Wohngebäudeversicherung

HUK-Coburg macht Elementarschutz zur Pflicht

Noch immer hat nur jeder zweite Hausbesitzer eine Elementarschutzversicherung und riskiert seine Existenz. Während die Versicherungsbranche eine Pflichtversicherung ablehnt, geht die HUK-Coburg nun neue Wege.

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14:02 Uhr | 17. Februar | 2023
Ahrtalbahnbrücke Mayschoss

Die Schäden durch Starkregen oder Überschwemmungen werden immer größer. Eine LBBW-Studie fordert nun eine bessere Verteilung der Lasten und eine Pflichtversicherung.

| Quelle: Fotomax

Die Pflichtversicherung in der Elementarversicherung kommt trotz der verheerenden Verwüstungen 2021 nicht – das machte FDP-Justizminister Frank Buschmann Ende vergangenen Jahres deutlich und verwies darauf, dass viele Haushalte durch die hohen Energiepreise und die Inflation finanziell schon zu stark belastet seien.

Oder kommt die Pflichtversicherung doch? So hatte Buschmann erklärt, dass die einzelnen Bundesländer selbst eine solche Pflichtversicherung beschließen können. Eine Erlaubnis des Bundes brauchen sie hierfür nicht. Das unterstrich kürzlich auch ein bislang unveröffentlichter Bericht der Bundesregierung.

Ob eine Pflichtversicherung kommt, ist somit weiterhin ungewiss. Allerdings hat die Debatte offenbar mancherorts zu einem Umdenken geführt. Nicht so sehr in der Politik bzw. Verwaltung, wie der Versichererverband GDV in dieser Woche kritisierte. Schließlich werden immer noch über 1.000 neue Wohngebäude in Überschwemmungsgebieten gebaut. 2021, im Jahr der Ahrtal-Katastrophe, wurden 1.420 neue Häuser in Überschwemmungsgebieten errichtet – das entspricht 1,4 Prozent aller in diesem Jahr errichten Neubauten.

Vielmehr gehen einzelne Versicherer mittlerweile selbst voran, um die Abdeckung von Elementarversicherungen zu steigern. So kündigte die HUK-Coburg am Donnerstag an, künftig Wohngebäudeversicherungen nur noch mit Elementarschutz verkaufen zu wollen. „Als großer Versicherer für Privathaushalte wollen wir damit unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden und unsere Kund:innen vor den finanziellen Folgen von Extremwetterereignissen schützen“, sagt Vorstand Dr. Jörg Rheinländer zur Produkteinführung.

Kunden können Selbstbehalt auswählen

Kunden können dabei zwischen zwei Varianten wählen, die sich im Hinblick auf den Selbstbehalt unterscheiden. Beim Elementarschutz Classic tragen Kunden einen Selbstbehalt von lediglich 500 Euro. Wer das nicht möchte, erhält automatisch den Elementarschutz Basis. Hier zahlen Kunden im Schadenfall einen Selbstbehalt von 100.000 Euro, so dass bei Existenz bedrohenden Schäden ein Mindestversicherungsschutz besteht. Komplett abwählen lässt sich der Elementarschutz allerdings nicht.

Während die Franken mit diesem Ansatz neue Wege gehen, hat sich der GDV erneut eindeutig gegen eine Pflichtversicherung positioniert. „Eine Pflichtversicherung löst das Problem nicht“, erklärte GDV-Präsident Norbert Rollinger gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Und fügte hinzu: „Schlimm wäre, wenn die Politik die Pflichtversicherung beschließen würde – und sonst nichts tut. Dann droht eine Kostenexplosion in der Gebäudeversicherung.“

Die Versicherer bevorzugen stattdessen eine Opt-out-Lösung. Der Kunde muss die Elementarversicherung also aktiv abwählen. Darüber hinaus setzen die Versicherer, aber auch die Politik, immer wieder auf eine Sensibilisierung der Menschen. Viele wissen oft gar nicht, dass sie im Fall eines Hochwassers nicht versichert sind.

Doch die Aufklärungskampagne zeigt nur sehr begrenzt Wirkung. Nach wie verfügt lediglich rund die Hälfte der Hausbesitzer über eine Elementarversicherung und steht im Schadenfall vor den Trümmern ihrer Existenz.

Die HUK-Coburg schlägt nun einen anderen Weg ein. Es bleibt abzuwarten, ob andere Versicherer hier nachziehen werden.