BaFin-Studie: Häufig über 4 Prozent Provision in Leben

Die BaFin hat die Provisionssätze aller Lebensversicherer ausgewertet. Demnach werden teilweise über 7 Prozent der Beitragssumme vergütet. Die neuen Zahlen gießen Wasser auf die Mühlen der Provisionsdeckel-Befürworter.

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11:12 Uhr | 11. Dezember | 2019
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Die mögliche Einführung eines Provisionsdeckels in der Lebensversicherung schwebt weiterhin bedrohlich über den Versicherern und ihren Vermittlern. Nicht nur aus Sicht der Betroffenen sprechen sowohl wirtschaftliche und rechtliche Gründe sowie Aspekte des Verbraucherschutzes gegen eine solche Deckelung. Auch auf Seiten der Politik gibt es Gegner.

Nun aber gießen aktuelle Zahlen der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) neues Wasser auf die Mühlen der Provisionsdeckel-Befürworter. Denn laut der Aufsicht wurden für das Neugeschäft des Jahres 2018 an einzelne Vermittler Provisionssätze von mehr als 7 Prozent der Beitragssumme gezahlt. Das geht aus einer aktuellen Abfrage der BaFin bei allen inländischen Lebensversicherern hervor, die unter ihrer Aufsicht stehen.

Bei der Abfrage nahm die Bundesanstalt Bezug auf das im Jahr 2018 erzielte Neugeschäft in der Lebensversicherung. Dieses lag mit 108,4 Milliarden Euro Beitragssumme um 3,6 Prozent höher als im Jahr 2017. Von dieser Beitragssumme wurden im vergangenen Jahr 4,1 Milliarden Euro (2017: 3,9 Milliarden Euro) an Abschlussprovisionen an die Vermittler (gemeint sind hier alle Versicherungsvermittler inklusive angestelltem Außendienst) ausgezahlt. Demnach stieg die durchschnittliche Abschlussprovision auf 3,82 Prozent (2017: 3,77 Prozent).

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Am meisten vermittelt wurden kapitalbildende LV-Produkte (Anteil am Neugeschäft: 72,76 Prozent; entspricht 78,9 Milliarden Euro). Der größte Teil dieses Neugeschäfts (30,1 Milliarden Euro) wurde – den Auswertungen der BaFin zufolge – mit bis zu 2,5 Prozent Abschlussprovision vergütet. Der Entwurf für einen Provisionsdeckel sieht diesen Wert als erste Grenze vor. Durch die Erfüllung bestimmter Kriterien sollen dann bis zu 4 Prozent möglich sein.

Dieser Wert, also zwischen 2,5 und 4 Prozent Provision, wurde auf 26,5 Milliarden Euro Beitragssumme des Neugeschäfts (kapitalbildende Produkte) angewendet. Ein beinahe ebenso großer Anteil (22,3 Milliarden Euro) wurde laut BaFin allerdings mit mehr als 4 Prozent Abschlussprovision vergütet. Dies gilt also für mehr als jeden vierten vermittelten Beitragseuro.

Bedauerliche Entwicklung

Die Studie zeigt auch, dass der Anteil sofort gezahlter Abschlussprovisionen gestiegen ist – von 2,8 Milliarden Euro in 2017 auf 3,2 Milliarden Euro in 2018. Aufgeschobene Abschlussprovisionen hingegen, die laufend während der Beitragszahlungsdauer ausgezahlt werden, sind von 1,1 Milliarden Euro auf 1,0 Milliarden Euro zurückgegangen.

„Diese Entwicklung bedaure ich im Interesse der Versicherungsnehmer. Denn aufgeschobene Provisionen können die Beratungsqualität steigern“, so Dr. Frank Grund, Exekutivdirektor Versicherungs- und Pensionsfondsaufsicht der BaFin. Für das Jahr 2017 hatte die BaFin bei ihrer LVRG-Evaluierung noch einen umgekehrten Trend festgestellt.

Die Einführung eines Provisionsdeckels wird von vielen Vermittlerverbänden kritisiert. Laut dem aktuellen AfW-Vermittlerbarometer rechnen die Betroffenen mit durchschnittlichen jährlichen Umsatzeinbußen von 27 Prozent. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an der procontra-eigenen Umfrage „Maklers Lieblinge 2019“ zeigten sich hingegen ein wenig optimistischer.

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