Die Direktversicherung ist bekanntlich in Klein- und Mittelbetrieben der einfachste Weg, betrieblich fürs Alter vorzusorgen. Der Chef schließt den Vertrag für den Mitarbeiter ab, aus dessen Bruttogehalt der Beitrag dann überwiesen wird (Entgeltumwandlung). Der Chef gibt 15 Prozent dazu, sofern er selbst SV-Abgaben einspart, in günstigeren Fällen zahlt er mehr oder gar alles. Die Entscheidung über den Versicherer und die Art des Vertrages fällt immer der Chef. Soweit, so gut. Doch wie findet man die besten Anbieter?
Die Zeitschrift Finanztest hat in der September-Ausgabe 2022 insgesamt 21 Tarife von 14 Versicherern verglichen und verweist zum Teil auf große Unterschiede. „Läuft eine Rente über 20 Jahre, lässt sich allein durch die Wahl eines guten Angebots ein Plus von mehr als 5.000 Euro erzielen – und zwar allein bei der garantierten Rente“ schreibt Finanztest. Untersucht wurden klassische Tarife und Tarife mit Fondsinvestment (statische 2-Topf-Hybride, dynamische 2-Topf-Hybride, 3-Topf-Hybride).
Mehr als die Hälfte des Marktes hat Teilnahme verweigert
Allerdings haben 24 Gesellschaften die Angaben verweigert: Bayern Versicherung, Concordia oeco, Condor, DEVK und DEVK Eisenbahn, Generali, Inter, Itzehoer, Landeslebenshilfe, Mecklenburgische, Münchener Verein, Öffentliche Braunschweig, Öffentliche Sachsen-Anhalt, Provinzial Holding, Signal Iduna, Süddeutsche, SV Sachsen, SV Stuttgart, Swiss Life, Talanx (HDI, Neue Leben, PB Versicherung), Universa, VPV und WWK. Damit ist mehr als die Hälfte des Marktes gar nicht vertreten, angesichts der methodischen Schwächen auch kein Wunder.
Ergebnis des Tests, der mehr einer Stichprobe gleicht, für einen 27-jährigen Modellkunden (40 Jahre Laufzeit; Monatsbeitrag 100 Euro, davon 86,96 Euro aus seinem Bruttogehalt, die Firma sattelt 15 Prozent drauf; keine Zusatzversicherungen; 10 Jahre Rentengarantie):
Klassik-Einzeltarif-Garantierente (beim Gruppentarif, dessen inhaltliche Unterschiede überhaupt nicht erklärt werden, sind die Werte geringfügig höher):
Fondsgebunden-Einzeltarif (Garantierente bei 80-Prozent-Beitragsgarantie zum Rentenstart):
Methodik mit erheblichen Schwächen
Der Test lässt allerdings methodisch viel vermissen. So werden lediglich die Flexibilität (Teilkapitalabfindung zu Rentenbeginn; Verzicht auf Todesfallleistung vor Rentenbeginn, Todesfallleistung nach Rentenbeginn, Rentengarantiezeit Kapitalrückgewähr und spätester Rentenbeginn) sowie die Kosten grob erwähnt. Letztere sind nach BaFin-Untersuchung aber nicht zu beanstanden. Die Rangfolge richtet sich einzig nach der Höhe der Garantierente. Daraus kann ein unbedarfter Kunde unmöglich eine vernünftige Kaufentscheidung ableiten.
Seite 1: Warum eingegrenzte Testmethodik Verbraucher eher verwirrt Seite 2: Welche Produktprüfung Maklern und deren Kunden besser hilft
Im Gegenteil: Selbst bei den Kosten, die in den Tabellen ausgewiesen werden, gibt es Ungereimtheiten. Beispiel Fondspolicen: „Die höchsten Kosten haben Württembergische und Alte Leipziger, die niedrigsten My Life“, schreibt Finanztest. Das verwundert auch nicht, da My Life einen Honorartarif anbietet, dessen Beratungskosten jedoch nicht einberechnet werden. Dennoch weist der MyLife-Tarif („bAV Aktiv FGNbAV“) als statisches 2-Topf-Hybrid eine deutlich niedrigere Garantierente als die Spitzenreiter aus. Das verwundert dann schon.
Wo bleiben Finanzkraft, Rendite, Transparenz und Service?
Völlig außen vor bleiben wichtige Test-Kriterien, die für den Erfolg einer Police über 40 Jahre wichtig sind, etwa das Kapitalanlage-Know-how, die Finanzkraft generell, Fondsauswahl, Transparenz und Vertragsservice bis in die Rentenphase hinein. Beispiel Rentenphase: In der Auszahlungsphase wird das Geld üblicherweise im Sicherungsvermögen – der allgemeinen Geldanlage des Versicherers – angelegt.
Wenn jedoch eine längere Laufzeit der Fondspolice gewählt wird (im Test bis 88 Jahre möglich), stellt sich die Frage, ob es möglich ist, auch ab 67 noch in Aktienfonds investiert zu bleiben und so bessere Renditen zu erzielen. Das hatte Finanztest selbst in der Vergangenheit schon besser analysiert – zumindest für private Fondspolicen.
Vor dem Hintergrund steigender Lebenserwartung ist es für Kunden unter Umständen attraktiv, ihr Kapital auch nach dem Ende der Ansparphase noch in Fonds anzulegen und von den Renditechancen des Kapitalmarkts zu profitieren, bestätigt eine Umfrage des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) unter Finanzmaklern. Für knapp 60 Prozent der Befragten spielt eine fondsgebundene Rentenphase in der Beratung eine Rolle, Tendenz steigend.
Mehr Kriterien beim IVFP-Rating Direktversicherung
Apropos IVFP: Das Institut hat kürzlich 81 Direktversicherungs-Tarife von 40 Versicherern untersucht. In die Bewertung flossen vier Kriterien ein: Unternehmensqualität (35 Prozent Gewichtung), Rendite (30 Prozent), Flexibilität (25 Prozent), Transparenz und Service (zehn Prozent). Bei den Produkten wurden fünf Segmente klassifiziert: klassisch mit beitragsorientierter Leistungszusagen, Klassik Plus, fondsgebunden mit Garantien, Indexpolicen sowie Comfort (Kunde kann Anlagekonzepte wählen, deren komplettes Management der Versicherer übernimmt).
Ergebnis: Am meisten sind die Prüfer von fondsgebundenen Tarifen überzeugt. Am besten schnitten bei Comfort-Tarifen mit der Gesamtnote „Exzellent“ ab:
Seite 1: Warum eingegrenzte Testmethodik Verbraucher eher verwirrt Seite 2: Welche Produktprüfung Maklern und deren Kunden besser hilft