Freie Bauern rufen zum Boykott der Allianz, Ergo und Generali auf
Kürzlich löste ein Social-Media-Post des Landwirtschaftlichen Versicherungsvereins Münster (LVM) einen Shitstorm aus. In dem Beitrag hatte das Unternehmen erklärt, während des sogenannten Veganuary ein fleischloses Gericht in der Kantine anzubieten. Darüber hinaus zitierte die LVM eine Studie der Harvard Universität, in der die Vorzüge einer veganen Ernährung aufgeführt wurden.
Der kleine Verband der Freien Bauern reagierte entrüstet. Er forderte den LVM auf, ein vorformuliertes Entschuldigungsschreiben zu unterzeichnen und über jegliche Unternehmenskanäle auszuspielen. Dieser Aufforderung kam der Versicherer zwar nicht nach, formulierte aber ein eigenes Schreiben an seine Kunden. So weit – so Posse.
Nun ziehen die Freien Bauern nach. Demnach haben sie, wie es auf der Website des Verbands heißt, „die gesamte Branche auf Vegan-Propaganda durchleuchtet“. Sie führen in einer Liste jene Versicherer auf, die aus ihrer Sicht „mit wahrheitswidrigen Behauptungen“ der Landwirtschaft schaden. Zu den Übeltätern gehören aus Sicht des Verbands: die Allianz, Ergo, Generali, Zurich und HUK-Coburg. Die Freien Bauern fordern die Unternehmen auf, die Beiträge von ihren Seiten zu nehmen. Andernfalls drohen sie, laufende Versicherungsverträge zu kündigen.
R+V dementiert Behauptungen der Freien Bauern
Der Verband behauptet in dem Beitrag auch, die R+V-Versicherung hätte „vor drei Tagen alle Lügen über angebliche ethische und ökologische Vorteile einer veganen Ernährung von ihrer Seite gelöscht“. Wohlgemerkt nachdem Vertrauensleute vor Ort Druck auf den Konzern ausgeübt hätten.
„Eine Anfrage der Freien Bauern liegt uns nicht vor“, erklärt die R+V auf Nachfrage. Möglicherweise beziehe sich die Aussage der Freien Bauern auf einen Beitrag der R+V-Ratgeberseiten im Internet. Darin sei es um alternative Ernährung gegangen. Tatsächlich sei der Text vor wenigen Tagen von der Seite entfernt worden – nachdem ein Landwirt den Versicherer darauf aufmerksam gemacht habe. Und nicht, wie kolportiert, auf Druck des Verbands. Der Grund: Der Beitrag habe eine Passage zur konventionellen Tierhaltung enthalten, die nicht der Haltung der R+V zur Landwirtschaft entsprochen habe. Die betreffenden Aussagen wollte die R+V nicht zitieren.
Ähnlich zurückhaltend wie die R+V reagierte auch der LVM auf die Kritik des Verbands. Der LVM stehe mit den Freien Bauern nicht in Kontakt, erklärte der Sprecher des Unternehmens. Dazu muss man wissen: Die Freien Bauern sind in der Vergangenheit mit streitbaren Symbolen aufgefallen. So haben sie bei einer Demonstration 2021 die sogenannte Landvolkfahne gezeigt. Das Symbol zeigt einen weißen Pflug und ein rotes Schwert auf schwarzem Grund. Und gilt als Zeichen der völkisch-nationalistischen Bewegung. Dass Versicherer nicht mit einer solchen Gruppierung in einem Atemzug genannt werden wollen, ist nachvollziehbar.