Experte der Huk-Coburg
Wie wird die Künstliche Intelligenz (KI) die Versicherungsbranche verändern? Dazu gibt es bereits die verschiedensten Einschätzungen, die von großen Chancen zur Effektivitätssteigerung bis hin zum breiten Abbau von Arbeitsplätzen reichen.
Dass ihre Auswirkungen in jedem Fall immens sein werden, glaubt auch Dr. Thomas Körzdörfer, Leiter Data Analytics der Huk-Coburg-Versicherungsgruppe. Auf dem Insurance Meeting Nordbayern (InsureMe) in Nürnberg referierte er kürzlich über den Einsatz von Data Science und KI innerhalb der Wertschöpfungskette von Versicherern. Aus seiner Sicht werden dadurch nahezu alle heutigen Prozesse fundamental und nachhaltig verändert.
Als Beispiele nannte Körzdörfer neben neuen Ansätzen für risikogerechtes Pricing, Möglichkeiten für Kündigungsprävention und Betrugsidentifikation im Bestand und Optimierung in der Schadenregulierung auch Verbesserungspotenzial im Cross- und Upselling-Bereich und im personalisierten Vertrieb. Hier könne die KI etwa personalisierte Angebote und Ansprache an die Kunden leisten, als auch auf Basis der vorliegenden Daten das passende Angebot zum richtigen Zeitpunkt mit der richtigen Ansprache liefern.
Klingt so, als habe die KI durchaus das Potenzial, den persönlichen Vertrieb teilweise zu ersetzen. In welchem Umfang dies seiner Einschätzung nach geschehen werde, wollte procontra vor Ort von Körzdörfer wissen. „Die KI wird Mehrwerte liefern, die den persönlichen Vertrieb eher an vielen Stellen unterstützen als ersetzen werden“, antwortete der KI-Experte der Huk. Auch für den Innendienst rechnet er nicht damit, dass Menschen wegfallen werden. Für sie werde es in Zukunft aber andere Aufgaben geben, die eine große Bereitschaft für Umschulungen und Weiterbildungen erfordere.
Aktuell seien bei der Huk-Coburg 130 Mitarbeiter mit der Implementierung von KI- und Data-Analytics-Prozessen beauftragt, hieß es in Körzdörfers Vortrag. Rund 30 Use-Cases befänden sich bereits in der aktiven Bearbeitung. Innerhalb der nächsten drei Jahre sollen diese ausgebaut, anschließend in der Anwendung stabilisiert werden und ab 2030 im langfristigen Normalmodus laufen.