Lebensversicherung: 5 Entwicklungen, die Mut machen
Das Jahr 2020 war für die deutschen Lebensversicherer sicherlich kein einfaches: Die Corona-Pandemie sorgte nicht nur dafür, dass für viele Makler die Beratung potentieller Kunden erschwert wurde. Auch die mit der Pandemie einhergehende unsichere finanzielle Situation vieler Menschen ließ befürchten, dass das Thema Altersvorsorge vernachlässigt werden würde.
Diese Sorgen scheinen – Stand heute – zumindest erst einmal vom Tisch. Laut der aktuellen Publikation „Die deutsche Lebensversicherung in Zahlen 2021“, die der Versichererverband GDV an diesem Montag präsentierte, verzeichneten die deutschen Lebensversicherer zwar Rückgänge beim Neugeschäft (-9,6 Prozent auf 4,7 Millionen Verträge) und beim Vertragsbestand (- ein Prozent auf 86,3 Millionen Verträge), konnten bei den Bruttobeitragseinnahmen jedoch das gleiche Niveau wie schon 2019 erreichen (103,2 Milliarden Euro). Und auch sonst enthält der aktuelle statistische Überblick einige gute Nachrichten.
Sinkende Stornoquote
Zu Beginn der Corona-Krise war unter den Lebensversicherern die Befürchtung groß, dass durch die Krise ausgelöste finanzielle Probleme die Kunden reihenweise zur Auflösung ihrer Lebensversicherungen veranlassen würden. Zahlreiche Versicherer steuerten präventiv dagegen und boten ihren Kunden Beitragsfreistellungen und -stundungen zur kurzfristigen Überbrückung der monetären Schieflage an. Offenbar mit Verfolg: Laut GDV-Zahlen betrug die Stornoquote im vergangenen Jahr 2,55 Prozent – ein historisch niedriger Wert. Im Vorjahr hatte die Quote noch bei 2,68 Prozent gelegen.
Bereits seit Jahren entwickelt sich die Stornoquote rückläufig. So betrug sie 2009 noch 3,86 Prozent. Im Jahr 2015 lag sie mit 2,86 Prozent erstmals unter der 3-Prozent-Schwelle, um dann über die kommenden Jahr immer weiter abzusinken.
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Betriebliche Altersversorgung
Trotz der für Vermittler schwierigen Beratungssituation, die einen Besuch der Betriebe über einen längeren Zeitraum unmöglich machte, konnte auch in der betrieblichen Altersversorgung der Vertragsbestand weiter ausgebaut werden: Insgesamt 16,38 Millionen Verträge verzeichneten Versicherer, Pensionsfonds und -kassen: Das waren noch einmal 130.000 Verträge mehr als im Vorjahr – ein Plus von 0,8 Prozent. Die Beitragseinnahmen wuchsen im selben Zeitraum um ein Prozent auf nun 19,2 Milliarden Euro.
Wachsen konnte vor allem der Bestand an Direktversicherungen: Er stieg 2020 um 0,9 Prozent von 8,49 auf 8,57 Millionen Verträge. Auch die Zahl der Rückdeckungsversicherungen (z.B. von Direktzusagen oder Unterstützungskassen) wuchs um 60.000 Verträge auf nun 3,58 Millionen. Rückläufig entwickelte sich hingegen der Vertragsbestand bei den Pensionskassen: Gab es in diesem Segment 2019 noch 3,68 Millionen Verträge, sank diese Zahl im vergangenen Jahr auf 3,63 Millionen.
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Invaliditätsabsicherung
Viele Versicherer hatten im Laufe des vergangenen Jahres bereits verkündet, dass die Kunden offenbar unter dem Eindruck der weltweiten Corona-Pandemie verstärkt darauf bedacht waren, ihre Arbeitskraft abzusichern. Gestützt wird dieser Eindruck nun durch die offiziellen statistischen Daten des Versichererverbands: So stieg der Bestand an Invaliditätsversicherungen (nur Hautversicherungen), also unter anderem Berufsunfähigkeits- und Dread-Disease-Policen, von 5.014.000 im Jahr 2019 auf 5.229.000 im Jahr 2020 – ein Plus von 4,3 Prozent.
Auch beim Neugeschäft konnten die Invaliditätsversicherungen zulegen: Wurden 2019 434.309 Policen neu abgeschlossen, waren es im vergangenen Jahr 450.957 Policen. Damit entfielen 9,7 Prozent des gesamten Neugeschäfts auf die Invaliditätsversicherungen – 2019 waren es noch acht Prozent gewesen.
Betrachtet man nur das Neugeschäft nach laufenden Beitragszahlungen ist der Anteil der Invaliditätsversicherungen noch einmal wesentlich höher: So entfielen auf sie 13,4 Prozent des Neugeschäfts und 11,3 Prozent der laufenden Beiträge (rund 416 Millionen).
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Staatliche geförderte Altersvorsorge
Die Situation der Riester-Rente gilt als schwierig – eine Einigung, wie es mit ihr in Zukunft weitergehen soll, steht weiterhin aus und wird in dieser Legislaturperiode auch nicht mehr erfolgen. Wie hoch der Reformbedarf ausfällt, zeigt ein Blick in die aktuelle Statistik: So sank der Bestand an Versicherungs-Riester-Verträgen im vergangenen Jahr um gut 75.000 Verträge (-0,8 Prozent) auf 10.445 Millionen. Auch das Neugeschäft ging weiter zurück: So wurden 2020 noch rund 277.000 neue Riester-Verträge abgeschlossen – ein Minus von 5,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zum Vergleich: 2010 wurden insgesamt 981.000 und damit fast viermal so viele neue Versicherungs-Riester-Verträge neu abgeschlossen.
Erfreulicher entwickelt sich hingegen die sogenannte Basis-Rente. Deren Bestand erhöhte sich im vergangenen Jahr um 3,2 Prozent auf nun 2.396.100 Verträge. Auch beim Neugeschäft verzeichneten die Versicherer ein Plus: 2020 wurden 85.100 neue Basis-Renten abgeschlossen – damit wuchs das Neugeschäft gegenüber dem Vorjahr noch einmal um 1,7 Prozent. Nachdem das Neugeschäft über Jahre rückläufig war, konnte es damit im zweiten Jahr nacheinander wieder zulegen.
Der Gesamtbestand an Basisversicherungen stieg gegenüber dem Vorjahr um 3,2 Prozent auf nun 2.396.100 Verträge.
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Rentenversicherungen im Aufwind
Die Altersvorsorge scheint bei den Deutschen immer stärker im Fokus zu stehen: Von den 82 Millionen Lebensversicherungen, die die einzelnen Versicherer im Bestand haben, entfallen 55,7 Prozent auf Rentenversicherungen. So entfallen 55,7 Prozent des Gesamtbestandes auf Rentenversicherungen, während auf die Kapitallebensversicherung 28,6 Prozent, auf die Risikoversicherungen 15,7 Prozent entfallen.
Damit setzt sich die Entwicklung der vergangenen Jahre weiter fort. Zum Vergleich: 2005 betrug der Anteil der Rentenversicherungen am Vertragsgesamtbestand noch 26,1 Prozent, während auf die Kapitallebensversicherungen fast zwei Drittel aller Verträge (58,6 Prozent) entfielen. Mittlerweile – 15 Jahre später – hat sich das Verhältnis indes beinahe komplett ins Gegenteil gedreht.
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