesetzt, und die Ampel-Regierung scheiterte auch an einer langfristigen Rentenreform. Die Frage, ob und wie kapitalgedeckte Elemente in die gesetzliche Rentenversicherung integriert werden, dürfte eines der zentralen finanzpolitischen Themen der kommenden Jahre sein. Ein Blick nach Schweden zeigt, dass Mischmodelle aus umlagefinanzierter und kapitalgedeckter Altersvorsorge Erfolg haben können – doch eine solche Reform erfordert politischen Mut und Weitsicht.

Subventionen

Die Debatte um Subventionen wird mit einer neuen Bundesregierung wieder Fahrt aufnehmen. Die derzeitige Haushaltslage erfordert eine klare Priorisierung: Welche Subventionen sind noch zeitgemäß, welche gehören gestrichen? Besonders umstritten ist die künftige Förderung fossiler Energien und klimaschädlicher Industrien. Während eine neue Regierung Investitionen in erneuerbare Energien und klimafreundliche Technologien forcieren könnte, stehen wirtschaftsliberale Konzepte oft für einen umfassenden Subventionsabbau. Der globale Trend deutet aktuell darauf hin, dass das Tempo beim Ausstieg aus fossilen Energien wieder gedrosselt werden könnte.

Die Bundestagswahl 2025 wird die finanzpolitischen Weichen für die kommenden Jahre stellen. Ob Steuerentlastungen, Investitionsoffensiven oder Rentenreformen – die Zusammensetzung der neuen Bundesregierung wird darüber entscheiden, welche finanzpolitischen Prioritäten gesetzt werden. Sicher ist: Die gesellschaftlichen Herausforderungen sind groß, und die Lösungen werden darüber bestimmen, wie gerecht, nachhaltig und wirtschaftlich stark Deutschland in Zukunft bleibt. 

Für die anstehende Bundestagswahl möchte ich Ihnen noch den Real-O-Mat ans Herz legen. Während der Wahl-O-Mat die Programme und Versprechungen der Parteien berücksichtigt, gleicht der Real-O-Mat Ihre Meinung mit dem tatsächlichen Abstimmungsverhalten der Parteien ab. Mein Wahl-O-Mat Ergebnis stimmte im Übrigen nicht mit dem Real-O-Mat überein. Das Ergebnis verblüffte mich für einen Moment. 

Anmerkung der Redaktion: Gordon Isler ist aktiv bei der Partei „Die Grünen“ tätig.