VHV steuert mit Kfz-Versicherungen wieder in die Gewinnzone
Der Vermittlermarkt aber auch – und das gilt in den heutigen Tagen als etwas Besonderes – das Kfz-Geschäft haben bei VHV im vergangenen Jahr für Freude gesorgt. Auf der Bilanzpressekonferenz des Hannoveraner Versicherers sprach Vorstandsvorsitzender Thomas Voigt von einem erfolgreichen Geschäftsjahr 2024. Insgesamt konnte der Versicherer erstmals Bruttobeitragseinnahmen von mehr als vier Milliarden Euro – 4,2 Milliarden Euro präzise – verbuchen, auch das operative Ergebnis konnte die VHV weiter von 216,5 auf 253,9 Millionen Euro ausbauen.
Combined Ratio unter 100 Prozent
Im Gegensatz zu vielen anderen Versicherers trug auch das Kfz-Geschäft zum Gewinn bei. War der Versicherer 2023 mit einer Combined-Ratio von 106,1 Prozent noch in die roten Zahlen gerutscht, rutschte sie 2024 wieder unter die 100-Prozent-Marke. „Kfz als Geschäftsfeld macht fast zwei Drittel des Portfolios der VHV Allgemeine aus und ist besonders relevant für den Geschäftserfolg. Die Sicherung der Ertragskraft in Kfz stand daher nach den Verlusten im Vorjahr in 2024 absolut im Fokus – mit Erfolg: Es ist uns gelungen, eine Combined Ratio von unter 100 Prozent auszuweisen“, erklärte Sebastian Reddemann, Vorstandssprecher der Sachversicherungstocher VHV Allgemeine. Im Vergleich zum Markt, für den der GDV eine Combined-Ratio von 104 Prozent prognostiziert. Als Grund nannte Reddemann, dass man bereits frühzeitig begonnen habe, die Durchschnittsbeiträge anzuheben.
Aufgrund dieser Maßnahmen und auch der zuletzt sich abschwächenden Tendenz bei der Schadeninflation gehe man davon aus, dass in diesem Jahr keine Beitragsanpassungen im zweistelligen Bereich notwendig seien. Allerdings bleibe abzuwarten, wie die Versicherer auf die von US-Präsident eingeführten Zölle reagieren. Denkbar ist, dass die Preise für Ersatzteile weiter angehoben werden, um mögliche Verluste aus dem US-Geschäft zu kompensieren.
Weniger Kfz-Verträge
Die Zahl der versicherten Fahrzeuge blieb mit 3,4 Millionen konstant. Allerdings sank die Zahl der Kfz-Verträge von 8,02 auf 7,95 Millionen. Reddemann begründete dies mit Beitragsanpassungen zum Jahreswechsel 2023/24, die dazu geführt habe, dass einige Kunde ihre Teilkasko-Versicherungen nicht fortführten.
Auch im Baugeschäft, einem weiteren wichtigen Geschäftsfeld der VHV, sehen sich die Hannoveraner gut aufgestellt. Vor allem Baumaßnahmen im Bereich Infrastruktur hätten zuletzt deutlich an Fahrt gewonnen – das bekommt auch der Versicherer zu spüren. Auch das seitens des Bundestags verabschiedete Infrastrukturpaket in Höhe von 500 Milliarden Euro dürfte das Geschäft der VHV im Baubereich weiter beflügeln. „Die Frage ist allerdings, wann“, bemerkte Reddemann. Aufgrund der weiterhin langwierigen Genehmigungsplanungsverfahren für Baumaßnahmen geht der Versicherer nicht davon aus, dass man die Effekte bereits im laufenden Geschäftsjahr zu spüren bekommt.
Wachsende Marktanteile
Positive Ergebnisse für 2024 verzeichnete auch die Hannoversche Lebensversicherung, die LV-Tochter der VHV. „Trotz schwieriger Marktbedingungen“, wie Frank Hilbert, Vorstandssprecher der Hannoverschen Lebensversicherung, betonte. Diese bekommt der Versicherer vor allem im Bereich der Risikolebensversicherung zu spüren, für den die VHV die Marktführerschaft in Deutschland beansprucht. Hier mache sich nicht nur der demografische Wandel, sondern auch wirtschaftliche Gründe bemerkbar: Durch die veränderte Zinssituation wurden zuletzt weniger Wohnungsbaukredite vergeben – der Hausbau gilt als einer der wichtigsten Gründe für den Abschluss einer Risikolebensversicherung. Dennoch konnte die Hannoversche ihren Marktanteil von 15,3 Prozent im Vorjahr auf nun 15,9 Prozent ausbauen.
Auch im Bereich der Berufsunfähigkeitsversicherungen stieg der Marktanteil auf 3,0 Prozent (Vorjahr: 2,6 Prozent). Insgesamt konnte die Hannoversche den Neugeschäftsbeitrag im Bereich Biometrie um 10,9 Prozent auf nun 51,1 Millionen Euro ausbauen.
Einen großen Anteil trägt auch das Geschäft, das die Hannoveraner über Makler abschließen. Zwei Drittel des Neugeschäfts entfallen mittlerweile auf die freien Vermittler. War die Hannoversche lange Zeit als Direktversicherer tätig, hat man sich in den vergangenen Jahren verstärkt dem beratungsintensiven BU-Geschäft und damit dem Maklermarkt zugewandt. Mittlerweile habe man sich „erfolgreich als Biometrie-Multikanal-Versicherer neu positioniert“, betonte Hilbert.
Insgesamt gingen die gebuchten Bruttobeiträge im Vergleich zum Vorjahr jedoch um 2,6 Prozent zurück. Laut Hilbert sei der Rückgang jedoch ausschließlich auf das Geschäft durch Einmalbeiträge zurückzuführen.