Diese drei Versicherungen sind (laut BdV) absoluter Käse
Was für Hollywood die Goldene Himbeere ist, ist für deutsche Versicherer der vom Bund der Versicherten (BdV) verliehene Versicherungskäse. Der Schmähpreis ist in der Branche gefürchtet – verheißt er für das eigene Unternehmen doch reichlich negative mediale Aufmerksamkeit: Was als Innovation auf dem Versicherungsmarkt beworben werden soll, gilt plötzlich als verbraucherfreundlicher Unsinn. Wenig verwunderlich also, dass die meisten Versicherer die „Preisverleihung“ boykottieren.
Auch in diesem Jahr hat der BdV wieder zahlreiche – 15 an der Zahl – Vorschläge bekommen, welches Produkt sich der Verbraucher sparen kann und sollte. Aus diesen hat die zuständige Jury wie gehabt drei Produkte ausgewählt, die nun um den Negativpreis konkurrieren.
Als erstes Produkt wählten die Verbraucherschützer die Zahnzusatzversicherung „Zahn-Ersatz-Sofort“ der Ergo. Diese wirbt damit, dass Leistungen auch bei schon angeratener oder begonnener Handlungen möglich seien – also dann, wenn der Zahn bereits schmerzt. „Angesichts des sehr geringen Versicherungsschutzes, sei diese Leistung jedoch kaum etwas wert“, moniert der BdV. So wolle die Ergo nur den Betrag noch einmal zahlen, der als Festzuschuss von den gesetzlichen Krankenkassen geleistet werde. „Die in der Werbung angegebenen Beispielrechnungen zur möglichen Höhe dieses Zuschusses – und damit zur Leistungshöhe – sind unrealistisch hoch“, monierte Jury-Präsidentin Edda Castelló.
"Enorme Kosten" kritisiert
Auch bei der LV 1871 wird die Entscheidung der Jury nicht für Freude sorgen: Nominiert wurde „Mein Plan Kids“ – eine Kombination aus Geldanlage und Risikoabsicherung. So können zur fondsgebundenen Rentenversicherung beispielsweise eine Berufsunfähigkeit- und eine Pflegeversicherung abgeschlossen werden. Diese Risiken sollten aber besser getrennt voneinander abgesichert werden, findet die Jury.„Preiswürdig fanden wir diese Versicherung allerdings vor allem wegen der enormen Kosten“, merkt Castelló an.
Als kritikwürdig bewertete die Versicherungskäse-Jury zudem das Produkt „CleverFly“ bzw. „CleverFly 365“ der BD24 Berlin Direkt Versicherung. Dieses verspricht, im Fall von Flugumbuchungen die hierfür anfallenden Kosten in Höhe von 100 bis 300 Euro (abhängig von der gewählten Tarifstufe) zu übernehmen. Kein Versicherungsschutz bestehe allerdings für Umbuchungen mit abweichendem Start- bzw. Zielflughafen und wenn ein Streik oder eine Pandemie ursächlich für die Umbuchung ist, monieren die Verbraucherschützer. Ein besonderes Missverhältnis machte die Jury zwischen Leistung und Prämie aus. „Zum Beispiel sind für den Komfort-Schutz mit einer Leistung von 150 Euro knapp 24 Euro zahlen“, kritisiert Castelló. Wer zudem nicht rechtzeitig kündige, für den verlängert sich der Versicherungsschutz um ein weiteres Jahr – dann allerdings zu doppelten Kosten.
Wer am Ende den gefürchteten Schmähpreis entgegennehmen darf, wird erst Ende März auf der Wissenschaftstagung des BdV verraten. Dann wird sich auch zeigen, ob der Gewinner auch bereit ist, den Preis persönlich in Empfang zu nehmen.