Hunde oder Katzen leben in beinahe jedem zweiten Haushalt in Deutschland. Davon sind nur 56 Prozent versichert, zeigt der Trendmonitor Tierversicherungen des Marktforschungsunternehmens Nordlight Research. Und das in den meisten Fällen auch nur über eine Tierhalter-Haftpflicht, während die Gesundheitsfrage ante portas bleibt. Rund 50 Prozent der Hunde- und sogar 71 Prozent der Katzenbesitzer haben aktuell weder eine Tierkranken- noch eine OP-Versicherung für ihre Lieblinge.
Dabei ist eine gute Absicherung sinnvoller denn je: Im November 2022 wurde die Gebührenordnung für Tierärzte (GOT) saftig erhöht. Im Zuge dessen sind die Kosten im Schnitt um 20 Prozent gestiegen. Eine Folge, die viele Besitzer mitunter noch gar nicht zu spüren bekommen haben, da Tierarztbesuche nicht stattfanden. Ein guter Beratungsanlass mit Aussicht auf Erfolg. Denn Nordlight Research zufolge plant über die Hälfte der Tierbesitzer, eine Gesundheitsversicherung in Form einer OP- oder Tierkrankenversicherung für ihre Vierbeiner abzuschließen. Das Marktvolumen von Tier-OP und Tierkrankenversicherungen könnte um bis zu 50 Prozent steigen.
Versicherer drängen auf den Markt
Das haben längst auch Versicherer bemerkt und in den vergangenen Jahren den Markt für tierische Gesundheitspolicen für sich entdeckt. Während es vor zwanzig Jahren nur eine Handvoll Anbieter gab, sind es mittlerweile rund dreißig. Auch die Gothaer hat ihre Produktpalette im April um eine Krankenversicherung speziell für Katzen ergänzt, nachdem sich die Behandlungskosten für die flauschigen Vierbeiner überproportional verteuert haben, wie Christian Prachar, Produktmanager Tierkrankenversicherung, betont. Die Erweiterung sei der „folgerichtige nächste Schritt in der Weiterentwicklung“ und das Wachstumspotenzial des Markts absehbar. „Nur so können sich Tierbesitzer vor hohen und weiter steigenden Tierarztrechnungen absichern“, argumentiert er.
Auch die HanseMerkur glaubt daran und bietet seit Oktober 2022 – als Erweiterung der OP-Variante – jetzt auch eine Krankenversicherung für Hund und Katze an. „Während der Corona-Pandemie ist die Zahl der Haustiere gestiegen. Diese Entwicklung hat auch den Absicherungsbedarf der Haushalte erhöht“, sagt Vertriebsdirektor Matthias Werwath. Tierversicherungen seien für HanseMerkur ein weitestgehend ungesättigter Markt. „Wir betrachten ihn als Wachstumsfeld für uns“, sagt er.
15 bis 25 Prozent Courtage
Für Makler kann es sich lohnen, dieses Geschäftsfeld zu bedienen, oder sich sogar darauf zu spezialisieren. Immerhin handelt es sich bei Tierkranken- und OP-Policen um Sachversicherungen, bei denen sie im Schnitt zwischen 15 und 25 Prozent der Nettobeiträge verdienen können, schätzt Oliver Janes, Geschäftsführer beim Versicherungsmakler Puntobiz.
Für eine OP-Police, bei der nur die medizinisch notwendigen Operationen versichert sind, fallen in der Regel zwischen 20 und 30 Euro pro Monat an, schätzt der Makler. Bei einer Krankenversicherung sind es zwischen 70 und 100 Euro monatlich, wobei hier auch Kosten für Tierarztbesuche und Untersuchungen übernommen werden. Preis- und Leistungsumfang für die jeweilige Police richten sich nach gewähltem Tarif, Rasse und Eintrittsalter des Tieres.
Der gesundheitliche Versicherungsschutz ist freiwillig. Eine Pflicht besteht nicht. „Doch zumindest die OP-Versicherung lohnt sich spätestens seit der GOT-Erhöhung der Tierärzte“, meint Janes. Bei der umfassenderen Tierkrankenversicherung ist er kritischer: Denn auch wenn der Trend bei neuen Produkten in Richtung mehr Schutz geht, merkt er an, dass sich die OP-Variante für den Kunden unterm Strich besser rechnen kann. Das verdeutlich eine Beispielrechnung: Bei einem Beitragssatz von 30 Euro pro Monat ergibt sich bei einem 15-Jährigen-Hundeleben ein Betrag von 5.400 Euro – wodurch Operationen, die mehrere tausend Euro kosten können, abgedeckt sind. Für eine Krankenvollversicherung würden in der gleichen Zeit (100 Euro monatlicher Beitrag) 18.000 Euro fällig, nur damit auch Ambulantes übernommen wird. „Da ist es eine gute Alternative, nur eine OP-Versicherung abzuschließen und ambulante Behandlungen selbst zu zahlen“, sagt Janes. Dennoch erlebe er selbst, dass seine Kunden vermehrt auf die Rund-um-Sorglos-Lösung setzten.