Fondspolicen: Diese Konzepte überzeugen auch in der Rentenphase

Mit innovativen Produkten können Kunden auch in der Rentenphase in Fonds investiert bleiben. Doch die meisten Angebote überzeugen nicht, meint Finanztest. Ein Grund: Vielfach werden nur versicherungsinterne Fonds oder Wertsicherungsfonds geboten.

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06:03 Uhr | 21. März | 2022
Wer auch im Ruhestand bei einer lebenslangen Fondspolice in Fonds investiert bleiben will, findet keinen bunten Strauß an vergleichbaren Angeboten, kritisiert Finanztest. Bild: Pixabay/fancycrave1

Wer auch im Ruhestand bei einer lebenslangen Fondspolice in Fonds investiert bleiben will, findet keinen bunten Strauß an vergleichbaren Angeboten, kritisiert Finanztest. Bild: Pixabay/fancycrave1

Die Zeitschrift Finanztest hat in der April-Ausgabe 2022 kurz und prägnant die wichtigsten Tipps aufgelistet, welche Fondspolicen nicht nur in der Beitragsphase überzeugen, sondern auch in der Rentenphase. Das ist interessant, „weil bei normalen fondsgebundenen Rentenversicherungen ordentliche Renditen in der Rentenphase fast ausgeschlossen sind“, schreibt Finanztest.

Zwar dürften Kunden, wenn sie es möchten, bis zum Renteneintritt 100 Prozent mit Aktienfonds für ihre Rente sparen. In der Auszahlungsphase wird das Geld üblicherweise im Sicherungsvermögen – der allgemeinen Geldanlage des Versicherers – angelegt. „Kunden haben dann keinen Einfluss mehr darauf“, so Finanztest, und die Rendite sei damit wegen der Sicherheitsanforderungen im Sicherungsvermögen, mit dem die jederzeitige Erfüllbarkeit aller Vertragsverpflichtungen gegenüber den Kunden sichergestellt wird, naturgemäß sehr gering.

Wer auch im Ruhestand bei einer lebenslangen Fondspolice in Fonds investiert bleiben will, kann sich bei Rentenbeginn dazu entscheiden, sofern der Versicherer diese Option überhaupt bietet. Die Angebote innovativer Produkte sind laut Finanztest „noch klein und wenig vergleichbar“. Dabei sei die Höhe der garantierten Rente (garantierter Rentenfaktor) geringer und ein größerer Teil als üblich vom Erfolg der Aktienmärkte abhängig. Die Rente sei weniger planbar, dafür aber chancenreicher.

Höheres Anlagerisiko für Kunden kaum umsetzbar

Finanztest hat Verträge für einen Musterkunden (37) abgefragt, der bis 67 monatlich 250 Euro einzahlt. Gefragt wurde, wie teuer die Produkte sind, ob sie in der Ansparphase empfehlenswerte ETF anbieten – auch mit mindestens mittlerer Nachhaltigkeitsbewertung –, wie sich die Rentenzahlungen zusammensetzen und welchen Einfluss der Kunde auf die Rente nehmen kann.

Herausgekommen sind nur fünf Angebote, die frei im Internet zu sehen sind. Swiss Life, Württembergische und WWK haben nicht geantwortet. Das Angebot der Continentale wird am günstigsten eingestuft: Es erlaubt durchweg die Anlage in ETF. Andere Anbieter überlassen es den Kunden nicht, welche Fonds sie in der Rentenphase halten wollen.

Versicherungs­interne Fonds nicht empfehlenswert

Bei HDI, Neue Leben und Signal Iduna sind laut Finanztest für die Rentenphase keine frei handelbaren Publikumsfonds, etwa ETF, vorgesehen, sondern nur versicherungs­interne Fonds des Anbieters. Davon rät die Stiftung Warentest ab, da „diese Fonds intransparent für Kunden sind“.

Ein weiteres Problem: Nutzt der Anbieter sogenannte Wertsicherungsfonds, wird zwar auch auf Fondsbasis die Aktienquote hoch- und runtergefahren, in Abhängigkeit davon, wie die Märkte gerade tendieren. Wie hoch aber der Anteil des Aktieninvestments für Alterssparende tatsächlich ist, lasse sich damit nicht sagen. Eine genauere Bewertung bleibt Finanztest schuldig.

Beim Volkswohl Bund („Fondspolice Pur“) erfolgt in der Rentenphase eine dynamische Mischung aus Sicherungsvermögen und einem von fünf Wertsicherungsfonds. Monatlich wird überprüft, ob die garantierte Rente durch Wertzuwächse der Fonds und Überschüsse aus dem Sicherungsvermögen erhöht werden kann. Der Kunde kauft mit dem Wertsicherungsfonds ein Absicherungsniveau in Höhe von 80 Prozent, hat aber keinen Einfluss auf die Fondsquote.

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Statische oder dynamische Hybride?

Hauptsächlich arbeiten die angefragten Versicherer mit zwei Varianten, um das Vermögen auf das Sicherungsvermögen des Versicherers und Fonds aufzuteilen:

Vorsicht Steuerfalle

Bei einer fondsgebundenen Rentenversicherung ist nur den Ertragsanteil mit dem persönlichen Steuersatz zu versteuern. Wer mit 67 die Rente bezieht, muss lediglich 17 Prozent Ertragsanteil versteuern. Bei 20 Prozent persönlichem Steuersatz wären nur 3,40 Euro pro 100 Euro Rente fällig, hat Finanztest ausgerechnet.

Voraussetzung ist jedoch, dass die Rente lebenslang gezahlt wird und dabei, bis auf die Überschüsse, gleichbleibt oder steigt. Bei den Varianten mit statischen Konzepten (HDI und Neue Leben), bei denen ein Teil der Rente aus dem Fondstopf entnommen wird, kann die Rente aus den Fonds aber schwanken. Solange noch Fonds im Topf sind, wird bei den Auszahlungen die Hälfte der Erträge mit 25 Prozent Kapitalertragsteuer plus Solidaritätszuschlag versteuert. „Es fallen daher meist höhere Steuern an, wenn die Fonds gut gelaufen sind“, schreibt Finanztest.

Berater zunehmend für das Thema sensibilisiert

Vor dem Hintergrund steigender Lebenserwartung ist es für Kunden unter Umständen attraktiv, ihr Kapital auch nach dem Ende der Ansparphase noch in Fonds anzulegen und von den Renditechancen des Kapitalmarkts zu profitieren, bestätigt eine Umfrage des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) unter 145 Finanzmaklern. Für knapp 60 Prozent der Befragten spielt eine fondsgebundene Rentenphase in der Beratung eine Rolle, Tendenz steigend.

Immer mehr Versicherer bieten laut IVFP für private Rentenversicherungen neben einer klassischen Verrentung auch den fondsgebundenen Rentenbezug an. 84 Prozent der Makler beraten auch zur Fondsauswahl bei fondsgebundenen Tarifen. Zumeist wählen Kunden globale Aktienfonds (88 Prozent) und ETF (67 Prozent), wobei Mehrfachnennungen erlaubt waren. Nach Einschätzung der Makler sind 78 Prozent der Kunden nur in geringem Umfang bereit, Renditechancen für mehr Nachhaltigkeit zu opfern (15 Prozent sind dazu gar nicht bereit).

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