Indexpolicen: Warum der Turbo-Kostenvergleich misslingt

Indexpolicen sind schwer im Kommen, weil der Renditehebel auf einer Garantie basiert. Was der neueste Rendite-Turbo bei einigen Anbietern bisher bringt und warum der Kostenvergleich im Detail nicht gelingt.

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09:03 Uhr | 25. März | 2019
Der Einschluss der Erhöhungsoption (Index-Turbo) lohnt: Bei indexgebundenen Rentenversicherungen hat er in der jüngsten Vergangenheit meist höhere Renditen gebracht, aber auf Kosten der Garantie, weiß IVFP-Chef Michael Hauer.

Der Einschluss der Erhöhungsoption (Index-Turbo) lohnt: Bei indexgebundenen Rentenversicherungen hat er in der jüngsten Vergangenheit meist höhere Renditen gebracht, aber auf Kosten der Garantie, weiß IVFP-Chef Michael Hauer. Bild: IVFP

Laut der Umfrage „Trends I/2019“ der BBG Betriebsberatung ging das meiste Vorsorgegeld im vierten Quartal 2018 in Fondspolicen (procontra berichtete). Weit hinten rangieren noch Indexpolicen. Allerdings haben sie in jüngster Zeit stark aufgeholt. Mehr als jeder dritte Makler hat sie schon erfolgreich in die Beratung eingebaut. Beim Umsatz schafften es Indexpolicen inzwischen auf Platz 20 unter 39 Versicherungsprodukten, Tendenz weiter Richtung Spitze steigend.

Unter den Indexrenten-Anbietern dominieren derzeit beim Umsatz Allianz (34 Prozent Marktanteil), Volkswohl Bund (22 Prozent) und Stuttgarter (16,7 Prozent) mit weitem Abstand. Die restlichen neun gelisteten Gesellschaften kommen zusammen nur auf 24 Prozent Marktanteil und sind damit - bis auf Nürnberger und Condor - mit jeweils weniger als 3,3 Prozent Marktanteil praktisch kaum von Bedeutung. Das mag auch an der Historie liegen, denn Indexpolicen gibt es gerade mal seit etwas mehr als zehn Jahren.

Permanente Wahl: Normaler Überschuss oder Index-Beteiligung

Bei dieser Produktgattung können Kunden jedes Jahr wählen, ob sie die Überschüsse in Form einer Gutschrift erhalten oder diese gegen eine Partizipation an einem Index eintauschen möchten. Inzwischen gibt es auch drei Gesellschaften, die eine Erhöhungsoption (Index-Turbo) anbieten. Wählt der Kunde diese Option, werden zusätzlich zu den Überschüssen auch noch Anteile des Vertragsguthabens für die Indexpartizipation verwendet. Dadurch ist eine höhere Rendite möglich, aber „im Gegenzug kann das Vertragsguthaben von einem auf das andere Jahr sinken“, sagt Professor Michael Hauer, Geschäftsführer des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP).

Die Stuttgarter Lebensversicherung gilt als Pionier der Erhöhungsoption. Bei ihrem Produkt index-safe haben die Kunden bereits seit Einführung 2016 die Möglichkeit, den Index-Turbo zu zünden. Seit 2019 können sich Kunden überdies für den „Index-Turbo Plus“ entscheiden, der die Renditechancen zusätzlich erhöhen soll. Neben der Stuttgarter bieten inzwischen noch Allianz (Chancenturbo bei IndexSelect Plus) und Ergo (Index Plus bei Rente Balance) in ihren Indexpolicen eine derartige Erhöhungsoption an.

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Spannend ist bei solchen Neuerungen auch der Blick auf die Kosten. Das IVFP hat die Produkte dazu unter die Lupe genommen. Ergebnis: Die Kosten liegen zwischen 1,0 und 3,0 Prozent. Dafür steigt die Beteiligungsquote an der Indexpartizipation bei der Allianz von 75 auf 105,3 oder mit Turbo gar auf 136,22 Prozent. Bei Ergo steigt die Quote von 95 auf 207 Prozent und bei der Stuttgarter von 66 auf 116 Prozent (mit Index-Turbo Plus gar auf 166 Prozent). Damit eröffnen sich erheblich höhere Renditechancen, aber auch höhere Risiken.

Leider gelingt der tatsächliche Kostenvergleich nicht mal den Fachleuten. „Ein Vergleich der Kosten der Erhöhungsoption ist nicht möglich, da diese auf verschiedenen Indizes mit unterschiedlichen Volatilitäten basieren“, räumt Hauer ein. Die Transparenz lasse noch sehr zu wünschen übrig (procontra berichtete). Dass auch das Chance-Risikoprofil von den Beratern im Blick gehalten werden sollte, zeigt die weitere Analyse. Die grundsätzliche Funktionsweise von Indexpolicen ändert sich durch den Index-Turbo zwar nicht, doch um die höhere Beteiligungsquote darstellen zu können, werden neben der Überschussbeteiligung zusätzliche Kapitalmittel benötigt, die dem Vertragsguthaben entnommen werden müssen.

Kosten greifen auch ins Vertragsguthaben ein

Diese zusätzlichen Kosten für die Erhöhungsoption schmälern zunächst das Vertragsguthaben und somit die Bemessungsgrundlage für die Indexpartizipation. „Somit steigt auch das Risiko, dass das Vertragsguthaben sinkt“, erklärt Hauer. Folge: Kunden verlieren in Jahren, in denen die Indexrendite aufgrund einer negativen Indexperformance auf null gesetzt wird, neben den Überschüssen auch die Kosten für die Erhöhungsoption (procontra berichtete). Aber auch in Jahren mit einer positiven Wertentwicklung des Index könne es sein, dass die Rendite ohne Index-Turbo höher ausfällt als mit dem Turbo.

In sehr guten Börsenjahren profitieren die Kunden von einer zum Teil deutlich erhöhten Beteiligungsquote und somit von einer hohen Gutschrift aus der Indexpartizipation. „Wählt der Kunde den Index-Turbo, sollte er konsequent bei dieser Option bleiben, da vorher niemand weiß, wann diese guten Indexjahre auftreten“, rät Hauer. Da der Index-Turbo noch sehr jung am Markt ist, ließen sich noch keine validen Ergebnisse ableiten. Jedoch zeigen Rückrechnungen des IVFP, dass bei Wahl der Erhöhungsoption „in fast allen Fällen eine höhere durchschnittlichere Rendite erzielt wurde, wenn der Index-Turbo stetig eingeschlossen war“, so Hauers zwischenzeitliches Resümee.

Weitere Details und Berechnungsbeispiele gibt es auf der IVFP-Website.

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