Altersvorsorge: Jüngeren droht eine Sparquote von 8 Prozent
Die Erträge von Lebensversicherungen mit klassischen Garantien leiden seit Jahren unter der Niedrigzinsphase. In der Folge haben sich die Anbieter zunehmend für neue Tarife geöffnet, die lediglich über eine (teilweise) Beitragsgarantie verfügen. Auch Indexpolicen mit Beitragsschutz und höherem Renditespielraum sowie fondsgebundene Lebensversicherungen rücken mehr in den Fokus.
Doch die Deutschen lieben ihre Garantien – und das, obwohl der Höchstrechnungszins aktuell bei 0,9 Prozent liegt. Die Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) begrüßt sogar das geplante Festhalten an dem „bewährten System der vorsichtigen Reservierung“. Das betonte Guido Bader, Vorstandsmitglied der Stuttgarter Lebensversicherung und seit April neuer DAV-Vorsitzender, auf der Jahrespressekonferenz der Aktuare.
Wer Garantien will, muss noch mehr sparen
Aus Sicht der Versicherungsmathematiker bleibe damit „ein wichtiger Baustein im Sinne einer langfristig gesicherten Altersvorsorge erhalten.“ Wenngleich sie einen prinzipienbasierten Rahmen für die Festlegung des Höchstrechnungszinses gerne auch gesetzlich verankern würden. In die korrekte Ermittlung der Garantiezinshöhe sollten dann neben dem historisch beobachteten Zinsniveau und der aktuellen Erwartung an zukünftig erzielbare Renditen auch das derzeit beobachtbare Kapitalanlageverhalten der Branche einfließen, so Bader.
Außerdem appellieren die Aktuare an die Politik, Änderungen des Höchstrechnungszinses mit einer Vorlaufzeit von elf Monaten jeweils zum 1. Januar eines Kalenderjahres festzulegen. Damit hätten die Aktuare im Interesse der Kunden ausreichend Zeit für die erforderliche Neukalkulation der Tarife und die notwendige Umsetzung in der Technik.
Doch auch das dürfte nichts daran ändern, dass jegliche Form von Garantie den Kunden Rendite kosten wird. Fehlende Rendite also, die die Menschen über höhere, aus ihrem Bruttoerwerbseinkommen stammende Sparbeiträge ausgleichen müssen. Wie sich diese Sparbeiträge in verschiedenen, mehr oder weniger wahrscheinlichen Zinsszenarien entwickeln werden, hat die Prognos AG im Auftrag des GDV berechnet (Seite 2 dieses Artikels).
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Ziel der Studie war es aufzuzeigen, unter welchen Bedingungen und mit welchen Möglichkeiten die Geburtsjahrgänge 1960, 1975 und 1990 ein Rentenniveau von 55 Prozent erreichen können, wie es bis zur Einführung der Riester-Reform im Jahr 2001 galt.
Dabei wurde auch berücksichtigt, dass das gesetzliche Rentenniveau der drei Jahrgänge konstant sinken wird, während sich der Zeitraum des Ruhestands vergrößern wird. So werden die 1960er im Durchschnitt mit 66 Jahren in Rente gehen und dann allein durch die gesetzliche Rentenversicherung (GRV) ein Rentenniveau von 49,4 Prozent erreichen. Der Ruhestand wird bei ihnen durchschnittlich 21 Jahre andauern.
Längerer Ruhestand kostet Geld
Die 1975er gehen in der Prognos-Annahme hingegen ein Jahr später in Rente, erleben dafür einen um ein Jahr längeren Ruhestand bei einem GRV-Rentenniveau von 45,1 Prozent. Die 1990er gehen ebenfalls mit 67 in Rente, erreichen aber nur noch ein GRV-Rentenniveau von 43,7 Prozent. Es fehlen ihnen also 11,3 Prozent auf die beabsichtigten 55 Prozent. Zudem müssen sie diesen Wert für zwei weitere Jahre aufbauen, da ihr Ruhestand aufgrund der gestiegenen Lebenserwartung etwa 24 Jahre dauern wird.
Dafür müssten sie, laut Prognos-Berechnungen, rund 111.000 Euro an zusätzlicher Altersvorsorge beiseitelegen, was 3,9 Prozent ihres durchschnittlichen Bruttoerwerbseinkommens entsprechen würde. Die Studienautoren kalkulieren hier allerdings damit, dass sich der nominale Kapitalmarktzins bis zum Jahr 2060 wieder einem Wert von 4,2 Prozent annähern wird. Die 1975er hingegen müssen von heute an durchschnittlich noch 81.000 Euro beiseitelegen. Das wären 4,4 Prozent ihres Bruttogehalts. Der Wert liegt höher als bei den Jüngeren, weil die 1975er in der Prognos-Annahme noch länger vom Niedrigzins betroffen sein werden.
Und wenn die Zinsen doch nicht steigen?
Allerdings darf auch das Risiko einer langen Niedrigzinsphase nicht außer Acht gelassen werden. In diesem Fall wird davon ausgegangen, dass der Kapitalmarktzins bis zum Jahr 2060 den Wert von 1,5 Prozent nicht überschreiten wird. Dafür gibt es, laut Prognos, durchaus Argumente. Zum einen hält die EZB aktuell trotz des mittlerweile langstreckten Aufschwungs im Euroraum an ihrer extrem lockeren Geldpolitik fest. Zudem wird die Bilanz der EZB auf Jahre aufgebläht sein und damit den Anstieg der Kapitalmarktzinsen strukturell dämpfen, glauben die Studienautoren.
In diesem Szenario würde sowohl den 1975ern als auch den 1990ern nach Abzug von Abschluss- und Verwaltungskosten nur noch eine Rendite von 0,3 Prozent auf ihre private Altersvorsorge bleiben. Die 1975er müssten demnach noch 123.000 Euro ansparen (6,7 Prozent ihres Bruttoerwerbseinkommens). Noch härter würde es die 1990er treffen. Sie müssten fast 233.000 Euro sparen, was 8,3 Prozent ihres Einkommens entsprechen würde.
Die Prognos-Studie „Altersvorsorgebedarf im Zeitverlauf“ kann hier als PDF-Datei heruntergeladen werden.
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