Kommt eine Bürgerversicherung für die Pflege?

Die Anzahl der Pflegebedürftigen hierzulande wächst. Doch wie soll das finanziert werden? Die SPD fordert eine Pflege-Bürgerversicherung, auch für Beamte und privat Versicherte. Tatsächlich stehen die Chancen für eine Reform gar nicht schlecht.

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14:01 Uhr | 17. Januar | 2019
Fordert die Einführung einer Bürgerversicherung in der Pflege: SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach.

Fordert die Einführung einer Bürgerversicherung in der Pflege: SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. Bild: SPD-Bundestagsfraktion

Die Anzahl der pflegebedürftigen Menschen hierzulande wird den nächsten Jahrzehnten deutlich ansteigen. Zu diesem Ergebnis kommen immer neue Hochrechnungen und Studien. Die aktuellsten Zahlen liefert eine Analyse des Prognos-Instituts, die von der Bertelsmann-Stiftung veröffentlicht wurde. Demnach wird die Anzahl der Pflegebedürftigen von 3,3 Millionen Menschen im Jahr 2017 auf 5 Millionen im Jahr 2045 anwachsen. Die Studienautoren weisen in diesem Zusammenhang auch auf die stark steigenden Kosten im Bereich der Pflege hin.

Diese Prognose wurden gestern auch gleich in Berlin aufgegriffen. Ein Vorschlag, wie man den steigenden Kosten Herr werden könnte, kam dabei vom SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach. Nachdem er während der Koalitionsbildung mit seinen Vorstößen zur Einführung einer Bürgerversicherung für die gesamte Krankenversicherung gescheitert war, pocht Lauterbach nun auf eine Bürgerversicherung für die Pflege.

Dafür sollten zukünftig alle privat Krankenversicherten inklusive der Beamten in die gesetzliche Pflegeversicherung einzahlen. "Diese Gruppen profitieren vom Pflegesystem, zahlen aber zum Teil deutlich niedrigere Beiträge“, sagte Lauterbach den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Die steigenden Pflegekosten seien, aus seiner Sicht, nur mit Hilfe der Beamten und privat Versicherten finanzierbar. "Wir brauchen eine Bürgerversicherung in der Pflege“, so Lauterbach.

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Die Prognos-Studie geht davon aus, dass der Beitragssatz in der gesetzlichen Pflegeversicherung von aktuell 3,05 Prozent auf 4,25 Prozent im Jahr 2045 steigen könnte. Der Beitragssatz wurde zwar erst zu Beginn des Jahres erhöht. Beitragsstabilität wird dadurch aber nur bis 2022 garantiert. Der Bild-Zeitung sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), er wolle die Finanzierung der Pflege langfristig „ganz neu austarieren“. Wird damit eine Pflege-Bürgerversicherung immer wahrscheinlicher?

Wenig überraschend nicht, wenn es nach dem Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV-Verband) geht. Zwar würde das Prognos-Institut zu Recht auf die großen Herausforderungen in der Pflege durch die demografische Entwicklung hinweisen, heißt es in einer aktuellen Stellungnahme des Verbands. Er nutzte die aktuelle Diskussion aber auch, um auf die Vorteile der PKV hinzuweisen.

Zusatzvorsorge als Lösung

Eine Lösung für eine generationengerechte Pflege-Finanzierung müsse nämlich nicht erst erfunden werden – vielmehr gebe es eine solche bereits in Form der privaten Pflegeversicherung, bekräftigte Verbandsdirektor Volker Leienbach. So würden alle privat Pflegeversicherten für ihre zukünftigen Pflegekosten eine nachhaltige Kapitalvorsorge bilden, die sich in den letzten zehn Jahren von 17 auf über 34 Milliarden Euro mehr als verdoppelt hat.

„Je mehr Menschen und Leistungen kapitalgedeckt abgesichert werden, desto besser ist es für die Zukunft unseres Gesundheitswesens und für die Gerechtigkeit zwischen den Generationen“, so Leienbach. Den gesetzlich Versicherten empfiehlt er, mit einer privaten Pflegezusatzversicherung zu „sehr überschaubaren Beiträgen“ eine kapitalgedeckte Vorsorge für den Pflegefall aufzubauen und damit die Lücken der Gesetzlichen Pflegeversicherung zu schließen.

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