Ein Fünftel aller Cyberversicherungen schlecht bewertet
Das Angebot an selbstständigen Cyber-Tarifen und Tarifbausteinen hat sich innerhalb weniger Jahre vervielfacht. Die Analysten von Franke und Bornberg haben sich vor diesem Hintergrund nun bereits das zweite Mal verschiedene Cyberschutz-Tarife für Privatkunden angesehen. Das erste Rating ist mittlerweile zwei Jahre her.
Die Ratingagentur wollte nun erneut wissen, ob und in welchem Umfang die Cyber-Versicherungen vor den unzähligen digitalen Risiken schützen können. Schließlich gibt es derlei viele: vom Hacker-Angriff über Datenverlust, Verlusten beim Online-Shopping bis hin zu Cybermobbing und Identitätsdiebstahl. Aktuell wurden 20 Tarife von 14 Versichern genauer unter die Lupe genommen. Zudem haben die Analysten nur eigenständige Cybertarife untersucht und keine, die als Bausteine angeboten werden oder in anderen Policen bereits enthalten sind.
Seit dem ersten Cyber-Rating haben sich laut Franke und Bornberg mehrere Versicherer vom Geschäftsfeld verabschiedet, darunter auch der einstige Spitzenreiter ÖSA Öffentliche Versicherungen Sachsen-Anhalt. Der Anbieter vermittle künftig keine eigenen Cybertarife mehr, sondern die Produkte der Konzernmutter VGH.
Das Problem, mit dem die Analysten schon vor zwei Jahren konfrontiert waren: Für private Cyber-Policen gibt es weder Standards noch GDV-Musterbedingungen. „Selten haben wir eine so unübersichtliche Tariflandschaft analysiert wie beim privaten Cyberschutz“, erklärten die Autoren damals.
Details zu Kriterien und Notenvergabe
Insgesamt 68 Prüfkategorien hat das Analysehaut für die aktuelle Untersuchung unterschiedlich gewichtet. Am schwersten die Aspekte „Konto-/ Daten-/ Identitätsmissbrauch“, „Daten- und Geräterettung nach Cyber-Attacken“ und „Verlust bei Interneteinkäufen“. Das ernüchternde Fazit: Für ein Fünftel aller Tarife (vier von 20) hat Franke und Bornberg die schlechteste Note (F-) vergeben.
Jedem Produkt haben die Analysten eine Gesamtpunktzahl gegeben und in die jeweilige Ratingklasse eingeordnet. Es gibt sieben Klassen: von FFF+ „hervorragend“ bis F- „ungenügend“. Diese sind so bemessen, dass geringfügige, für die Praxis unerhebliche Punktunterschiede nicht zur Einstufung in eine andere Klasse führen. Zusätzliche Noten sollen innerhalb der Ratingklassen für weitere Differenzierung sorgen. Außerdem hat das Analysehaus Mindeststandards für die oberen Bewertungsklassen angesetzt, damit Produkte der Ratingklassen FFF+ und FFF in allen Bewertungskategorien durchgängig überdurchschnittliche Qualität aufweisen.
Die am besten bewerteten Tarife …
Vorab lässt sich verraten: Die Top-Noten FFF+ „ausgezeichnet“ und FFF „sehr gut“ hat allerdings kein Tarif erhalten. Immerhin ein FF+ („gut“) haben drei Tarife erhalten.
Dabei konnte die VGH Landschaftliche Brandkasse Hannover mit ihren Tarifen „CyberSchutz“ und „Cyber Rechtsschutz“ (beide Stand 8/2021) jeweils die Note 1,6 erzielen. Auf dem dritten Platz landet die Inter mit ihrem Tarif „CyberGuard“ (Stand 3/2020) und der Note 1,9.
Weitere Tarife mit einer guten Bewertung sind:
Öffentliche Sachversicherung Braunschweig: „Digital Schutz“, „Drittschadendeckung“ (beide Note: 2,1), (alle Stand 12.2018, Note: 2,5)
WGV-Versicherung: „Cyberversicherung“ (Stand 7/2023, Note: 2,4)
Arag: „web@ktiv Komfort“, „web@ktiv Premium“ (beide Stand 4/2023, Note: 2,5)
Bavaria: „SorglosOnline“ (Stand 9/2021, Note: 2,5)
SV SparkassenVersicherung Gebäudeversicherung: „SV InternetSchutz“ (Stand 1/2022, Note: 2,5)
… und die negativ bewerteten Tarife
Die schlechteste Note F- „ungenügend“ haben einzelne Tarife je nach Tarifdatum der Arag, Ergo Direkt, Europ Assistance und Roland Rechtsschutz erhalten. Die vollständige Liste findet sich hier.
Derweil warnt Michael Franke, Geschäftsführer des Analysehauses, vor der trügerischen Sicherheit, in der sich viele Verbraucher wiegen würden. „Sie verlassen sich darauf, dass ihre übrigen Verträge Cyber-Schutz enthalten. Dabei ist das häufig nur in homöopathischen Dosen der Fall.“ Er sieht den Grund dafür unter anderem in fehlenden Leistungsbildern. Nur wenn es endlich verbindliche Standards gebe, werde das Thema auch seitens der Verbraucher angenommen.