Krankenversicherung

PKV-Vollversicherung wächst erstmals seit 2011

Nach langen Jahren des Vertragsschwunds ist die Anzahl der privat Krankenvollversicherten wieder gestiegen. Was der PKV-Verband nun fordert und welche Signale das Zusatzgeschäft für Vermittler liefert.

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12:01 Uhr | 25. Januar | 2024
PKV-Vollversicherung wächst erstmals seit 2011

Für Thomas Brahm, Debeka-Vorstandsvorsitzender und Chef des PKV-Verbands, ist die Message nach dem ersten Netto-Anstieg seit 2011 klar: "Die Menschen wollen sich privat versichern."

| Quelle: Debeka

Für Beobachter der Versicherungsbranche kommt es einer kleinen Sensation gleich: Die Anzahl der privat Krankenvollversicherten ist im Jahr 2023 gestiegen und kletterte auf 8,71 Millionen. Das teilte der PKV-Verband heute mit. Der Anstieg ist mit nur 0,03 Prozent zwar sehr gering und bedeutet nur etwa 2.600 Personen. Jedoch ist es, laut den Zahlen des Verbands, das erste Netto-Wachstum seit dem Jahr 2011. Netto bedeutet in diesem Fall, dass auch Sterbefälle und Abgänge wegen gesetzlicher Versicherungspflicht bereits abgezogen wurden.

Thomas Brahm, Debeka-Vorstandsvorsitzender und Chef des PKV-Verbands kommentierte diese Entwicklung wie folgt: „Dieses Wachstum belegt: Die Menschen wollen sich privat versichern. Sie suchen Sicherheit und vertrauen dem stabilen und zukunftsfesten System der PKV. Das ist auch ein starkes Signal an die Politik, diesen klaren Willen der Versicherten zu respektieren und ihnen mehr Wahlfreiheit zu geben. Der Zugang zur PKV darf nicht weiter erschwert, sondern muss erleichtert werden.“

Hürde und Hemmnis für die PKV

Brahms Kritik zielt wohl auf die Jahr für Jahr steigende Versicherungspflichtgrenze ab, die für Angestellte die Hürde zum Einstieg in die private Krankenvollversicherung darstellt. Auch die gesetzliche Regelung für die Beitragsanpassung, die zu unregelmäßigen, ruckartigen – also teuren – Beitragserhöhungen führt, ist vielen Krankenversicherern ein Dorn im Auge. Gleichzeitig würden konstante, jährliche Erhöhungen aber dazu führen, dass die Kunden über die Jahre mehr Geld für ihren PKV-Schutz bezahlen würden als bei den sprunghaften Anstiegen.

Letztere galten bislang als klares Hemmnis für den Eintritt in die PKV-Vollversicherung. Seit 2011 ist der Bestand von knapp neun Millionen konstant gesunken. Doch nun zeigt der Trend anscheinend in eine andere Richtung.

bKV boomt weiter

Zum sechsten Mal in Folge positiv ist, laut dem Verband, das Wechselsaldo von der gesetzlichen in die private Krankenversicherung ausgefallen. Im Jahr 2023 entschieden sich 164.100 Personen für einen Wechsel in die PKV. In die GKV wechselten 116.100 Personen. Laut Brahm belege ein jährlicher Wechsel von fast 300.000 Versicherten zwischen den beiden Systemen einen funktionierenden Wettbewerb.

Konstant gute Nachfrage verkündet der PKV-Verband auch für die private Krankenzusatzversicherung. Die Zahl der Verträge wuchs um 2,5 Prozent auf 29,98 Millionen. Insbesondere die betriebliche Krankenversicherung boomte weiter. Zum Jahresende boten 36.900 Unternehmen in Deutschland bieten ihren Mitarbeitern eine komplett vom Arbeitgeber gezahlte bKV an (2022: 27.700). Die Zahl der Beschäftigten, die eine bKV haben, wuchs um 11,6 Prozent auf 1,97 Millionen (2022: 1,77 Millionen). Die Nachfrage der Arbeitgeber dürfte hier, vor allem in Zeiten des Fachkräftemangels, noch lange nicht gestillt sein. Schließlich können Angebote wie die bKV für begehrte Bewerber letztendlich den Unterschied ausmachen.