Persönliche Beratung dominiert im Versicherungsvertrieb, wie die Vertriebswegestatistik 2018 des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) für das Neugeschäft ausweist. Die Daten belegten eine ausgesprochen stabile Verteilung zwischen den Vertriebswegen, wie auch der Vergleich zum Vorjahr belegt (procontra berichtete).
In allen Geschäftsbereichen entfällt der größte Anteil des Neugeschäfts auf die Einfirmenvermittler. Makler sind jeweils der zweitgrößte Vertriebsweg. Sie konnten laut GDV sowohl in der Lebens- als auch der Schaden-/Unfallversicherung leicht zulegen, während ihr Marktanteil in der privaten Krankenversicherung (PKV) geringfügig zurückging (siehe Grafik).
Im Unterschied dazu weist die jährliche Vertriebswege-Messung der Versicherungsberatung bei Willis Towers Watson eine kritischere Wertung des Maklergeschäfts in der PKV aus. Es schrumpfte 2017 um 1,3 Prozentpunkte, wobei dort Makler und Mehrfachagenten zusammen erfasst werden und gemeinsam noch auf 37 Prozent Marktanteil kamen (procontra berichtete).
Direktvertrieb verharrt trotz Digitalisierung
Der Anteil des Direktvertriebs, beispielsweise über Internetseiten der Versicherer oder Vergleichsportale, hat sich laut GDV 2018 zu 2017 nur in der PKV leicht erhöht und ansonsten kaum verändert. Überdurchschnittlich hoch sei der Anteil des Direktvertriebs in der Schaden-/Unfallversicherung. Dies führt der GDV maßgeblich auf die Kfz-Versicherung zurück: Hier macht der Direktvertrieb mittlerweile rund ein Fünftel des Neugeschäftsvolumens aus.
Für die Lebensversicherung weist der GDV zusätzlich das Neugeschäft nach ‚Annual Premium Equivalent‘ (APE) aus. Diese in der Versicherungswirtschaft gebräuchliche Messgröße bezeichnet die Summe aller Beitragseinnahmen eines Jahres aus Policen gegen laufenden Beitrag und ein Zehntel aller Einnahmen aus Einmalbeitragsversicherungen.
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Nach APE-Betrachtung beläuft sich der Anteil des Bankvertriebs auf 27,5 Prozent. Einfirmenvermittler kamen auf knapp 35 Prozent Marktanteil und Makler auf fast 26 Prozent (siehe Grafik). In der Betrachtung nach Beitragssumme, bei der die Laufzeit der Verträge Berücksichtigung findet, liegt der Anteil des Bankvertriebs hingegen bei knapp 19 Prozent.
In der Betrachtung von Willis Towers Watson legten Makler und Mehrfachvermittler in der Lebensversicherung deutlich zu und setzen sich sogar an die Spitze – knapp vor dem Bankvertrieb. Die Zahlen stammen aber bereits aus 2017 (procontra berichtete).
Keine Angaben zum Courtageumsatz
Die GDV-Statistik enthält keine Angaben zu den Erlösen der einzelnen Vertriebswege. Dazu hatte der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) kürzlich neue Daten für Einfirmenvermittler, Mehrfachvermittler und Versicherungsmakler vorgelegt (procontra berichtete).
Ergebnis: Elf Prozent der 2.500 Umfrageteilnehmer hatten einen Jahresgewinn vor Steuern und Altersvorsorge bis zu 25.000 Euro und 20 Prozent über 25.000 Euro bis zu 50.000 Euro. Mehr als ein Drittel liegen in der Gruppe zwischen 50.000 und 100.000 Euro. Weitere 20 Prozent schafften über 50.000 Euro bis unter 75.000 Euro. Darüber wird die Luft dünner.
Einzelne Einkommensgruppen bei Vermittlern sehr stabil
Gegenüber der vorherigen BVK-Analyse 2017 (procontra berichtete) sind die einzelnen Einkommensgruppen in etwa gleich groß geblieben. Der BVK findet es bemerkenswert, dass 56 Prozent der Vermittler es nicht geschafft hätten, ihren Gewinn zu steigern. Der Verband schätzt die Lage so ein, dass eine deutliche Belastungsgrenze der Vermittlerbetriebe erreicht sei.
Nach Angaben des AfW-Vermittlerbarometers 2018 machten die unabhängige Versicherungs- und Finanzanlagenvermittler im Schnitt 49.970 Euro Gewinn (procontra berichtete). Im Schnitt kamen die 1.340 Umfrage-Teilnehmer auf einen leicht gestiegenen Jahresgewinn von 49.970 Euro – das sind 2.570 Euro mehr als im Vorjahr (ohne Berücksichtigung von Kapitalgesellschaften).
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