Trotz Börsen-Boom

Warum so viele Indexpolicen weit hinter den Renditen von DAX & Co. landen

Indexpolicen erzielten in 2024 zwar etwas mehr Rendite als in 2023, blieben aber weit unter ihren Index-Vorbildern. Woran das liegt und was Anbieter von Produkten mit „Nullrunden“ sagen – procontra fragte nach.

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13:02 Uhr | 17. Februar | 2025
Nur wenig Rendite

Indexpolicen erzielten in 2024 zwar etwas mehr Rendite als in 2023, blieben aber weit unter ihren Index-Vorbildern.

| Quelle: Olga Shumytskaya

In den letzten paar Jahren ließ sich an der Börse viel Geld machen. Die Kurse stiegen in der Breite immer weiter, unter anderem die der Aktien-Indizes, in die weltweit viele Menschen investiert sind. Beispielsweise erreichte im Jahr 2024 der Euro Stoxx 50 eine Rendite von rund 10 Prozent, der MSCI World kam auf rund 17 Prozent und der DAX sogar auf rund 19 Prozent.

Mit solchen Erfolgsgeschichten wollen auch die Lebensversicherer neue Kunden gewinnen. Bereits vor rund 10 Jahren kamen sie auf die Idee, Produkte einzuführen, mit denen ihre Kunden von den Wertentwicklungen großer Aktien-Indizes profitieren sollen, ohne jegliches Verlustrisiko: die Indexpolicen waren geboren.

Leider entwickelten sich die Renditen dieser Produkte nicht gerade parallel zu denen der großen Indizes, an den diese angelehnt sind. Laut einer Analyse des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung GmbH (IVFP) kamen die 38 Produkte der 16 aktiven deutschen Anbieter in diesem Produktsegment auf eine durchschnittliche Rendite von knapp 3 Prozent im Jahr 2024. In 2023, als die großen Indizes ähnlich gut performten wie 2024, fiel die Durchschnittsrendite der Indexpolicen sogar noch magerer aus. Rund 60 Prozent der Indexpolicen-Inhaber mussten damals sogar eine Nullrunde ohne jegliche Rendite hinnehmen. In 2024 traf es zwar deutlich weniger Kunden, dennoch verzeichneten 7 Produkte von 4 Lebensversicherern eine Nullrunde.

Doch wie kann das sein, wenn es doch in derselben Zeit an den Aktienmärkten brummt?

„Die Renditeerwartung liegt nach Simulationsrechnungen der Stiftung Warentest für Policen mit einer Beteiligung an gängigen Aktienindizes in den meisten Fällen sogar unter der sicheren Verzinsung, die man bei Verzicht auf die Indexbeteiligung bekommen würde“, sagt Stephan Kühnlenz auf procontra-Nachfrage. Der wissenschaftliche Leiter im Bereich Geldanlage, Altersvorsorge, Kredite und Steuern des Verbraucherschutzmagazins spricht damit die grundsätzliche Wahlmöglichkeit der Inhaber von Indexpolicen an: Sie können für jedes Jahr selbst entscheiden, ob sie ihrem Vertrag wie bei einer klassischen privaten Rentenversicherung die Überschussbeteiligung des Lebensversicherers gutschreiben lassen oder ob sie damit sogenannte Optionen kaufen und damit an der Wertentwicklung des jeweiligen Aktienindex partizipieren wollen. Je höher die Überschussbeteiligung, desto mehr Renditepotenzial steckt in den Optionen. Das erklärt auch, warum die Durchschnittsrendite von Indexpolicen in 2024 etwas höher ausfiel als 2023. Für 2024 hatten viele Lebensversicherer aufgrund der Zinswende ihre Überschüsse für die Kunden deutlich angehoben.

Kühnlenz kritisiert jedoch auch den Aufbau einiger Indexpolicen: „Häufig werden hauseigene Indizes verwendet, die keine zur Einschätzung von Chancen und Risiken ausreichende Performancehistorie aufweisen, oder deren Performancehistorie lediglich durch Rückrechnungen simuliert wurde.“ Auch dies würde zu der deutlich geringeren Rendite im Vergleich zu den echten Indizes führen. „Für die Altersvorsorge sind die Indexpolicen nicht geeignet, da viele Versicherte nach ein paar Jahren mit Nullrenditen aufgeben und zukünftig auf die Indexbeteiligung verzichten“, sagt der Verbraucherschützer. Die in den Vorjahren verlorene Verzinsung könne dann nicht mehr aufgeholt werden.

Doch wie schätzen die Lebensversicherer selbst ihre Produkte ein?

Von den 4 Anbietern mit mindestens einem Nullrunden-Produkt in 2024 (Axa, Barmenia, Nürnberger und Volkswohl Bund) konnte uns die Barmenia aus Kapazitätsgründen nicht antworten. Die Axa schrieb procontra in Bezug auf ihr Produkt „Global Multi Asset Index (GMAI)“, dass dieses durch das herausfordernde Zins- und Kapitalmarktumfeld starken Schwankungen ausgesetzt war. „Sie stellten den Trendfolge-Ansatz des Index wiederholt vor Herausforderungen, da die Trendwechsel sehr kurzfristig erfolgten“, erklärte eine Axa-Sprecherin.

Die Kölner würden aber bereits an einer Indexanpassung zusammen mit dem Anbieter BNP Paribas arbeiten, um die positive Wertentwicklung und damit die Auszahlungshäufigkeit zu steigern. Als einen Reformschritt nannte die Sprecherin die Ergänzung der Anlageklassen von Aktien, Renten und Rohstoffe um Gold und Geldmarkt ab August 2024. Das Setzen auf fallende Kurse sei zudem nicht mehr möglich.

Mehr Indexstichtage, mehr Rendite?

Nürnberger und Volkswohl Bund können zwar, wie die Axa, auch Indexpolicen mit positiven Renditen im Indexjahr 2024 vorweisen. Ein respektive zwei Produkte drehten aber eine Nullrunde. Die Erklärungen dazu fallen auf procontra-Nachfrage recht oberflächlich aus, mit Verweisen auf die guten Entwicklungen anderer Produkte und die grundsätzlichen Gewinnmöglichkeiten von Indexpolicen.

Was alle 7 Indexpolicen mit Null-Rendite in 2024 eint: Sie haben maximal zwei Indexstichtage, die meisten von ihnen nur einen. Viele Produkte anderer Anbieter, die Renditen erzielt haben, haben bis zu 12 Indexstichtage, an denen Renditen „eingebucht“ werden. Führen mehr Indexstichtage also zu höheren Renditen? Das verneinen alle drei Lebensversicherer. Alles hänge vom Verlauf des Indexjahres ab, heißt es dazu vom Volkswohl Bund. Die Axa-Sprecherin erklärt, dass die Kundengelder bis zum nächstmöglichen Indexstichtag im Sicherungsvermögen verbleiben und von der dortigen Überschussbeteiligung profitieren würden. Erst anschließend würden sie allokiert.