Diese PKV-Anbieter verloren die meisten Vollversicherten
Was die jüngsten Entwicklungen angeht, ist die private Krankenversicherung (PKV) mit sich selbst zufrieden. Gerade in den vergangenen Monaten, als die Corona-Pandemie das deutsche Gesundheitssystem arg forderte, habe sich die PKV an Kosten beteiligt, die auch gesetzlich Versicherten zugutekommen. Das betonte kürzlich der PKV-Verband und nannte beispielhaft Investitionen in Rettungsschirme für Krankenhäuser oder die Unterstützung von Ärzten und Zahnärzten bei den Hygienemaßnahmen.
Das eigene, positive Zwischenfazit für den bisherigen Jahresverlauf täuscht ein bisschen über die alte Achillesverse der PKV hinweg: Den kontinuierlichen Schwund der Vollversicherten. Laut vorläufigen Daten der Ratingagentur Assekurata ging ihre Anzahl im Jahr 2019 um 6.300 auf insgesamt rund 8,73 Millionen zurück. Das wäre zwar ein merklich geringerer Rückgang als in den letzten Jahren. Allerdings wäre die Anzahl der vollversicherten Personen damit zum achten Mal in Folge gesunken.
BAP-Angst hindert Wachstum
Die Gründe für diese Entwicklung glaubt man bei Assekurata zu kennen. „Die Vollversicherung muss heute viel aktiver verkauft werden als früher“, erklärt Gerhard Reichl, Fachkoordinator Krankenversicherung bei Assekurata. „Berater kämpfen hier angesichts möglicher Beitragserhöhungen im Alter mit hoher Verunsicherung auf Seiten potenzieller Neukunden.“ Auch bei den Beratern selbst macht Assekurata eine zunehmende Verunsicherung fest; viele würden mittlerweile von der Vermittlung privater Krankenvollversicherungen Abstand nehmen. Zudem begrenzt die jährliche Anhebung der Versicherungspflichtgrenze das Neugeschäftspotenzial.
Eine Situation, die sich durch die derzeitige Corona-Pandemie nicht ändern, sondern eher verfestigen werde. „Der Abgang aus der PKV in die GKV wird sich durch die Corona-Krise eher noch erhöhen“, schätzt Reichl. Grund hierfür seien unter anderem Selbstständige, die aufgrund der Krise wieder eine Festanstellung suchen würden.
PKV-Marktauswertung von procontra
Einige dieser Punkte (natürlich nicht die Corona-Krise) haben bereits im Geschäftsjahr 2019 zum anhaltenden Rückgang der Vollversichertenanzahl beigetragen. Betroffen waren jedoch, wie auch in den Jahren zuvor, nicht alle Anbieter von privaten Krankenvollversicherungen. procontra hat sich deshalb die Geschäftsberichte aller Unternehmen mit mindestens 10.000 Vollversicherten im Bestand angesehen. Somit steht unsere Auswertung für über 99 Prozent des gesamten Vollversichertenbestands. Allerdings haben Landeskrankenhilfe, Universa und Inter (allesamt mittelgroße Anbieter) bislang noch keinen Geschäftsbericht für das Jahr 2019 vorgelegt.
Unter dem Strich haben somit 13 der 26 Unternehmen, von denen Zahlen vorliegen, Vollversicherte verloren. Darunter befinden sich auch einige große Marktteilnehmer. Die PKV-Anbieter, deren Bestände im Jahr 2019 um über 3.000 Vollversicherte geschrumpft sind, haben wir in der untenstehenden Bilderstrecke zusammengefasst.