Die Ungereimtheiten bei der Hessischen PIM Gold GmbH scheinen sich zu einem der nächsten großen Anlegerskandale in Deutschland zu entwickeln. Vor knapp zwei Wochen wurden die Geschäftsräume des Goldhändlers in Heusenstamm bei Frankfurt am Main durchsucht. Dabei wurde der PIM-Geschäftsführer Mesut P. festgenommen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Der Vorwurf der zuständigen Staatsanwaltschaft Darmstadt lautet auf gewerbsmäßigen Betrug.
Dieser Verdacht wurde auch dadurch erhärtet, dass nun die Umrisse eines mutmaßlichen Schneeballsystems klarer werden. Marktgerüchten zufolge PIM weniger Gold auf Lager haben, als es seinen Anlegern verkauft hat. Das Handelsblatt berichtet, dass das Unternehmen 2,11 Tonnen Feingold für Lieferverpflichtungen gelagert haben müsste. Die Durchsuchung aller Lager habe aber offenbar nur 228 Kilogramm zu Tage befördert. Somit würden fast zwei Tonnen Gold im Wert von rund 80 Millionen Euro fehlen. Dem Bericht zufolge sollen neue Kundengelder hauptsächlich dafür genutzt worden sein, um Altanleger auszuzahlen und offene Provisionen für Vermittler zu bedienen.
Polizei übernimmt PIMs Internetseiten
In der Folge wurden sicherheitshalber alle Vermögenswerte von PIM Gold beschlagnahmt. Die Internetseiten der Firma sind mittlerweile nur noch eingeschränkt aktiv. Darauf wird lediglich noch darüber informiert, dass über das Firmenvermögen vom Amtsgericht Darmstadt ein Arrest verhängt und der Geschäftsbetrieb vorerst eingestellt wurde. Kunden können sich über ein eigens eingerichtetes E-Mail-Postfach direkt an die Polizei wenden, um weitere Informationen zu erhalten.
Für Presseanfragen ist PIM Gold nicht mehr zu erreichen. Verschiedenen Medienberichten zufolge, die sich auf Einschätzungen der zuständigen Staatsanwaltschaft beziehen, könnten über 1.000 Anleger von dem mutmaßlichen Betrug betroffen sind.
„Die Linke“ hakt nach
Der Fall hat zudem auch das Interesse der Bundestagsfraktion der Partei „Die Linke“ erreicht. In einer kleinen Anfrage an die Bundesregierung zum Thema Verbraucherschutz bei Finanzgeschäften gehen sie auch konkret auf die Situation bei PIM Gold ein.
Dabei geht es auch um eine Warnung vor dem PIM Gold-Produkt „Kinder Gold Konto“, die die BaFin im Winter 2018 ausgesprochen, einige Zeit später aber wieder von ihrer Internetseite entfernt hatte. Die Oppositionspolitiker wollen beispielsweise wissen, warum die Finanzaufsicht kein Vertriebsverbot im Rahmen ihres Rechts auf Produktintervention ausgesprochen hat. Sollten sich alle Vorwürfe als wahr herausstellen, hätte dies einigen Anlegern ihr Geld retten können.