Bei anderen Produkten kann man sicher länger diskutieren, doch bei der Privat-Haftpflichtversicherung (PHV) besteht normalerweise sofort Einigkeit in der Branche: Sie ist eine Police, die dringend jeder haben sollte. Schließlich schützt sie ihre Inhaber vor den finanziellen Folgen von Schäden, die im Privatleben an jeder Ecke lauern können. Zwar braucht es nicht zwingend eine Police, wenn man dem Nachbarn im Fußballstadion aus Versehen das Handy aus Hand stößt und dieses zu Bruch geht. Vielmehr geht es um die existenziellen Risiken, zum Beispiel hohe Personenschäden, die ohne PHV schnell den finanziellen Ruin bedeuten können.
Ein Blick ins Statistische Taschenbuch des GDV zeigt, dass Ende 2020 bereits 47,5 Millionen Verträge in der Allgemeinen Haftpflichtversicherung bestanden. Da es sich dabei ganz überwiegend um PHV-Verträge handelt, besteht statistisch bereits für jeden der rund 42 Millionen deutschen Privathaushalte eine Absicherung. Allerdings ergab im Januar eine Yougov-Umfrage im Auftrag von Check24, dass jeder fünfte Deutsche bislang noch nicht über eine PHV verfügt.
Schwer vorstellbar, da doch einige Versicherer nahezu magnetisch auf die Kunden wirken. Vier von ihnen konnten allein im Geschäftsjahr 2020 jeweils um über 50.000 PHV-Verträge wachsen. Das hat die V.E.R.S. Leipzig GmbH in ihrem „Branchenmonitor Haftpflichtversicherung“ zusammengetragen, für den die Geschäftsberichte der 50 größten PHV-Anbieter (93 Prozent Marktabdeckung nach Prämieneinnahmen) untersucht wurden.
Auch bezüglich der Profitabilität dieser Sparte dürfen sich die meisten Anbieter nicht beschweren. Im Schnitt lag ihre Combined Ratio im Jahr 2020 bei 84,26 Prozent. Im Durchschnitt der Geschäftsjahre 2015 bis einschließlich 2020 waren es 85,65 Prozent. Somit blieben auf Sechs-Jahres-Sicht im Schnitt knapp 15 Cent pro verdientem Beitragseuro bei den Versicherern als Gewinn hängen. In diesem Zeitraum gab es zudem nur acht Unternehmen (siehe untenstehende Bilderstrecke), die mit der Haftpflichtsparte Verlust machten – darunter allerdings einige Marktgrößen sowie ein Anbieter mit durchschnittlich 23 Prozent Jahresverlust.