Ergo: Finanzielle Probleme bei Vorsorge Leben?

Trickst die Vorsorge Lebensversicherung bei der Bilanzierung? Die Ergo-Tochter würde sich finanziell stärker rechnen als sie ist, glauben BdV und der Analyst Dr. Carsten Zielke. Es geht um Unstimmigkeiten von rund 200 Millionen Euro.

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16:03 Uhr | 27. März | 2019
Hat die Ergo-Tochter Vorsorge Leben bei der Bilanzierung getrickst?

Hat die Ergo-Tochter Vorsorge Leben bei der Bilanzierung getrickst? Bild: Ergo

Ist die Kapitalausstattung der Ergo Vorsorge Lebensversicherung AG schwächer, als das Unternehmen in seiner Bilanz ausweist? Das behaupten zumindest der Bund der Versicherten (BdV) und der Analyst Dr. Carsten Zielke. Bei der gemeinsamen Analyse der SFCR-Berichte, die die Versicherer im Rahmen von Solvency II jährlich veröffentlichen müssen, hätten die Verbraucherschützer „erhebliche Unstimmigkeiten“ entdeckt.

„Es geht um etwa 200 Millionen Euro, die der Ergo Vorsorge Leben unter Solvency II an Eigenmitteln fehlen“, erklärt Zielke. Schon mehrfach hat er zusammen mit dem BdV die Solvenzberichte der Lebensversicherer überprüft und anfangs nur wenigen ein gutes Zeugnis ausgestellt. Von Seiten der Versicherer musste sich Zielke im Gegenzug viel Kritik an seinen Berechnungsmethoden gefallen lassen.

Niedrigere Verpflichtungen ausgewiesen

Im aktuellen Fall geht es nun um die Bewertung fondsgebundener Lebensversicherungsverträge der Ergo-Tochter. Diese werden sowohl in den SFCR-Berichten gemäß Solvency II berücksichtigt, als auch nach dem Rechnungslegungsstandard gemäß Handelsgesetzbuch (HGB). Die Berechnungen von Zielke und BdV hätten nun ergeben, dass der Wert der Fondspolicen im SFCR-Bericht des Jahres 2017 um 13 Prozent geringer ausgewiesen wurde als in der nach HGB erstellten Bilanz des Unternehmens.  

Die Verbraucherschützer erklären: Da die dazugehörigen Aktiva bei fondsgebundenen Lebensversicherungsverträgen den Versicherten direkt gehören, müssen die Unternehmen ihre Verpflichtungen mindestens genauso hoch ansetzen. Aus ihrer Sicht hätte die Vorsorge Leben hier eine Regelungslücke genutzt, um eine deutlich niedrigere Verpflichtung auszuweisen als die den versicherten Personen zugeordneten Vermögenswerte. Damit sei die gesamte Solvenz des Lebensversicherer um 192 Millionen Euro erhöht worden.

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„Die Vorsorge Leben tut so, als würden 13 Prozent der Kundenguthaben eigentlich dem Unternehmen gehören“, erläutert Zielke. BdV-Vorstandssprecher Axel Kleinlein schlussfolgert daraus: „Ohne diese indirekte Enteignung der Kundinnen und Kunden könnte die Vorsorge Leben anscheinend nicht genug Solvenzmittel vorweisen.“

Um die Vorgaben einer marktgerechten Bewertung erfüllen zu können, müsste die Ergo-Mutter Munich Re eigentlich knapp 200 Millionen Euro nachschießen, glauben Zielke und die Verbraucherschützer. Da dieser Fall ein weiterer Beweis dafür sei, dass die Bewertungsmethoden unter Solvency II intransparent und beeinflussbar sind, fordern sie die Anwendung der internationalen Rechnungsvorschriften IFRS.

Eine procontra-Nachfrage zu den Vorwürfen ließ die Ergo bis zu unserem Redaktionsschluss noch unbeantwortet.

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