PIM Gold: Stunde der Wahrheit für Gläubiger naht

An diesem Freitag kommen in Offenbach die Gläubiger des Goldhändlers zusammen. Über die wichtigsten Fragen sprach procontra im Vorfeld mit Insolvenzverwalter Dr. Renald Metoja.

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14:02 Uhr | 26. Februar | 2020
Insolvenzverwalter hat bislang eine Tonne Gold sichergestellt

Rund eine Tonne Gold hat Insolvenzverwalter Renald Metoja sicherstellen lassen. Bild: Adobe Stock/tiero

Vom PIM Gold-Skandal betroffene Anleger dürften sich diesen Freitag rot in ihren Kalendern angestrichen haben: An diesem Tag kommen in Offenbach, im Mariensaal der Katholischen Kirchengemeinde die Gläubiger zusammen, um dem Bericht von Insolvenzverwalter von Insolvenzverwalter Dr. Renald Metoja zu lauschen, der die Gläubiger über den aktuellen Stand des Verfahrens informieren wird. Für die Anleger geht es um die wichtige Frage, wie viel der 150 Millionen Euro an Sie zurückfließen wird, die Ihnen vom Goldhändler noch zustehen.  

Über die wichtigsten Fragen hat sich procontra im Vorfeld bei Insolvenzverwalter Metoja erkundigt.  

Wie viele Anleger sind betroffen?  

Insgesamt haben gegenüber dem Insolvenzverwalter rund 6.600 Gläubiger Forderungen angemeldet. Es wird damit gerechnet, dass von diesen am Freitag 200 in Offenbach anwesend sein werden.  

Wie viel Gold wurde bislang gefunden?  

Nachdem die Staatsanwaltschaft Darmstadt zunächst nur 228 Kilogramm Gold sicherstellen konnte, hat sich diese Menge nach weiteren Durchsuchungen und Beschlagnahmungen mittlerweile deutlich erhöht. Laut Metoja wurde mittlerweile rund eine Tonne des Edelmetalls sichergestellt, bestehend aus Feingold und Schmuck.  

Trotz der vermehrten Goldfunde der letzten Monate fehlt immer noch ein Großteil des Goldes, das eigentlich beim Goldhändler aus Heusenberg lagern müsste.  

Lässt sich bereits eine Insolvenzquote ableiten?  

Die derzeit erhobenen Forderungen der Gläubiger belaufen sich auf 150 Millionen Euro. Dem stehen aktuell Edelmetallbestände im Wert von ungefähr 32 Millionen Euro gegenüber. „Wir gehen daher von einer deutlich überdurchschnittlichen Insolvenzquote von 25 bis 30 Prozent aus“, erklärt Metoja auf procontra-Nachfrage. Allerdings gilt hierbei auch noch die Frage zu klären, wie viele Gläubiger berechtige Aussonderungsansprüche geltend machen können.    

Mit einer ersten Abschlagszahlung rechnet Metoja noch in diesem Jahr.  

Werden auch die Vermittler von PIM Gold-Produkten Thema auf der Versammlung sein?  

Auch für Vermittler, die mit PIM Gold über die Jahre teilweise sehr gut verdient haben, könnte es an diesem Freitag interessant werden. „Die Vermittler werden nur insofern Thema der Gläubigerversammlung sein, als gegen sie mögliche Ansprüche zugunsten der Insolvenzmasse bestehen. Das können z.B. Anfechtungsansprüche zugunsten der Insolvenzmasse sein“, teilt Metoja auf procontra-Nachfrage mit. Entscheidend ist also die Frage, ob der Insolvenzverwalter beabsichtigt, die an die Vermittler ausgezahlten Provisionen zurückzufordern.  

Für die geschädigten Gläubiger wäre dies natürlich eine positive Nachricht, da sich die Insolvenzmasse entsprechend erhöhen würde. Für die betroffenen Vermittler wäre diese Nachricht katastrophal, da sie nicht nur die teils sehr hohen Provisionen zurückzahlen müssten. Zugleich sind viele Vermittler nämlich auch Anleger und somit selbst Geschädigte.  

Gläubiger könnte zudem Schadensersatzansprüche gegenüber den Vermittlern geltend machen. Sollten diese Klagen erfolgreich sein, droht betroffenen Vermittlern der finanzielle Ruin. Eine Vermögensschadenshaftpflichtversicherung gelte nur für regulierte Produkte, erklärte der Düsseldorfer Anwalt Philipp Mertens im procontra-Interview.