BU-Versicherung: Warum der neue Finanztest wenig bringt
Die meisten Kunden würden nicht mehr als 25 Euro pro Monat für eine BU-Versicherung ausgeben, ergab die Continentale-Studie zur Berufsunfähigkeit 2019. Doch was kostet eine BU-Police tatsächlich? In der Juli-Ausgabe von „Finanztest“ hat die Stiftung Warentest 59 Tarife getestet und davon 35 für sehr gut befunden. Genannt wurden Preisbeispiele für drei relativ junge Kunden und Berufsgruppen.
Kritik von Makler Matthias Helberg
Kritik am aktuellen BU-Finanztest kommt vom BU-Makler Matthias Helberg. Der Inhaber der gleichnamigen Versicherungsmakler e.K. nennt den Test schlicht „intransparent“. Finanztest schwanke „zwischen nützlichen Hinweisen, Falschinformationen und handwerklichen Fehlern“.
Viele Kriterien hätten die Warentester im BU-Test 2019 wieder nicht interessiert oder wurden zumindest nicht berücksichtigt. Beispiel: Musterkunden eignen sich nicht für Tests, da niemand exakt der Musterkunde ist. „Jede Abweichung kann andere Ergebnisse für den einzelnen bringen“, so Helberg. Der Test müsse wegen des geringen Umfangs im Heft oberflächlich bleiben, Hintergrunddetails blieben für den Leser unbekannt.
Einordnend muss man erwähnen, dass Musterkunden aber auch nicht jeden Verbraucher repräsentieren, sondern einen Querschnitt und erste Orientierung liefern sollen. Eine professionelle und individuelle Beratung - vor allem im BU-Bereich - ist daher unerlässlich.
„Für den einzelnen Verbraucher können damit unter Umständen existenziell wichtige Punkte auch in den Testsieger-Tarifen nicht enthalten sein“, warnt Helberg. 18 Punkte listet er namentlich auf, darunter diese zehn:
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Gut findet Makler Helberg, dass Finanztest diesmal auf einige wichtige Punkte hinweist, die in früheren Tests keine große Rolle spielten:
Für sehr fragwürdig hält Helberg die Ratschläge im Finanztest-Artikel, Verbrauchern „in fünf Schritten zum guten Vertrag“ ohne Berater im Do-it-yourself-Verfahren zur BU-Police verhelfen zu wollen, wenn der Leser „gesund“ ist. Erfahrungsgemäß schätzen sich sogar schwer erkrankte Menschen gern als gesund ein, meint der Makler. „Manchmal melden sich bei mir Interessenten mit Sätzen wie 'eigentlich bin ich kerngesund' – und liefern 50 Seiten Krankenakte gleich mit“, so Helbergs Erfahrung.
Über Gesundheit entscheidet einzig der Risikoprüfer
„Gesund zählt nicht aus Sicht der Verbraucher, sondern aus der Sicht der Risikoprüfer“, so Helberg. Wie sich selbst kleinere Blessuren beim Testsieger Hannoversche Lebensversicherung auswirken können, dazu hat der Makler mal beim Anbieter nachgeschaut. So führt bereits eine einmalige Behandlung einer BWS-Blockade vor zwei Jahren, sofort ausgeheilt, beim Controller zu einem Risikozuschlag von 82,26 Euro pro Monat. Statt 70 Euro Monatsbeitrag wären dann also mehr als das Doppelte fällig.
Süffisant fällt das Fazit von Helberg, der auch in der Interessengemeinschaft Deutscher Versicherungsmakler (IGVM) aktiv ist, an Verbraucher aus: „Wenn Sie eine BU-Versicherung – also die vielleicht wichtigste Versicherung Ihres Lebens – abschließen wollen, sollten Sie sich fragen, ob Sie sich auf die Ergebnisse eines solchen Tests verlassen wollen.“
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