Vorzeitiger Ruhestand: Zahl der Rentner mit 63 deutlich angestiegen

Während die Diskussion um eine Anhebung des Renteneintrittsalters weiter anhält, entscheiden sich immer mehr Deutsche für die abschlagsfreie Rente mit 63. Die Kosten für den Bund übertreffen mittlerweile die ursprünglichen Kalkulationen.

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12:11 Uhr | 21. November | 2022
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Immer mehr Deutsche wollen so früh wie möglich in den Ruhestand wechseln. Die Kosten für die Rente mit 63 übersteigen mittlerweile alle Erwartungen. Bild: Onfokus

Die Reihen von Ökonomen und Arbeitgeber-Vertretern, die zum Ausgleich der Rentenlücke längere Wochenarbeitszeiten oder eine Anhebung des Renteneintrittsalters fordern, werden gefühlt mit jedem Monat länger. Die Einstellung der Deutschen zeigt derweil in eine ganz andere Richtung: Immer mehr Bundesbürger haben den Wunsch nach einem frühzeitigen Renteneintritt. Die Zahl der Menschen, die mit 63 die abschlagsfreie Rente beziehen, ist erheblich angestiegen. Nach einem Bericht der „Bild“-Zeitung, der sich auf aktuelle Zahlen der Deutschen Rentenversicherung beruft, bezogen Ende Juli 1,99 Millionen Senioren die abschlagsfreie Rente – das sind 400.000 mehr, als der Bund bei Einführung der „Rente mit 63“ im Jahr 2014 erwartet hatte.  

Hohe Renten für die vorzeitigen Rentenbezieher

Insgesamt kamen im vergangenen Jahr 268.957 neue Bezieher der „Rente mit 63“ hinzu. Dies entspricht 26,3 Prozent aller Neurentner – ein Rekordwert. Dementsprechend stiegen die Ausgaben für den Bund. Im Juli gab die Rentenkasse allein für die vorzeitigen Rentenbezieher 3,4 Milliarden Euro aus.

Wer die Rente mit 63 ohne Abschläge beziehen will, muss mindestens 45 Beitragsjahre in die Rentenkasse eingezahlt haben. Wegen dieser langen Beitragszeit fielen im vergangenen Jahr die durchschnittlichen Bezüge trotz des früheren Renteneintritts besonders hoch aus: Im Schnitt bekamen Neurentner 1.644 Euro (Ost: 1.350 Euro) aufs Konto überwiesen, bei Neurentnerinnen lag der Betrag bei 1.220 Euro (Ost: 1.286 Euro) im Monat. Zum Vergleich: Bei männlichen Neu-Ruheständlern liegt die Altersrente im Langzeitdurchschnitt bei 1.218 Euro (Ost: 1141 Euro), bei Frauen beträgt sie 809 Euro (Ost: 1070 Euro).

Dabei ist das durchschnittliche Renteneintrittsalter bei der abschlagsfreien Rente seit deren Einführung im Juli 2014 angestiegen. So liegt es beispielsweise für den Jahrgang 1958 mittlerweile bei 64 Jahren. Wie der „Spiegel“ schreibt, würde nach einer Umfrage des Demografie Netzwerks aktuell mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer gerne mit 62 Jahren oder früher aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Lediglich 10,7 Prozent hätten die Absicht, bis zum Alter von 67 oder darüber hinaus zu arbeiten.

Altersgrenze soll 2026 überprüft werden

Wie das Magazin weiter berichtet, plant die Deutsche Rentenversicherung (DRV) angesichts der drohenden Rentenlücke und des Fachkräftemangels, im Jahr 2026 die gültige Rentenaltersgrenze noch einmal zu überprüfen. Eine Anhebung der Grenze sei aber nicht der einzige Weg, um auf den Arbeitskraftmangel zu reagieren. Die Lücke ließe sich laut DRV auch durch mehr Zuwanderung und ein stärkeres berufliches Engagement von Frauen schließen.