Die Debeka ist der größte private Krankenversicherer auf dem deutschen Markt. Mehr als jeder vierte der insgesamt 8,7 Millionen privat Krankenvollversicherten hierzulande hat seine Police bei dem Koblenzer Unternehmen. Ende 2020 waren es 2,47 Millionen Vollversicherte, rund 34.000 mehr als im Vorjahr. Zusammen mit den Zusatzversicherten konnte der Krankenversicherungsverein im vergangenen Jahr sogar sein fünfmillionstes Mitglied begrüßen. Zudem hat die Debeka mit rund fünf Milliarden Euro ein Sechstel der gesamten PKV-Leistungen des Jahres getragen.
Demgegenüber stand ein Beitragsplus von fünf Prozent auf insgesamt 6,6 Milliarden Euro in der Krankenversicherung. Im Jahr 2021 wird sich dieser Posten voraussichtlich noch einmal deutlich steigern, denn die Debeka hat zum Jahresbeginn die Beiträge aller ihrer Versicherten um durchschnittlich 17,6 Prozent erhöht.
Gesetzgeber zur Neuregelung aufgefordert
„Das ist bezogen auf ein Jahr sicher viel, relativiert sich aber, wenn man einen Langfristvergleich anstellt“, erklärte Annabritta Biederbick, im Debeka-Vorstand zuständig für die Krankenversicherung, heute auf der Jahrespressekonferenz des Marktführers. So seien die Beiträge langjähriger Debeka-Mitglieder in den letzten 20 Jahren durchschnittlich um knapp unter drei Prozent und damit auf dem Niveau der GKV gestiegen. Zudem waren der breiten Erhöhung im Januar vier Jahre mit weitgehend stabilen Beiträgen vorausgegangen.
Die privaten Krankenversicherer dürfen ihre Beiträge aufgrund von gesetzlichen Vorgaben erst anpassen, wenn Leistungsausgaben oder Sterbewahrscheinlichkeit um fünf Prozent oder zehn Prozent von der ursprünglichen Kalkulation abweichen. Die notwendigen Erhöhungen „stauen“ sich regelrecht auf und treffen die Versicherten irgendwann mit einem größeren Sprung. Eine Vorgabe, die man beim Koblenzer Versicherer schon lange anprangert. „Die PKV-Branche und auch wir haben den Gesetzgeber frühzeitig aufgefordert, die starren Kalkulationsvorschriften an die tatsächlichen Entwicklungen anzupassen, um eine stetigere und maßvollere Beitragsentwicklung ohne derartige ‚Sprünge‘ zu erreichen. Leider kam es bisher nicht zu einer entsprechenden Regelung“, so Biederbick.
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Manche Versicherte würde solche Beitragssprünge partout nicht einsehen und rechtlich dagegen vorgehen – teilweise mit Erfolg. Dabei handelt es sich aber um juristische Siege, die nur auf formellen Fehlern beruhen, etwa weil die Beitragserhöhung im zugehörigen Schreiben nicht ausreichend begründet ist. Aus mathematischer Sicht ist diese dann aber weiterhin notwendig und bei korrekter Begründung auch rechtlich zulässig.
Auch gegen die Debeka gebe es solche Klagen, hieß es heute auf der Jahrespressekonferenz. Zudem haben sich bereits einige Anwälte und junge Firmen auf Mandanten spezialisiert, die ihre Beitragserhöhung vor Gericht anfechten und damit ihre bezahlten Mehrbeiträge zurückfordern. Die Betreiber solcher Geschäftsmodelle nannte Debeka-Vorstandschef Thomas Brahm „Rattenfänger“. Sie würden den Versicherten viel Geld versprechen – die dazugehörigen Folgen blieben aber häufig unter dem Teppich.
Auswirkungen auf Steuererklärungen
So würden Versicherte, die ihre Mehrbeiträge zurückgeklagt hätten, in den Folgejahren umso härter von Beitragsanpassungen getroffen. In Summe würden sie dann über ihre Vertragslaufzeit gesehen mehr bezahlen, als wenn sie die Mehrbeiträge nicht zurückerhalten hätten, so Brahm. Ein weiterer Nachteil: Gemäß des Bürgerentlastungsgesetzes können PKV-Beiträge steuerlich geltend gemacht werden. Wer Mehrbeiträge per Klage zurückerstreitet, müsste dann auch seine Steuererklärungen rückwirkend ändern. Nicht zuletzt könne es sein, dass erfolgreiche Kläger postwendend wieder etwas an den Krankenversicherer zurücküberweisen müssen, da sie im Falle von Nichtinanspruchnahme von Leistungen zu hohe reguläre jährliche Beitragsrückerstattungen erhalten haben.
Spartenübergreifend und inklusive ihrer Bausparkasse hat die Debeka-Gruppe in 2020 erstmals die 14-Milliarden-Euro-Marke bei den eingegangenen Kundengeldern überschritten. Dazu habe auch die Lebensversicherung mit einem Zuwachs von 1,8 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro beigetragen – und das, obwohl durch die Corona-Krise zeitweise bis zu 50 Prozent mehr Verträge beitragsfrei gestellt wurden. Auch das Schaden-/Unfall-Geschäft wuchs kräftig: Mit 3,9 Prozent (auf 1,05 Milliarden Euro Beitragseinnahmen) beinahe doppelt so stark wie der Branchendurchschnitt.
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