Tarifrunde Innendienst: Forderung „deutlichst zu hoch“
Aktuell streiten Gewerkschaften und Arbeitgebervertreter wieder über höhere Gehälter für die rund 170.000 Innendienst-Angestellten der Versicherungsbranche. Dabei ist gestern in Hannover die zweite Verhandlungsrunde für einen neuen Tarifvertrag zu Ende gegangen – ohne eine Einigung zwischen den Parteien.
Als größte Gewerkschaft am Verhandlungstisch hatte die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) ihre im April beschlossenen Forderungen wiederholt:
ver.dis Forderungen nicht im Rahmen
Die von Dr. Andreas Eurich, Vorsitzender des AGV und Vorstandsvorsitzender der Barmenia Versicherungen, geleitete Verhandlungskommission des Arbeitgeberverbandes wies ver.dis Forderungen als „deutlichst zu hoch“ zurück. Sie spiegele nicht die Rahmenbedingungen wider, in der sich die Branche befinde.
Eurich verwies auch auf die Vorbelastung für das laufende Jahr. Die letzte Tariferhöhung war erst zum 01. Dezember 2018 erfolgt. Die letzte Einigung hatte sich so zäh wie schon lange nicht mehr gestaltet. Im Mai und Juni hatten tausende Innendienst-Angestellte gestreikt. ver.di hatte zwischenzeitlich sogar die Verhandlungen als gescheitert erklärt.
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Die Arbeitgeberseite machte den Gewerkschaften (ver.di, DHV und DBV) ein Angebot, das fünf Monate ohne Tariferhöhung vorsieht (der bisherige Tarifvertrag endete zum 31. August 2019). Zum 01. Februar 2020 sollen die Tarifgehälter dann (einschließlich Tätigkeits- und Verantwortungszulagen) um 1,7 Prozent angehoben werden.
Das AGV-Angebot sieht noch zwei weitere Erhöhungsschritte vor: Zum 01. Februar 2021 um weitere 1,2 Prozent und zum 01. Februar 2022 um weitere 1,1 Prozent. Die Laufzeit des neuen Tarifvertrags würde damit, ausgehend vom 01. September 2019, insgesamt 34 Monate betragen.
Zudem stellte der AGV die folgenden sogenannten „Mantelforderungen“:
„Wir akzeptieren keine Verschlechterungen“
Diese Forderungen lehnt ver.di ausdrücklich ab. „Wir akzeptieren keine Verschlechterungen im Manteltarifvertrag im Austausch gegen ein Gehaltsangebot", betonte ver.di-Verhandlungsführerin Martina Grundler.
Zur angebotenen Tariferhöhung sagte Grundler: „Die Versicherungsangestellten erwarten von ihren Arbeitgebern, dass sie für ihre gute Arbeit eine entsprechende Anerkennung erhalten und ihnen Respekt entgegengebracht wird. Das vorgelegte Angebot widerspricht den Erwartungen immens." Schließlich würden die Beschäftigten mit immer höheren Leistungen und einer Arbeitsverdichtung die Gewinne der Branche erwirtschaften, so die Gewerkschafterin.
In der nächsten Tarifrunde fordert ver.di ein „verhandlungsfähiges Angebot“ von der Arbeitgeberseite. Die nächste Runde wird am 29. November in München stattfinden.
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