Wegen Inflation

Deutliche Gewinnrückgänge bei fast allen PKV-Anbietern

Die Inflation korrigierte bereits im Geschäftsjahr 2022 die Profite der privaten Krankenversicherer kräftig nach unten. Dennoch verbuchen manche Unternehmen weiterhin verhältnismäßig hohe Gewinnquoten.

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16:12 Uhr | 19. Dezember | 2023
Deutliche Gewinnrückgänge bei fast allen PKV-Anbietern

Das war doch schon mal mehr: Bei den meisten PKV-Anbietern sind die Gewinne in 2022 teils deutlich gesunken.

| Quelle: MichaelDeLeon

Im Jahr 2024 werden privat Krankenvollversicherte für ihren Schutz im Durchschnitt sieben Prozent mehr bezahlen müssen. Diese verhältnismäßig deftige Preiserhöhung erklärt der PKV-Verband mit den zuletzt deutlich gestiegenen Leistungsausgaben seiner Mitgliedsunternehmen. Denn durch die hohe Inflation sind auch viele medizinische Materialien und Dienstleistungen teurer geworden.

Diese Entwicklung hatte bereits im Jahr 2022 ihren Anfang genommen, als die ausgezahlten Leistungen der privaten Krankenversicherer insgesamt um rund fünf Prozent auf 33,3 Milliarden Euro gestiegen sind. Das schreibt die V.E.R.S. Leipzig GmbH im Vorwort ihres „Branchemonitor Krankenversicherung“, für den die Geschäftsberichte der 25 größten deutschen privaten Krankenversicherer (Marktabdeckung: 97 Prozent nach Prämieneinnahmen) analysiert wurden.

Bei 19 von 25 Krankenversicherern sank der Gewinn

Unter dem Strich konnten zwar alle 25 Anbieter ein positives versicherungsgeschäftliches Ergebnis erzielen, also Gewinn verbuchen. Im Durchschnitt ging dieser aber von rund 265 Millionen Euro pro Unternehmen im Jahr 2021 auf rund 235 Millionen Euro in 2022 zurück – ein Minus von 11,3 Prozent. Lediglich sechs private Krankenversicherer konnten ihr versicherungsgeschäftliches Ergebnis in 2022 steigern: R+V, Gothaer, Münchener Verein, ARAG, Württembergische und Ergo Kranken. Den größten Sprung, sowohl in Euro als auch im Vergleich zum Vorjahr schaffte dabei die ARAG mit einem Zuwachs um 14,3 Millionen Euro beziehungsweise 31,3 Prozent.

Auffällig: Einen Zuwachs beim versicherungsgeschäftlichen Ergebnis konnten nur relativ kleine Anbieter erzielen. Die nach Prämieneinnahmen zehn größten Krankenversicherer mussten hier allesamt Federn lassen. So betrug der Gewinnrückgang beispielsweise bei der DKV 155 Millionen Euro (-15,8 Prozent) und bei der Signal Iduna 119 Millionen Euro (-23,4 Prozent).

Diese Zahlen haben logischerweise auch Auswirkungen auf die versicherungsgeschäftliche Ergebnisquote (VEQ), sozusagen die Gewinnquote der privaten Krankenversicherer. „Diese ist mit dem versicherungstechnischen Ergebnis im Komposit-Bereich vergleichbar. Ihr Prozentwert drückt den Gewinnanteil an den Beitragseinnahmen des PKV-Unternehmens aus, der nach Abzug sämtlicher Leistungen sowie Abschluss- und Verwaltungskosten übrigbleibt, wobei in der PKV auch die Veränderung der Alterungsrückstellung berücksichtigt wird“, erklärte Abdulkadir Cebi, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei der Assekurata Assekuranz Rating-Agentur GmbH, im März auf procontra-Nachfrage. Eine Quote zwischen zehn und 15 Prozent schätzt der Experte dabei als ein stabiles Geschäftsmodell in stürmischen Zeiten ein. Quoten von über 15 Prozent sind laut Cebi hingegen nicht zwingend notwendig.

Weniger PKV-Anbieter mit „zu hohen“ Gewinnen

Jedoch hatten 16 der 25 größten PKV-Anbieter das Geschäftsjahr 2021 mit einer VEQ von über 15 Prozent abgeschlossen. Seit 2019 war ihre Anzahl konstant gestiegen. Darüber, wie Vermittler ihren Kunden das Zusammenspiel aus hohen Gewinnen bei den Krankenversicherern und gleichzeitigen Beitragserhöhungen plausibel erklären können, hatte procontra bereits berichtet. Nun zeigt sich, dass die hohe Inflation auch auf die Gewinnquoten der Krankenversicherer drückt. So kamen im Geschäftsjahr 2022 nur noch sieben Anbieter auf eine VEQ von über 15 Prozent:

  • Württembergische (19,37)

  • R+V (17,89)

  • Alte Oldenburger (17,04)

  • Generali (16,91)

  • LVM (16,51)

  • Gothaer (16,42)

  • DKV (16,07)

Im Marktdurchschnitt gemäß Branchenmonitor ging die durchschnittliche VEQ deutlich um rund zwei Prozentpunkte von 15,4 auf 13,38 Prozent zurück. Ihre VEQ in 2022 steigern konnten nur vier Unternehmen: Württembergische (von 16,18 auf 19,37 Prozent), Gothaer (von 15,62 auf 16,42 Prozent), Münchener Verein (von 11,03 auf 12,07 Prozent) und ARAG (von 9,45 auf 11,01 Prozent).