Marktuntersuchung

So groß sind die Schadenrückstellungen der Kfz-Versicherer

Die stark steigenden Schadenkosten zwingen die Kfz-Versicherer zu Beitragserhöhungen. Was das für ihre Schadenreserven bedeutet und warum diese von Anbieter zu Anbieter stark abweichen, hat Assekurata untersucht.

Author_image
16:07 Uhr | 18. Juli | 2024
Man fotografiert Kfz-Schaden nach Unfall

Die stark steigenden Schadenkosten zwingen die Kfz-Versicherer zu Beitragserhöhungen. Was das für ihre Schadenreserven bedeutet und warum diese von Anbieter zu Anbieter stark abweichen, hat Assekurata untersucht.

| Quelle: sefa ozel

Es sind schwierige Zeiten für die Kfz-Versicherer. Die stark gestiegenen Kosten im Schadenfall lasten so schwer auf einigen Unternehmen, dass diese zunehmend aktiv werden und beispielsweise die Beiträge kräftig erhöhen oder sich gleich komplett von defizitären Beständen trennen.

Vor diesem Hintergrund ist es auch wichtig, dass die Kfz-Versicherer ausreichende Schadenrückstellungen bilden. Im marktweiten Durchschnitt zum Ende des Geschäftsjahres 2022 betrugen diese 549,24 Euro pro Vertrag. Das hat die Rating-Agentur Assekurata ausgerechnet. Zwischen den einzelnen Gesellschaften variiert dieser Betrag aber stark. So liegt er beispielsweise bei der Barmenia Allgemeine bei 214,02 Euro und bei der Kravag-Logistic hingegen bei 1.302,26 Euro. Die Liste aller von Assekurata untersuchten Kfz-Versicherer gibt es hier.

Um diese Geldbeträge besser einordnen zu können, muss man zum einen auf die Größe des Kfz-Versicherers und zum anderen auf dessen individuelle Bestandszusammensetzung blicken. Bei ersterem Punkt hilft die Schadenreservequote (Schadenrückstellungen in Prozent der verdienten Bruttobeiträge). Hier lag der Durchschnittswert im Markt zuletzt bei 221,48 Prozent und variierte von Versicherer zur Versicherer zwischen 77,6 Prozent (Rhion) und 483,75 Prozent (Ergo Direkt).

„Anfall-Jahre“ haben großen Einfluss

Da die Schadenreservequote direkt auf Veränderungen bei den Beitragseinnahmen reagiert, sinkt sie zum Beispiel, wenn viel Neugeschäft gemacht oder die Beiträge kräftig erhöht werden. Es gibt aber auch noch einen anderen wichtigen Faktor. „In der Kraftfahrt-Haftpflicht-Versicherung wickeln sich insbesondere Personenschäden über einen langen Zeitraum ab. Folglich stammt ein großer Teil der Schadenreserven in der Kraftfahrt-Haftpflicht-Versicherung nicht aus dem aktuellen Geschäftsjahr, sondern aus länger zurückliegenden Anfall-Jahren“, erklärt Assekurata-Analyst Adrian Hamm im Blog des Unternehmens.

Auch der individuelle Bestand eines jeden Kfz-Versicherers spielt eine Rolle für die Höhe der Schadenrückstellungen. „Beispielsweise benötigt die KRAVAG-Logistic aufgrund ihrer Spezialisierung im Bereich Logistik, Transport und Spedition eine höhere Reserve pro Vertrag, da die Durchschnittsrisiken (LKW) und folglich die Durchschnittsschäden in der Regel höher ausfallen“, schreibt Hamm.

Ob aufgrund der derzeit marktweiten Beitragserhöhungen die Schadenreservequoten vieler Kfz-Versicherer sinken werden, kann Assekurata aktuell mangels Zahlen aus 2023 noch nicht ausrechnen. Laut Hamm zeichnet sich aber ab, dass die Versicherer die Schadenrückstellungen in der Kraftfahrt-Haftpflicht-Versicherung weiter verstärkt haben und die Schadenreserven pro Vertrag per Saldo leicht steigen dürften.